Ausstellung im früheren Hammelburger Kaufhaus
Autor: Arkadius Guzy
Hammelburg, Freitag, 11. Oktober 2019
Das Gebäude hat sich schon mehrmals als Ausstellungsort bewährt. Im Erdgeschoss können die Bilder von Ernst J. Herlet ihre ganze Wirkung entfalten.
Sein Galerist wäre froh, wenn er solche Räume hätte, sagt Ernst J. Herlet. Mit seiner Frau Ursula räumt er gerade den Ladenraum im Erdgeschoss des ehemaligen Kaufhauses am Marktplatz auf. Die Wände hat er bereits gestrichen und die Bilder hereingetragen. Ab 18. Oktober darf das alte Kaufhaus sich wieder einmal als zeitweiliger Kunstausstellungsort beweisen.
Gerade für Werke wie die von Herlet bietet das leer stehende Gebäude ausreichend Platz. Denn der 1946 in Schweinfurt geborene Künstler arbeitet mit Großformaten. Die kann er an den Wandflächen gut verteilen, ohne dass sich die Bilder in die Quere kommen. Als Kind hat er schon die Wohnzimmerwand mit der Wagenszene aus Ben Hur bemalt, erzählt Herlet. "Zeichnen war in der Schule immer mein bestes Fach", sagt er.
Für Herlet ist es die erste Ausstellung in der Hammelburger Gegend, in die er mit seiner Frau vor drei Jahren aus Schweinfurt zog. Das Ehepaar wohnt im Haus der früheren Wirtschaft in Windheim. Im ehemaligen Gastraum ist das Atelier aufgebaut.
Auf der Vernissage des Künstlerkollegen Walter Graf, der im vergangenen Jahr an verschiedenen Orten in Hammelburg seine Arbeiten zeigte, wurde Herlet von Vertreterinnen von "Kunst vereint" angesprochen. So kam nun die neue Ausstellung im Kaufhaus zustande.
Präsentiert werden rund ein Dutzend Bilder, die so etwa in den vergangenen zehn Jahren entstanden sind. Der Künstler spricht von einem Geschichtsquerschnitt. In Anlehnung an die Abhandlung "Unzeitgemäße Betrachtungen" von Friedrich Nietzsche hat er seine Werkschau "Zeitgemäße Betrachtungen" betitelt.
Zu sehen ist zum Beispiel ein dreiteiliges Werk, eine Art Triptychon, zu den Ereignissen am Tiananmen-Platz in Peking 1989. Herlet malte das Bild im Jahr 2008, als die olympischen Spielen in der chinesischen Stadt stattfanden. Da sich das Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens vor Kurzem zum 30. Mal jährte hat es für ihn neue Aktualität. Den Mittelpunkt bildet ein Porträt von Mao mit einem Schaf davor. Links und rechts sind Motive zu sehen, die damals durch die Medien gingen, wie der Mann mit Taschen vor einem Panzer. Auf die Bilder sind Blüten aus Geschenkbändern geklebt. Diese symbolisieren, dass man in China von den Geschehnissen nichts wissen will, wie Herlet erklärt.
Die jüngste Arbeit, die 2017 in der BBK-Galerie im Würzburger Kulturspeicher zu sehen war, beschäftigt sich mit der Verzweiflung der Menschen an der Welt. Der Künstler hat sich dazu einen Satz notiert, der ihm als Zeitbeschreibung wichtig ist: "eine Zeit, in der das Selbst die ganze Ressource der infokapitalistischen Verwertung geworden ist". Zwischen Abstraktion und realen Symbolismen bewegt sich der Bildstil Herlets nach Beschreibung seines Galeristen.