Damit die Wein-Tour zum Erlebnis wird
Autor: Gerd Schaar
Hammelburg, Sonntag, 03. April 2016
Künftige Gästeführer machen bei ihrer Ausbildung Station in Hammelburg. Helmer Vogel erklärt seine Bachrezept-Methode.
Zu einem Seminar in Sachen Weinerlebnis trafen sich über 30 Gästeführer aus ganz Unterfranken in Hammelburg, dem ältesten Weinort Frankens. Bürgermeister Armin Warmuth (CSU) hieß die Teilnehmer und Seminarleiter Dr. Helmer Vogel, Geografie-Didaktiker von der Uni Würzburg, mit Hinweis auf das 1300-jährige Stadtjubiläum herzlich willkommen. Bei ihrer Tour durch Hammelburg erfuhren sie, was eine Backanleitung mit der perfekten Führung zu tun hat.
"Wir sind stolz auf unsere Tradition und Geschichte, die eng mit dem Weinanbau verbunden ist", sagte Warmuth. Er ist stolz, dass die Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (LWG) ihre Gästeführer-Anwärter auch in das abseits der Mainschleife gelegene Hammelburg schickt.
Damit lief er bei Vogel offene Türen ein: "Gerade der frankenweite Austausch der Weinregionen soll sich bei den Gästeführern und vor allem bei den Zuhörern im Bewusstsein breit machen", sagt Helmer Vogel. Er befürworte den regen Austausch der Tourismusziele, wie zwischen den Weinhochburgen der Mainschleife und der fränkischen Saale.
Erlebnis Weinberg
Wie ein Rundgang durch die Weinstadt Hammelburg vonstatten geht, führten die ansässigen Gästeführer Elisabeth Assmann und Reiner Stein vor. Sie präsentierten Vorträge im Weinkeller des Roten Schlosses, in der Altstadt und auf den Weinbergen. Dabei fehlte es nicht an anschaulichen Geschichten aus der eigenen Erlebniswelt, die bei den Zuhörern offensichtlich gut ankamen, wie die Beifallskundgebungen bewiesen.
Als Reiner Stein ein spezielles Eisenstück für den Anbau des heimischen Weins zeigte oder Elisabeth Assmann Weingeschichten aus der eigenen Jugendzeit vortrug - die Zuhörer hingen an den Lippen der Gästeführer.
Das wollen die Gäste
"Solch anschauliche Präsentationen wollen die Gäste", machte Vogel im theoretischen Teil des Seminars deutlich. Anhand seiner "Käsekuchen-Didaktik" lieferte er anschaulich eine Rezept-Anleitung darüber, wie eine interessante Führung zu gestalten sei. "Angenommen, Sie haben noch nie einen Käsekuchen gebacken, dann brauchen Sie doch zuerst ein Rezept mit den Mengenangaben der Zutaten sowie einen Verarbeitung- und Zeitplan und das nötige Werkzeug einschließlich der Backofen-Temperaturangabe."Ähnlich wie ein Kuchenbackrezept sei eine erfolgreiche Gästeführung strukturiert. Sie weise die angepasste Informationsauswahl auf, glänze durch greifbare Hilfsmittel (wie zum Beispiel das oben genannte Stück Eisen) und vor allem besitze sie eine leicht nachvollziehbare Struktur. "Das ist Ihr roter Faden für eine erfolgreiche Führung", sagte Vogel. Und dieser Faden habe Punkte, an denen während der Führung angehalten und schwerpunktmäßig erklärt werde. Dass jede Exkursion auch auf die Grundbedürfnisse der Zuhörer Rücksicht nehmen sollte, machte Vogel anhand des Toilettenproblems deutlich: "Irgendwann muss jeder mal müssen oder hat Durst und Hunger, also planen Sie das ein", empfahl Vogel. Der Weinkeller im Roten Schloss lieferte das passende Ambiente, um einen guten Tropfen des Hammelburger Weins zu verkosten und um die neu kreierte fränkische Bocksbeutelflasche vorzustellen.
Gästeführer als Vermarkter
"Der ,Gästeführer Weinerlebnis' ist Bindeglied zwischen Winzer, Weinbaugemeinde und dem Gast. Er kann dem Gast einen neuen Zugang zum Wein, seiner Region und seinen Menschen ermöglichen und Wissenswertes und Informatives erlebnisorientiert vermitteln. Als Partner der Winzer tragen die Gästeführer zur Arbeitsentlastung in der Vermarktung und Kundenbetreuung bei. Der Weintourismus wird durch die Tätigkeiten der Gästeführer spürbar belebt", umschreibt die LWG den Funktionsbereich auf ihrer Homepage. Die Seminarteilnehmer sind heuer von März bis Oktober an verschiedenen Orten Unterfrankens im Einsatz. Am Ende legen sie eine Prüfung ab, die sie als kompetente Weinerlebnis-Gästeführer ausweist.