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Das "Gänsbrünnle" plätschert wieder


Autor: Winfried Ehling

Obererthal, Montag, 25. April 2022

Ob der Brunnen Trinkwasser spendet, ist noch nicht sicher. Aber schon früher haben die Feldarbeiter vom alten Gänsbrunnen getrunken, wie Einheimische berichten. Warum es ihnen so wichtig war, die Quelle neu zu fassen.
Nobert Schneider und Edwin Weigand (von links) waren die Initiatoren beim Bau des neuen  "Gänsbrunnen", der mit wenig Geld, aber viel Idealismus entstanden ist.


Der Name verrät es schon: Am Gänsbrunnen trank das Federvieh, das einst auf dem Gänserasen weidete. Doch nicht nur Gänse und Wildtiere labten sich an am klaren Wasser, wie Norbert Schneider sich erinnert. "Wenn wir auf dem Feld arbeiteten und der Most ging aus, holten wir uns Wasser aus dem Gänsbrünnle."

Nach der Flurbereinigung die viele kleine Parzellen zusammenfasste, mitten in einer Wiese gelegen, versickerte das Wasser einfach im Boden. Das gefiel Norbert Schneider und Edwin Weigand nicht und sie gingen daran, die Quelle, die im naheliegenden Wald entspringt, andernorts wieder in einen Brunnen zu fassen.

"Wir hatten im vorigen Jahr die Vision, den Brunnen an anderer Stelle, neben dem Flurweg, zu errichten", bestätigen die traditionsbewussten Erbauer. Doch so einfach drauf loslegen war nicht möglich. Zunächst informierte das Duo die Stadt von seinem Vorhaben. Die Genehmigung in der Tasche, beauftragten sie Sebastian Vogt, den Besitzer eines Mini-Baggers, dem die Stadt den Kraftstoff zahlte. Vogt hob den Graben aus, in dem von der Quelle bis zum neuen Brunnen ein Zoll-Schlauch auf etwa 100 Meter verlegt wurde.

Wer einen Brunnen baut, braucht Steine. Roter Sandstein, der gut zu bearbeiten ist, fanden Schneider und Weigand im Städtischen Bauhof und anderswo. Die Steine schlugen sie passend und vermauerten sie. Hinzu kam ein Podest und eine Sitzbank, die Bruno Weigand beisteuerte. Was noch fehlte war eine Abdeckung. Dafür fanden die Initiatoren bei der heimischen Schlosserei von Georg Brust ein offenes Ohr.

Für die Gravur sprang der Besitzer des Steinfachbetriebs in Westheim, Elmar Herterich, ein. "Wir haben alle Utensilien regelrecht zusammen gefochten", sagen die Brunnerbauer und lächeln verschmitzt. Offen ist noch, ob das Gänsbrünnle-Wasser als Trinkwasser durchgeht. Für die Wild- und Haustiere ist es in jedem Fall an heißen Tagen eine Erfrischung.

Mehrere Wochen Plackerei haben sich schließlich gelohnt. Der Gänsbrunnen ist allerdings nicht der erste seiner Art, den Schneider und Weigand erbauten. Einige 100 Meter weiter im Wald steht ein zweites Exemplar, der nach dem Flurnamen benannte "Tränkschlag-Brunnen". Im "Tränkschlag" unterhielt ein Würzburger Jagdpächter seine Jagdhütte, der eine Quelle gerne gefasst haben wollte. Norbert Schneider und Edwin Weigand waren die Richtigen für diesen Job. Seit dem Jahr 2017 verfügt der Jagdpächter jetzt über Wasser.

Was den Gänsbrunnen betrifft, hoffen die beiden Erbauer, dass bald eine Segnung oder Einweihung folgt, was den Obererthalern nach den veranstaltungsarmen Jahren sicher nicht ungelegen kommt.