Asyl bringt Trendwende: Wieder mehr Hammelburger
Autor: Markus Reeh
Hammelburg, Dienstag, 07. Januar 2014
Bei der Einwohnerzahl gibt es den ersten leichten Aufwärtstrend seit vielen Jahren. Der Grund ist das neue Asylbewerberheim.
11 279 Menschen hatten Ende des Jahres ihren Hauptwohnsitz in der Saalestadt oder einem ihrer Stadtteile. Damit ist die Zahl der Hammelburger nach langer Zeit wieder einmal gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr wuchs die Bevölkerung um zwölf Personen oder 0,1 Prozent an.
Hauptgrund ist die Einrichtung des Asylbewerberheims im Ofenthaler Weg mit 80 Bewohnern. Ohne sie hätte sich der langjährige Abwärtstrend weiter fortgesetzt. "Auch andere Mittelzentren in Franken haben mit einem kontinuierlichen Rückgang der Einwohnerzahlen zu kämpfen", erklärte Bürgermeister Ernst Stross. Und dieser Trend sei nicht dauerhaft durch Asylbewerber auszugleichen.
Fast ein viertel Rentner
Laut der von Amtsleiter August Brendan vorgelegten Statistik blieb die Zahl der Geburten mit 87 nahezu unverändert.
Vor gut zehn Jahren erblickten aber noch etwa doppelt so viele Mädchen und Jungen das Licht der Welt. Die Zahl der Senioren (66 Jahre und älter) stieg indes weiter, von 2430 auf 2470 Einwohner. Das entspricht einem Anteil von 21,9 Prozent der Bevölkerung.
Die Plätze in den beiden Seniorenheimen reichen nach Einschätzung des Bürgermeisters aber auch in den nächsten Jahren noch aus. Für wichtiger hält er zudem die Schaffung von altersgerechtem Wohnraum. "Die meisten Menschen wollen ja so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden bleiben und, wenn es nötig wird, hier gepflegt werden", sagt der Stadtchef. Die Zunahme mobiler Pflegedienste zeige auch, dass diesem Bedürfnis Rechnung getragen werde.
Während also beinahe ein Viertel der Bevölkerung bereits das offizielle Rentenalter von 65 erreicht hat, stellen Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre nur einen Anteil von 17,2 Prozent.
Die Überalterung der Bevölkerung zeigt sich am deutlichsten daran, dass den 87 Geburten im vergangenen Jahr 120 Sterbefälle gegenüberstanden.
Um die jungen Leute nach der Schule in Hammelburg zu halten, habe die Stadt zu wenige Lehrstellen und höher qualifizierte Arbeitsplätze zu bieten, weiß Stross. "Bestimmte Strecken nehmen sie beim Pendeln noch in Kauf, zum Beispiel nach Würzburg oder Schweinfurt. Wenn sie aber in Nürnberg oder Frankfurt arbeiten oder studieren, ziehen sie weg", machte der Bürgermeister deutlich.
Auf der anderen Seite wollten etliche Heimatverbundene aber auch gern wieder zurückkehren. Schließlich habe der Raum Hammelburg auch einige Vorzüge, wie zum Beispiel günstige Lebensbedingungen im Vergleich zu größeren Städten.
Zudem habe die Stadt in den vergangenen Jahren viel Geld in den Ausbau der Kindergärten und ihrer Kippen investiert sowie in Schulen und Sportstätten wie das Hallenbad. Hierdurch sei Hammelburg für junge Familien durchaus attraktiv.
Auch das Thema Fachober-/Berufsoberschule (FOS/BOS) sollte trotz der unzureichenden Resonanz bei der Probeeinschreibung 2013 weiter verfolgt werden. Die Einrichtung einer weiterführenden Bildungseinrichtung könne dazu beitragen, junge Leute länger in der Region zu halten, meint Stross.
Mehr Zu- als Wegzüge
Durch die Asylbewerber und etliche weitere Ausländer, die sich hier niedergelassen haben, ist der Saldo bei den Umzügen im vergangenen Jahr deutlich im positiven Bereich.
600 Menschen bezogen in Hammelburg und seinen Stadtteilen eine Wohnung oder ein Haus, während 554 Menschen die Stadt verließen.
Wenn der geplante Truppenabbau bei der Bundeswehr nach 2014 beginnt, könnte sich die Zahl der Wegzüge aber wieder erhöhen. Er habe im abgelaufenen Jahr hierzu keine konkreteren Informationen erhalten, sagte der Bürgermeister. Er gehe aber davon aus, dass die angedachte Reduzierung um knapp 1000 Dienstposten nicht einen ebenso hohen Rückgang der Bevölkerungszahl nach sich ziehe.
"Viele Soldaten haben ihren Hauptwohnsitz nicht in Hammelburg angemeldet und fahren am Wochenende nach Hause zu ihren Familien, die nicht selten einige hundert Kilometer entfernt wohnen", weiß Stross.
5772 Bürger wohnen in der Stadt Hammelburg, 63 mehr als ein Jahr zuvor.
Größter Stadtteil ist mit 1041 Bewohnern Diebach, das im vergangenen Jahr ein Minus von sechs Ortsbürgern zu verzeichnen hatte. Es folgen Untererthal mit 877 Einwohnern (-22), Westheim mit 734 (-9), Gauaschach mit 628 (+3), Pfaffenhausen (einschließlich Lager Hammelburg) mit 566 (+9) und Obereschenbach mit 537 (+5) Ortsbürgern. In Obererthal sind 417 (+3) Menschen daheim, in Untereschenbach 276 (-16), in Morlesau/Ochsenthal 220 (-3) und in Feuerthal 211 (-15).
Die Zahl der Mitbürger mit ausländischer Staatsangehörigkeit ist merklich gestiegen, von 243 auf 360. Die größte Gruppe bilden die 33 Polen, gefolgt von jeweils 26 Iranern und Afghanen. 17 Einwohner stammen aus Äthiopien sowie jeweils zwölf aus Aserbaidschan, Georgien und dem Irak.