Auf dem Weg zum Offizier
Autor: Arkadius Guzy
Hammelburg, Freitag, 10. Juli 2015
Während für viele die Urlaubszeit vor der Tür steht, hat für die Offizieranwärter der Vorbereitungslehrgang begonnen. Wir begleiten sie während ihrer ersten Monate in der Bundeswehr.
Nach und nach reisen die jungen Leute an. Allein oder in Fahrgemeinschaften rollen sie zum Wachdienst vor. Wer mit dem Zug gekommen ist, den bringt der Bundeswehr-Bus vom Hammelburger Bahnhof hinauf zum Lager. Das Kasernentor markiert für alle gleichermaßen den Beginn eines neuen Lebensabschnitts, auch für Anna Lena Remmele aus dem Aschaffenburger Raum.
Die 19-Jährige hat sich nach Abitur und einem Jahr Auslandsaufenthalt in Neuseeland für die Offizierslaufbahn entschieden. In den kommenden sechs Monaten lernt sie die Bundeswehr kennen. Mit anderen Offizieranwärtern absolviert Remmele einen Vorbereitungslehrgang auf dem Lagerberg.
Gute Vorbereitung ist gefragt
Die Bundeswehr ist für die junge Frau eine ganz neue Welt. Zwar sei ihr Vater Soldat. "Doch wenn er an den Wochenenden nach Hause kam, stand die Familie im Vordergrund und nicht die Bundeswehr", sagt sie.
Das Erste, was die Offizieranwärter an ihrem Einberufungstag lernen können, ist die durchdachte Organisation. Schließlich müssen an einem Tag knapp 400 Leute in Empfang genommen und auf die drei Kompanien und ihre Züge verteilt werden. Die Offizieranwärter müssen wissen, wo sie untergebracht sind und wo es Essen gibt. Bereits zuvor haben die Offizieranwärter mit Vordienstzeit ihren Dienst auf dem Lagerberg angetreten, sodass es auch in diesem Jahr insgesamt fast 600 Offizieranwärter gibt.
Der Beginn des Lehrgangs verlangt den Verantwortlichen am Bundeswehrstandort daher viel Vorbereitung und Planung ab. Die beginnt schon einige Wochen vor dem Stichtag. Aber erst kurz vorher weiß das Ausbildungszentrum Infanterie, wie viele Offizieranwärter tatsächlich kommen.
"Es kann immer passieren, dass der eine oder andere noch abspringt", sagt Sebastian Haas, angehender Personaloffizier für das Offizieranwärter-Bataillon 2.
In einem großen Raum in einem der Kasernengebäude warten die Offizieranwärter, bis sie an die Reihe kommen, um die Formalitäten zu erledigen und einer der Kompanien zugeteilt zu werden. Es herrscht eine leicht erwartungsvolle Atmosphäre, fast wie beim ersten Schultag. Die Stimmung ist freundlich. Der Ton sei anders geworden, erinnert sich ein erfahrener Soldat an seine eigene Einberufung zum Wehrdienst.
Um es zum Offizieranwärter zu schaffen, mussten die jungen Leute ein Auswahlverfahren des Bundesamts für Personalwesen in Köln bestehen. "Es gab zum Beispiel Tests mit Mathe- und Rechtschreibaufgaben", erklärt Remmele. Sie seien zu schaffen - auch die sportlichen Anforderungen.
Die Möglichkeit bei der Bundeswehr zu studieren, war für Remmele ein zusätzlicher Anreiz sich zu bewerben. "Man sollte sich aber nicht ausschließlich wegen des Studiums entscheiden", meint sie. Das Studium sollte man nicht unterschätzen, erklärt Haas. Denn es ist in Trimester gegliedert. Dazwischen gibt es Truppenpraktika.
Und bereits der Vorbereitungslehrgang ist nicht ohne: Die erste Prüfung steht schon in den ersten Wochen an.