Benno Zellhan stapft im Zwielicht nach Feierabend durch das Gehölz am Ufer des Eschenbachs. Der Boden ist aufgeweicht, die Gummistiefel verursachen beim Laufen schmatzende Geräusche. Eigentlich ist der Bach ein kleines, rasch vor sich hin plätscherndes Gewässer. Am Ortsausgang in Richtung Hammelburg, nachdem er die B27 unterquert hat, plätschert es nicht mehr. "Der Eschenbach steht hier seit einigen Wochen fast still", sagt Zellhan. Er wird aufgestaut von mehreren Biberdämmen. Das gestaute Wasser verwandelt den Uferbereich in ein Feuchtbiotop.
Zellhan ist Eigentümer der Alten Mühle, die er seit 15 Jahren als Wasserkraftwerk nutzt. Der Eschenbach stürzt aus sieben Metern Höhe auf eine Ossberger-Turbine und fließt in Richtung B27 ab, zumindest wenn es nicht durch die Biberdämme wenige hundert Meter weiter daran gehindert wird. Wegen Reinigungsarbeiten leitet Zellhan den Bach im Moment um die Mühle herum.
Trotzdem staut sich der Bach über den Abflussgraben bis an das Generatorhäuschen der Alten Mühle heran. "Und das bei Niedrigwasser", sagt Zellhan. "Wenn ich das Kraftwerk auf voller Leistung fahre und der Abfluss nicht gewährleistet ist, fürchte ich Schäden an den Generatoren", sagt er. Dann würde die Wasserkraftanlage überflutet.
Erstes Gespräch findet statt
Die Alte Mühle ist nicht allein betroffen. Kurz bevor der Eschenbach unter der Bundesstraße durchfließt, befindet sich ein Knotenpunkt, an dem laut Zellhan auch ein Regenüberlaufbecken des Abwasserzweckverbandes (AZV) Thulba-Saale sowie städtische Entwässerungskanäle aus den Weinbergen angeschlossen sind. AZV-Leiter Burkard Oschmann befürchtet zwar keine direkten Auswirkungen auf das Regenrückhaltebecken, stimmt den Ausführungen Zellhans aber zu.
Insbesondere der Straßendurchfluss sei derzeit eingeschränkt.
Die Stadt ist zuständig
Die Stadt Hammelburg ist in dem Bereich, in dem der Biber seine Dämme baut, für den Wasserunterhalt und damit auch für den Abfluss zuständig. Dass sich Tiere im Eschenbach niedergelassen haben, war bei der Stadt bis zu einem Schreiben Zellhans vor ein paar Tagen nicht bekannt. Grundsätzlich hat Bürgermeister Armin Warmuth (CSU) das Thema aber auf der Agenda. "Der Biber ist im Bereich der Saale sehr aktiv", berichtet er. Die Tiere verändern zwar das Landschaftsbild, bisher sind ihm aber keine größeren Beschwerden von Anliegern bekannt. Die Befürchtungen Zellhans nimmt er ernst. "Wir werden einen Termin vor Ort vereinbaren", kündigt Warmuth an.
Bereits heute werde es im Lauf des Tages ein erstes Gespräch zwischen der Stadt und der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamts geben.
Naturschutz muss zustimmen
Dass in einem solchen Fall ein Ortstermin mit allen Betroffenen vereinbart wird, ist die Regel, heißt es vom Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen. Dabei wird geklärt, welche Beeinträchtigungen vorliegen und wie eventuell Abhilfe zu schaffen ist. Hierbei gelten strenge Vorgaben, weil der Biber in Deutschland unter Naturschutz steht, betont der Leiter des Wasserwirtschaftsamts Leonhard Rosentritt. "Normal darf man da nicht Hand anlegen", sagt er. Die Untere Naturschutzbehörde müsse allen geplanten Maßnahmen zustimmen.
Dass ein Gewässer wieder abfließt, könne beispielsweise durch den Einbau von Drainagen im Bieberdamm erreicht werden, erklärt Martin Rottenberger, der für Wasserbau und Gewässerentwicklung am Wasserwirtschaftsamt zuständig ist. Im äußersten Fall sei der Damm zu entfernen, in der Erwartung, dass sich der Biber eine andere Stelle sucht, an der vielleicht geringerer Schaden für den Menschen entsteht.