Der Stern von Heiligkreuz
Autor: Gerd Schaar
Wartmannsroth, Donnerstag, 26. November 2015
Karl Müller unterstützt die dringend nötige Sanierung der 800 Jahre alten Kirche im Dorf: Er schreinert Sterne aus Holz. Der Erlös aus dem Verkauf geht als Spende an die Kirchengemeinde.
Die Adventszeit beginnt. Da stehen Weihnachtsbotschaften und Kirchenbesuche im Blickfeld. Letztere können leider nicht in Heiligkreuz stattfinden, wo das evangelische Kirchengebäude immer noch auf seine seit Jahren anstehende Sanierung wartet. Das hat auch Freizeitschreiner Karl Müller längst mitbekommen und jetzt mit dem greifbaren Projekt "Ein Stern für die Kirche in Heiligkreuz" wieder Holz für den Benefiz-Zweck in seine Hände genommen.
Handgefertigte Unikate
Die individuelle Maserung jedes einzelnen Holzsterns verleiht diesem Exponat den Charakter der Einmaligkeit. Müller hat in seiner Werkstatt in Wartmannsroth jedes Stück selbst von Hand bearbeitet. So können die etwa 18 Zentimeter großen Sterne getrost als Unikate bezeichnet werden. Der Heiligkreuzer Stern hat unregelmäßige Zacken.
Am längsten Zacken ist ein kleines Loch für den Bändel zum Aufhängen. Der Bändel ist schon eingefädelt. "Diese Sterne passen hervorragend an den Weihnachtsbaum", ist Müller überzeugt."Trotz erwarteter Zuschüsse sind wir auf Spenden angewiesen", erklärt der evangelische Pfarrer Thomas Braun, die Gesamtsumme des Sanierungsprojekts betrage rund 150 000 Euro. Freilich beteilige sich die Landeskirche mit einem Löwenanteil von 100 000 Euro. Vom Gemeinderat Wartmannsroth gibt es heuer einen Beschluss aus dem Februar über 15 000 Euro Zuschuss, dessen Auszahlung von einer funktionierenden Finanzierung des Sanierungsprojekts abhängt. Vom Denkmalschutz hofft Braun mit einer ähnlichen Summe aus verschiedenen Ämtern. Bleibe also eine noch durch Spenden abzudeckende Finanzlücke von etwa 20 000 Euro, sagt Braun.
Auf Adventsmärkten
"Der komplette Erlös aus dem Verkauf der Heiligkreuzer Sterne fließt diesem Kirchenprojekt zu", bestätigt Müller. So freut sich der Pfarrer über die Holzsterne, deren Verkauf - das Stück für vier Euro - auf den Adventsmärkten helfen soll, das Finanzierungsloch zu verkleinern. In der Metzgerei Schumann in Weißenbach und in der Bäckerei Hartmann in Detter stehen Spendendosen, denn dort werden die Sterne ebenfalls zu haben sein. Braun: "Außerdem haben wir schon einige großzügige Spendengeber gefunden für das Sanierungsprojekt in der evangelischen Kirchengemeinde Heiligkreuz, die mit zurzeit 37 Mitgliedern zu den kleinsten in Bayern zählt."Mittlerweile habe es schon Spendenaktionen für das Projekt bei mehreren Wirtshaus-Singen in der alten Schule Heiligkreuz mit Verkauf von Müllers Holzengeln gegeben, sagt Braun.
Am ersten Adventssonntag um 15 Uhr werde es dort wieder ein solches Ereignis geben, bestätigt der Pfarrer. Freilich werden dort Müllers Heiligkreuz-Sterne zu erwerben sein. "Es läppert sich, aber es braucht seine Zeit", so Braun. Müller verspricht sich einen großen Erfolg auf dem Hammelburger Weihnachtsmarkt, wo er seine Sterne bei der Schreinerei Fischlein ("Holz in Form") anbieten wird. Wenn auch dort die Heiligkreuzer Sterne ihre neuen Besitzer finden, werde hoffentlich ordentlich Geld in die Spendenkasse gespült, so Müller.
Kleinod der Rhön
Die Heiligkreuzkirche sei rund 800 Jahre alt, hat Braun in seinen Unterlagen recherchiert. Sie diente den Kreuzberg-Wallfahrern im hohen Mittelalter als willkommene Zwischenstation, um zu beten und sich seelisch zu stärken.
Mit der thüngischen Herrschaft kam der Protestantismus Ende des 16. Jahrhunderts nach Heiligkreuz. Nur der älteste Teil im Bereich des Chorraums ist noch das Original des Ursprungsbaues. Der Turm kam später hinzu.Die Heiligkreuzer Kirche strahlt als Kleinod in der Rhön den Charme der Einmaligkeit aus und zieht die Blicke der Besucher magisch an. Pfarrer Braun bewundert die Holzarbeiten im Innern: "Die Sitzbänke sind einfach und grob aus dem Baum herausgehauen. Da ist nichts verschnörkelt. Das ist ehrliches Handwerk. Es passt an diese Stelle."
Feuchtigkeit in den Grundmauern macht seit Jahren dem Bauwerk zu schaffen. Auch die Holzbänke und die hölzerne Empore sind betroffen. Es ist längst Zeit für eine Sanierung zur Erhaltung der Bausubstanz.