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Bienenforschung in Aura


Autor: Arkadius Guzy

Aura an der Saale, Mittwoch, 02. August 2017

Im alten Wasserhäuschen und auf einem Firmengelände entsteht in Aura ein ausgeklügeltes Forschungsprojekt.
Eine Biene steuert eine Kornblume an. Die bunte Wiese ist Teil des Projekts. Foto: Arkadius Guzy


Sobald die Sonne die Blüten vom Regen getrocknet hat, beginnen die Bienen über der Blumenwiese am alten Wasserhäuschen zu schwirren. Hartmut Vierle hat die bunte Mischung speziell für die Insekten gesät. Im Wasserhäuschen selbst entsteht ein ganz besonderes Domizil für die Bienen.

Nach Bad Schwartau und Münchsmünster soll Aura der dritte Standort im Verbund der Hobos-Forschungsstationen werden. Hobos (HOneyBee Online Studies) ist das Projekt des renommierten, mittlerweile emeritierten Würzburger Professors Jürgen Tautz. In den Stationen wird ein Bienenstaat mit Kameras und verschiedenen Sensoren beobachtet. Die Daten laufen live ins Internet ein, so dass jeder zum Bienenforscher werden kann.

Im Verdüsungsraum des Wasserhäuschens, wo einst das Brunnenwasser fein versprüht wurde, damit die natürliche Kohlensäure entweicht, soll eine Naturwabe hängen. Sie wird mit Messtechnik bestückt. Vierle ist gerade dabei, das Gebäude vorzubereiten. Die alten Behälter und Pumpen hat er schon herausgeräumt. "Es waren etliche Tonnen Metall, die ich mit dem Plasmaschneider zerkleinert und rausgetragen habe", sagt Vierle. Er betreut die Hobos-Stationen als Techniker.

Der Standort in Aura besteht eigentlich aus zwei Stationen. Die zweite befindet sich auf dem Firmengelände von SVS. In einem kleinen Nebengebäude wartet dort eine große Holzkiste auf ein Bienenvolk. Die Kiste ist schallisoliert. Mikrofone sollen den Geräuschpegel im Bienenstock aufzeichnen. Die Akustik ermöglicht Rückschlüsse über den Gesundheitszustand der Bienen, erklärt Vierle.

Nebenan sitzt Marius Schlereth am Computer. Der Student der Fachhochschule Würzburg/Schweinfurt programmiert im Rahmen seiner Masterarbeit ein Erkennungssystem. Denn einzelne Bienen werden eine Datamatrix aufgeklebt bekommen. Eine Infrarot-Kamera soll den Code beim Einfliegen erfassen und mittels einer Software die Bienen individuell erkennen. Ist das System einmal installiert, lassen sich damit verschiedene Forschungsarbeiten realisieren.

Die Bienen für das Hobos-Projekt liefert Agnieszka Brand. Sie habe im vergangenen Jahr mit drei Völkern angefangen, jetzt habe sie mit Ablegern 22 Völker, sagt sie. Brand hat sich in das Imkerwesen richtig eingearbeitet. Und sie versuche die Bauern zu sensibilisieren, Pflanzen nicht zu spritzen.

Auch Vierle will umfassend auf die Bedürfnisse der Bienen aufmerksam machen. Denn die haben es immer schwerer. Das Wetter macht zum Beispiel zu schaffen: "Richtig kalte Winter sind besser als das Wischiwaschi, das wir zuletzt hatten. Die Bienen kommen nicht richtig zur Ruhe", sagt Vierle. Die Futtersuche ist oft ebenfalls schwierig. Daher zeigt Vierle mit seiner Wiese, wie ein bienenfreundlicher Garten aussieht.

Für die Herrichtung des Wasserhäuschens ist Hartmut Vierle auf Hilfe in Form von Material oder Arbeitskraft angewiesen. Er sucht daher Sponsoren, die das Hobos-Projekt unterstützen wollen. Sie können sich per Mail an vierle@hobos.de wenden. Informationen zu dem Bienenprojekt und Daten aus den laufenden Stationen gibt es im Internet unter www.hobos.de.