Asylbewerber lernen in Hammelburg das Schwimmen
Autor: Gerd Schaar
Hammelburg, Sonntag, 18. Januar 2015
Zehn Asylbewerber lernten im Hammelburger Saaletalbad das Schwimmen.
Nicht nur die Wasserwellen, sondern auch die Wellen der Freundschaft bewegen sich im Hammelburger Schwimmbad "Saaletal", wenn die zehn Teilnehmer des Schwimmkurses für Flüchtlinge im großen Becken ihre Schwimmrunden drehen. Nach rund einem Dutzend Unterrichtsstunden ab dem vergangenen November können sie jetzt schwimmen.
Dass sich die Asylbewerber aus Nahost und Afrika auch im täglichen Leben über Wasser halten können, liegt ganz im Interesse des "Freundeskreises für Flüchtlinge" (FFF) Hammelburg. Dieser FFF wurde schon 2013 als hilfreicher Wegbegleiter gegründet. "Zu unserem Engagement gehören unter anderem Hilfe bei Behördengängen, Fahrdienste, Sprachkurse und Kinderbetreuung", sagt die dort ehrenamtlich Aktive Elisabeth Albert.
Extra Halle angemietet
Für den Schwimmkurs hat die FFF die Halle angemietet.
Sponsorengelder machten es möglich. Auch seien Zuwendungen des Lions-Clubs und ein Preisgeld hilfreich gewesen.
"Ich kann jetzt schwimmen", freut sich der Äthiopier Tjali über seine Lernerfolge. Sieben Männer und drei Frauen haben es geschafft. Die ehemaligen Nichtschwimmer sind glücklich über ihren Erfolg.
"Das gemeinsame Schwimmen fördert sowohl das persönliche Selbstbewusstsein, als auch den Gemeinschaftssinn der Teilnehmer", meint Albert. Die internationalen Schwimmschüler kommen auch aus Tschetschenien und dem Iran. Gemeinsam springen sie mit Spaß in das große Schwimmbecken und können in diesem Moment ihre Sorgen vergessen. "Zwölf Unterrichtsstunden haben ausgereicht, um das Schwimmen grundsätzlich zu erlernen", sagt Vitali Weis, der zusammen mit Maxmilian Göbel beim Schwimmunterricht gerne hilft.
Noch erinnert sich Weis an seine eigene Einreise nach Deutschland vor 14 Jahren, als er von Russland aus übersiedelte. "Die deutsche Sprache zu erlernen ist wichtig", kann Vitali nur bestätigen. Auch unter den Teilnehmern des jetzigen Schwimmkurses gibt es schon gut Deutsch sprechende Asylbewerber, die als Dolmetscher für die ganz frisch Eingereisten fungieren. Manche sind schon seit eineinhalb Jahren hier und warten immer noch auf ihre Anerkennung als Berechtigte für den dauernden Aufenthalt in Deutschland.
Lob für das Asyl-Video
So zum Beispiel Ali Asghar Alizadeh aus Afghanistan, der im kürzlich vorgestellten Dokumentarfilm "Von Menschen, die auszogen ..." der Schweinfurter Berufsschüler aus der Alfons-Goppel-Schule mitwirkte. "Ja, dieser Film hat uns realistisch dargestellt", bestätigt ein Schwimmteilnehmer aus dem Iran, der mit seiner Namensnennung vorsichtig sein will.
Noch zu tief säßen die Erinnerungen an seine Flucht, und er habe Angst vor Repressionen. "Aber so wie im Film ist es mir ergangen", sagt er. "So lebe ich wirklich", bestätigt ein weiterer Schwimmteilnehmer. "Die Flucht, die Lager und die Unterkünfte im Ofenthaler Weg seien realistisch dargestellt worden, meint auch Esam, der aus Äthiopien stammt. "Als verfolgter Flüchtling aus einem fernen Land ist man viel misstrauischer als wir Einheimischen", stellt Albert fest.
Es gebe Kontakte zwischen den Asylbewerbern, die schon seit längerer Zeit und jenen, die erst vor Kurzem einreisten, sagt Albert. So helfe man sich in den Gruppen der Herkunftsländer. Gute Kontakte gebe es zum Beispiel auch zwischen den Unterkünften im Ofenthaler Weg und dem Quartier des Hammelburger Hirschen. "Der Großteil dieser Leute fühlt sich wohl in Hammelburg", hat sie beobachtet. Ein Vorteil sei die Überschaubarkeit in einer kleineren Stadt.
"Weil hier Jeder Jeden kennt, geht man nicht in der Anonymität unter", sagt Albert. Der Freundeskreis lasse die Flüchtlinge nicht allein. Weitere Aktionen seien schon in den Köpfen, so zum Beispiel ein internationales Kochen mit Landesgerichten der Zugereisten und Einheimischen. Auch beim Freundschaftsfest am vergangenen Wochenende landeten schon auswärtige Köstlichkeiten auf den Tellern im Pfarrzentrum.