Aura: Aladdin mag deutsche Schlager
Autor: Winfried Ehling
Aura an der Saale, Freitag, 01. März 2019
In Aura haben die Frauen die Macht - bei der Weibersitzung. Die Herren der Schöpfung kommen dabei nur in den Saal, wenn sie Tänzer oder Büttenredner sind.
Geballte Frauen-Faschings-Power beherrschte die Weibersitzung in der Festhalle ganz nach dem Motto "Heute sind wir Frauen an der Macht". Die feminine Variante der Auraer Faschingsfreunde holte sich dazu Verstärkung mit den Karnevalisten aus Arnstein, Wiesentheid und weiteren Faschingsvereinen, die die Weibersitzung - die einzige im weiten Umkreis - gelungen mitgestalteten.
Die Damen stehen den männlichen Kollegen in nichts nach. Die "Herren der Schöpfung" bleiben draußen, es sei denn, sie verdingen sich als Akteure oder "Dienstleistende". So kam es, dass die Sprachrohre des Weiber-Elferrats, Katja Graser, Karin Kaiser und Silvia Seufert zwar Prinzessin Johanna mit Blumen begrüßten, ihr Prinz musste jedoch das Damen-Publikum bedienen.
Nach der Begrüßung, den Gäste-Grußworten und dem Ordenstausch, trat das Männerballett aus Arnstein mit dem Tanz "Aladdin" unter die Augen der maskierten Weiblichkeit. Die Mär von der Wunderlampe entpuppte sich als kraftvoll getanztes Panoptikum im Mix deutscher Schlager, die die geheimnisvoll-orientalischen Klänge etwas missen ließen. Dennoch - ein furioser Start.
Männerballetts - nicht -pellets - wie eine Zuschauerin spottete, sind die Highlights einer solchen Sitzung. Dies zeigten im folgenden die agilen "Mexikaner" aus Burkardroth. "Is this the way to Amarillo?" Nein, es ist the Road to Aura. Nachdem es den Auranern partout nicht einfällt eine Mauer gegen Migranten zu bauen, konnten sich die Stammgäste in einem feurigen Sombrero-Spektakel ausleben.
Dazwischen Teenie Amelie Greubel aus Oberthulba in der Umkleide-Kabine einer Klamotten-Kette, wo sie im Spiegel die Teile ihres Körpers entdeckte, zum Beispiel ihre Knie. Sind das Missstände? Mitnichten, wie die gefragte Oma versicherte. "Ein Missstand ist es, wenn du morgens die Bettdecke aufschlägst". Für den Sketch "WC", den die Männer der Faschingsfreunde Aura hinter der Kachelwand inszenierten, brauchte es keine Worte, bestenfalls ein knurrend-erlösendes Stöhnen und die einschlägige Mimik. Die Lachsalven gehörten den "Männeken Piss".
"Jung, dynamisch und viel Bein, das kann nur die Prinzengarde sein". Das Versprechen des Elferrats erfüllte sich in Form eines rassigen Marschsporttanzes der Auraer Prinzengarde, dem rauschender Beifall nicht versagt blieb. Die "Wild Cats" von den Faschingsfreunden legten mit ihrem "Mädelsabend" nach. Heiße Tänze zu noch heißeren Rhythmen feierten fröhliche Urständ beim "Lets go, it's Party-Time".
Und dann war da noch ein gewisser Klaus Bollwein - allein zu Haus. Wie? Der Trenchcoat-Träger ohne seine Mathilde? In der Tat, die Gute weilte im Urlaub. Der Comedian ist nicht verlegen. Er schnappte sich Michaela aus dem Publikum, offensichtlich eine Arzthelferin, die er betändelte und die Story vom "Weltkulturerbe" Reeperbahn reindrückte.