Dachbodenfunde unter der Lupe
Autor: Arkadius Guzy
Hammelburg, Freitag, 08. Sept. 2017
Das Team des Stadtmuseums organisiert eine Objektbegutachtung für Kuriositäten. Die Besitzer bringen Bilder, einen Tornister und ein rätselhaftes Rollholz.
Ein Pfau mit ausladendem Gefieder beherrscht einen Ast als seine Bühne. Das Bild ist nicht gemalt, sondern gestickt. Mehr als das Augenscheinliche weiß Doris Aulig nicht über das ungewöhnliche Dekorationsstück. Bei der Objektbegutachtung des Stadtmuseums will sie mehr erfahren.
Das Bild haben sie in dem Haus vorgefunden, dass sie 2011 gekauft haben, erzählt Aulig. Der Pfau ist "aufwendig genäht", sagt Museumsleiterin Elfriede Böck, nachdem sie sich das Werk angeschaut hat - wahrscheinlich auf Seide. Es sei dezidiert als Wandbild hergestellt worden. Böck tippt auf die 1950er Jahre.
"Interessant wäre es zu überprüfen, ob die Stickerei per Hand oder maschinell hergestellt wurde", erklärt Böck. Doch dafür müsste der auf der Rückseite genagelte Rahmen aufgemacht werden. Die Besitzer kann sich daher zu Hause mit dem Werk noch etwas beschäftigen, zumal es wirkt, als wären Teile der Stickerei in den Rahmen gefaltet und nicht zu sehen.
Aulig hat aber noch mehr mitgebracht: einen mit Fell bespannten Tornister ihres Großvaters. Hinten auf dem Leder ist eine kleine Hersteller-Marke mit Reichsadler und Hakenkreuz zu erkennen. Ihr Großvater sei im Russlandfeldzug gewesen, sagt Aulig. Er habe Nachrichten übermittelt. Der Tornister gehörte also zur soldatischen Ausrüstung. Böck empfiehlt, sich mit der Lehrsammlung auf dem Lagerberg in Verbindung zu setzen, um sich nach der militärgeschichtlichen Bedeutung des Rucksacks zu erkundigen.
"Meine Mutter hat mir aufgetragen nachzufragen, was es sein könnte", sagt Harald Fischlein. Er reicht Böck einen nudelholzähnlichen Gegenstand. Dieser besteht aus vier einzeln beweglichen Gummirollen, die ein eingearbeitete Muster tragen. Die anderen Teilnehmer spekulieren: Ist es ein Malerwerkzeug? Ist es ein Backutensil? Doch dafür scheint die Rolle etwas unpraktisch. Böck will die Funktion später nachrecherchieren.
Bei einem anderen Gegenstand, einem flachen Holzschlegel ist sie sich dagegen sicher: Es wurde zur Flachsbearbeitung, zum Brechen der Stängel verwendet. Die Verzierungen an der Oberseite deuten für sie aber darauf hin, dass das Exemplar nie benutzt wurde, sondern nur Dekorationszwecke erfüllte.
Auch mehrere Bilder liegen nach und nach auf den Tischen, um begutachtet zu werden. Eine Frau packt zwei Landschaftsgemälde aus ihrem Auto. Das eine Ölbild zeigt ein Getreidefeld, das andere eine Waldansicht. Mit der Lupe entziffert Böck jeweils die Signatur.
Die Malereien stammen wohl aus den 1920er Jahren. "Solche Bilder haben ihre Zeit", meint Böck. Bei jüngeren Leuten wären sie als Kontrast zur modernen Einrichtung sogar wieder beliebt. Die Besitzerin, die die Bilder von den Schwiegereltern übernommen hat, hat sie heute nicht mehr im Haus hängen. Auf dem Weg zurück zu ihrem Auto sagt sie: "Dann hebe ich sie noch ein bisschen auf."
Einen Sammler regionaler Künstler führt Böck auf die Spur von Heinz Kistler. Villeicht gehört das unsignierte Aquarell, eine Ansicht von Trimberg, zu einem frühen Werk des Rhöner Landschaftsmalers. Den Namen der signierten Bilder will Böck nachforschen. Die Besitzer können in den kommenden Tagen noch mehr erfahren.