Druckartikel: Das Weinfest des FC Hammelburg hat eine lange Tradition

Das Weinfest des FC Hammelburg hat eine lange Tradition


Autor: Arkadius Guzy

Hammelburg, Mittwoch, 09. Juli 2014

Der FC Hammelburg veranstaltet sein Weinfest nun bereits zum 50. Mal. In den Anfangsjahren hatte dieses in der Gegend noch Ausnahmecharakter.
"Weinmarkt" auf dem Marktplatz im Jahr 1976 Fotos: Archiv


Der Veranstaltungskalender war 1965 noch nicht so dicht gepackt wie heute. "Weit und breit gab es nicht so viele Weinfeste wie jetzt", sagt Edgar Hirt. Es gab kein "Wein- und Gaumenfreuden", kein Hofschoppenfest des Winzerkellers und keine Straßenweinfeste in den Stadtteilen. Das "einzige und bekannteste" in der Hammelburger Gegend war lange Jahre das Weinfest des FC.

Hirt, damals frisch gewählter Vorsitzender des Vereins, regte 1965 das Weinfest an, das seitdem jedes Jahr und nun bereits zum 50. Mal stattfindet. Die Veranstaltung sollte dem Verein Einnahmen über den reinen Spielbetrieb hinaus beschaffen, wie der 81-Jährige erzählt. Einen Unterstützer für seine Idee fand er in seinem Stellvertreter, Erich Schneider. Der Verein bot den Gästen Wein und Musik - allerdings nicht auf dem Marktplatz, sondern im Saal der einstigen Landwirtschaftsschule.

Soldaten dekorieren

Bereits für das dritte Weinfest 1967 brauchten die Organisatoren zusätzlichen Platz. Schneider rief einige seiner Bundeswehrkameraden zusammen. Sie schmückten das Remter des Rathauses, das sich zu der Zeit im Umbau befand. "Ich hatte zwei Dekorateure unter den Kameraden. Sie bauten heimlich ein Gestell, um das Remter in eine Weinlaube zu verwandeln", erzählt Schneider.

Er und Hirt setzten im folgenden Jahr durch, dass der Verein den Keller unter dem Roten Schloss für das Weinfest nutzt. Die Fußballer mussten den Keller aber zuerst ausräumen. Schneider berichtet: "Es war viel Arbeit. Schutt, Kohlereste und verfaulte Kartoffeln lagerten unter dem Schloss." Die Helfer konstruierten eine Rutsche, um die Eimer mit dem Unrat leichter hinaufziehen zu können. Strom und Wasser mussten die FCler auch noch verlegen.

Die Mühen lohnten sich: Mehr als 1000 Gäste konnten in den unterirdischen Räumlichkeiten bewirtet werden - auch wenn die steile Kellertreppe für manchen weinseligen Besucher ein unüberwindbares Hindernis auf dem Heimweg bildete. "Wir haben einige rausgetragen. Was meinst du, was damals gesoffen wurde", sagt Schneider.

Schneider gehört nicht nur zum Gründungsduo des Weinfests, er moderierte die Veranstaltung auch viele Jahre lang. "Die haben meine Schnauze gebraucht", meint der heute fast 84-Jährige.

Ausflügler reisen an

Immer mehr Auswärtige zählten zu den Besuchern, wie ein Zeitungsbericht von 1974 feststellte. Busse mit Vereinsausflüglern reisten an, berichtet Hirt. Das ist heute bei der Vielzahl an Veranstaltungen vorbei. Dennoch wird das Weinfest schon mal als Ort für das eine oder andere Klassentreffen genutzt.

Sonntags fand ein "Weinmarkt" auf dem Marktplatz statt. Am Brunnen, in dem die Bocksbeutel gekühlt werden konnten, war ein Probierstand aufgebaut.

Als Mitte der 70er Jahre die Winzergenossenschaft die Kellerräume pachtete, musste der Verein einen neuen Veranstaltungsort suchen. Die Lösung: Ein Festzelt auf dem Bleichrasen. Das schien eine gute Idee, zumal es bekanntlich regnet, wenn das Weinfest stattfindet. Schneider: "Einmal ging ein Sturm über das Zelt. Das Publikum half mit es festzuhalten."

1993 fand das Weinfest auf dem Marktplatz seinen endgültigen und idealen Veranstaltungsort, wo es immer noch viele Besucher anzieht.