Ausstellung über Brot- und Biermarken in der Herrenmühle
Autor: Arkadius Guzy
Hammelburg, Freitag, 17. Juli 2015
Alte Brot- und Biermarken sind unscheinbare Massenware. Doch erzählen sie regionale Wirtschaftsgeschichte, wie eine neue Ausstellung in der Herrenmühle zeigt.
Als Kind hat er bei Festen vom Vater eine Wertmarke bekommen, die er gegen eine Limo eintauschen konnte, erinnerte sich Reimar Glückler im Museum. Chips für Einkaufswagen, Getränkebons und Stempelhefte beim Bäcker sind auch heute noch alltäglich. Sie haben zwei historische Vorläufer: Bier- und Brotmarken.
Die Ausstellung "Wertvoll - Brot- und Biermarken aus Unterfranken" des Bezirks Unterfranken, die nun im Hammelburger Stadtmuseum eröffnet wurde, erläutert die Zusammenhänge. Biermarken spielten vor allem zwischen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und den 1970er Jahren eine Rolle. Vereinzelt nutzen Gasthäuser das Marken-Prinzip bis heute.
"Biermarken wurden benutzt, als es keine Registrierkassen gab", sagte Birgit Speckle, beim Bezirk Unterfranken für Kulturarbeit und Heimatpflege zuständig, bei der Präsentation der Ausstellung.
Die Bedienung kaufte vor Beginn ihrer Schicht dem Wirt eine bestimmte Menge Biermarken ab. Für jedes bestellte Bier legte sie eine Marke auf die Theke oder in einen speziellen Kasten, den Vorläufer der Registrierkasse. Am Ende der Arbeit wurden die Marken gezählt und die Bedienung konnte die Einnahmen abrechnet.
Brotmarken gaben Bäcker an Landwirte oder Müller aus, um einen Teil der Mehlkosten zu begleichen. Die Marken konnten später gegen Brot eingetauscht werden. "Das war eine Form von Kundenbindung", sagte Speckle. Brot- und Biermarken konnten viele Formen haben. Historisch interessant sind diejenigen mit eingeprägten Brauerei- oder Bäckerei namen, weil sie die Existenz der einzelnen Betriebe dokumentieren.
Speckle meinte: "Die Marken erzählen damit ein Stück Wirtschaftsgeschichte."
Die kleine Ausstellung mit vier Vitrinen zeigt eine Jugendstil-Biermarkenkasse, eine Presse zum Glätten von Spielkarten sowie weitere Utensilien aus Gaststätten und Bäckereien. Eva Maria Linsenbreder, stellvertretende Bezirkstagspräsidentin, erwähnte die Internet-Datenbanken des Bezirks, die Hunderte von Brot- und Biermarken für jeden zugänglich erfassen.
Die Ausstellung "Wertvoll - Brot- und Biermarken aus Unterfranken" ist noch bis zum 20. September im Foyer des Stadtmuseums Herrenmühle zu sehen. Die Exponate können zu den regulären Öffnungszeiten besichtigt werden: dienstags bis donnerstags von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 16 Uhr sowie freitags bis sonntags von 14 bis 16 Uhr. Eine gute Gelegenheit zum Besuch der Herrenmühle und der Ausstellung ist das Museumsinsel-Fest: Das Museum ist am Sonntag, 19. Juli, von 11 bis 17 Uhr geöffnet.