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Bastelkreis löst sich auf


Autor: Arkadius Guzy

Hammelburg, Mittwoch, 02. März 2016

Die ehrenamtliche Gruppe der Pfarrei St. Johannes hat in 40 Jahren 120 000 Euro für Hammelburger Missionare gesammelt.
Die Frauen des Bastelkreises werden sich vor dem Frühjahrsmarkt zum allerletzten Mal treffen. Foto: Archiv/ Arkadius Guzy


Der Bastelkreis der Pfarrei St. Johannes ist seit Jahrzehnten eine der treuesten und rührigsten Hilfsinitiativen. Maria Stöcker hat auf einem Zettel alle Spenden aufgelistet: Mehr als 120 000 Euro sammelte der Bastelkreis für die Hammelburger Missionare. "Es tut mir leid, dass die nun kein Geld mehr bekommen", sagt Stöcker.

Das Bedauern darüber nimmt man ihr ehrlich ab. Stöcker gehört zu den treuen und langjährigen Mitgliedern des Bastelkreises. Sie trat 1977 bei. Vor rund zehn Jahren übernahm sie dann die Leitung. Seitdem organisiert sie die Basteltreffen und fährt auch schon mal die nicht ganz so fitten Mitglieder. Nun zieht Stöcker sich zurück - was sie schon vor einem Jahr machen wollte. Stöcker erklärt: "Ich muss mich etwas um meine Gesundheit kümmern."

Da sich keine Nachfolgerin gefunden hat, bedeutet das zugleich das Aus für die Gruppe. Viele der etwa zehnköpfigen Stammbesetzung sind über 80. Die Älteste ist gar 94 Jahre alt.

Resi Sell gründete den Bastelkreis vor 40 Jahren. Die Gruppe beteiligte sich mit ihren Arbeiten zunächst am Pfarrfest des Klosters Altstadt. Von Anfang an unterstützte der Bastelkreis mit seinen Spenden die Hammelburger Missionare.

In den vergangenen Jahren gehörten Schwester Johannita Sell (Brasilien), Pater Beda Pavel (Tansania) und Pater Franziskus Jank (Südafrika) zu den Empfängern. Früher waren es auch noch Schwester Edelgardis Schmitt (Neuginea), Schwester Longina Hofbauer (Argentinien) und Bruder Edmund Hofbauer (Nordamerika). Die Pfarrei bekam ebenfalls Geld, zum Beispiel für die Heizkosten im Pfarrheim. Der Bastelkreis hatte zwei feste Verkaufstermine: die Adventszeit und den Frühjahrsmarkt.

Am Stand in der Vorweihnachtszeit gingen vor allem die selbst gestrickten Wollsocken besonders gut weg, wie Stöcker berichtet. Von den 120 Paar Socken seien im vergangenen Advent nur fünf oder sechs Paar übrig geblieben. "In den ersten Tagen haben wir nur Strümpfe verkauft", sagt Stöcker. Ein Kunde sei sogar extra aus Gemünden gekommen. "Ich bin bereits gefragt worden: Wo kriege ich jetzt meine Socken her, wenn der Bastelkreis aufhört?", erzählt Stöcker.

Socken, Dekoartikel und Puppenkleider brachten beim vergangenen Weihnachtsmarkt noch einmal eine stolze Summe ein. So konnte Stöcker am Sonntag einen Scheck von 5500 Euro für die Missionare und die Pfarrei ausgehändigt.

Mit der Spendenübergabe ist noch nicht ganz Schluss. Denn am Frühjahrsmarkt am 12. und 13. März gibt es noch Restbestände an Osterkerzen zu kaufen. Die Frauen des Bastelkreises - früher gab es auch mal einige Männer, die Holzartikel zulieferten - treffen sich vorher zu einer letzten Bastelstunde, so wie sie es mehrere Wochen vor den Weihnachts- und Frühjahrsmärkten immer regelmäßig gemacht haben.