Im August brannten in der Altstadt zwölf Autos und eine Mülltonne, im Oktober gab es eine Hausdurchsuchung bei einem Verdächtigen. Das Gutachten des Landeskriminalamtes steht noch aus, die meisten Schäden sind behoben.
Der Schreck war groß: "Die ersten drei Wochen danach konnte ich gar nicht schlafen", erinnert sich Renate Kussius an die Brandserie in der Nacht auf den 24. August in der Hammelburger Altstadt. Ein bislang Unbekannter steckte zwölf Fahrzeuge und eine Mülltonne in Brand, verursachte insgesamt rund 250 000 Euro Schaden. Bei Renate Kussius brannte ein Anhänger vor dem Haus. Noch bevor sie das selbst bemerkte, löschte die Feuerwehr den brennenden Reifen in der Wankelstraße. Die Polizei und rund 80 Feuerwehrleute hatten nach den ersten Bränden die Gassen abgesucht. "Der Anhänger war mit Holz beladen, wenn die Feuerwehr fünf Minuten später gekommen wäre, hätte vermutlich alles lichterloh gebrannt", sagt Renate Kussius.
An dem warmen Abend hatte die Hammelburgerin ihr Fenster geöffnet, Ruß und Qualm breiteten sich in der Wohnung aus. Aber nicht nur deshalb schlief sie in den Wochen nach der Brandserie so schlecht: "Ich bin bei jedem Geräusch aufgesprungen", erzählt Renate Kussius. Mittlerweile sei die Angst verflogen, aber: "Wir stellen auf jeden Fall keinen Anhänger mit Holz mehr vors Haus."
Gummi tropfte auf Pflastersteine
Die Schäden beschäftigen Renate Kussius bis heute: "Den Schaden am Haus hat die Versicherung übernommen", ist die Geschädigte erleichtert. Innen ist frisch tapeziert, aber die vom Gummi verklebten Pflastersteine müssen noch ausgetauscht und die Hauswand verputzt werden. Auf dem Schaden von rund 140 Euro für einen neuen Anhängerreifen und das Abschleppen dagegen bleibt die Familie Kussius vermutlich sitzen. Umso gespannter ist sie, ob der Täter gefasst wird.
"Es gibt einen dringend Tatverdächtigen", teilt Andy Laacke vom Polizeipräsidium Unterfranken mit. Im Oktober habe es eine Hausdurchsuchung gegeben, zum genauen Ort macht die Polizei keine Angaben. Allerdings ist mittlerweile bekannt, dass die Durchsuchung nicht weit von den Brandorten entfernt stattfand. In der Wohnung stellte die Polizei nach eigenen Angaben "Material" fest, das zur Auswertung ans Landeskriminalamt geschickt wurde. "Wir warten noch auf das Ergebnis, erst dann haben wir Gewissheit", sagt Laacke.
Keine weiteren Angaben
Ob es sich bei diesem Material um einen Brandbeschleuniger oder spezielle Chemikalien handelt, sagt der Polizeisprecher nicht. Zum einen verweist er auf "ermittlungstaktische Gründe", zum anderen "wollen wir keine Anleitung zur Nachahmung geben." Bis das Gutachten vorliegt, werde es auch keine weiteren Schritte geben, aber: "Der Verdächtige weiß ja, dass er im Fokus der Ermittlungen steht", hofft Laacke auf eine "präventive Wirkung" der Haus-Durchsuchung.
Fahrzeuge der Post beschädigt
Auch Oliver Ebert, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Hammelburg, hofft, dass es zu keiner Wiederholung der Brandserie kommt. Unabhängig von der konkreten Spur seien in den vergangenen Monaten immer wieder Jugendgruppen gezielt überprüft und befragt worden: "Wir halten die Augen immer offen."
Der höchste Einzel-Schaden ist im Post-Stützpunkt entstanden: "Es wurden fünf Fahrzeuge beschädigt, drei mussten ausgemustert werden und wurden von anderen Standorten ersetzt", berichtet Alexander Böhm, Pressesprecher der "Deutsche Post DHL Group". Zwei wurden repariert. Böhm ist froh, dass weder Personal noch Sendungen betroffen waren. "Über Nacht haben wir grundsätzlich auch keine Sendungen in den Stützpunkten", berichtet Böhm. Weitere Sicherheitsmaßnahmen habe die Post nach der Brandserie in Hammelburg nicht getroffen: "Wir haben schon alles gesichert, aber wenn jemand mutwillig vorgeht, kann man nichts machen." Die Post habe Anzeige gegen Unbekannt gestellt. Dabei gehe es nur um die Fahrzeuge, der Schaden am Gebäude sei Sache des Vermieters.