Am Samstag ziehen sie wieder los
Autor: Günther Straub
Oberthulba, Donnerstag, 07. Mai 2015
Die traditionelle Bittprozession zum Kreuzberg geht auf ein jahrhundertealtes Versprechen zurück. Meist sind es rund 200 Teilnehmer, die früh am Morgen die Wallfahrt in Oberthulba beginnen.
Es ist schon ein jahrhundertealtes Versprechen, das die Oberthulbaer mit ihrer Kreuzberg-Wallfahrt erfüllen. Wie der ehemalige Kreis- und Ortsheimatpfleger Franz Warmuth aus alten Unterlagen recherchierte und dann in seiner Chronik berichtete, rührt diese Bittprozession aus der Pest- und Seuchenzeit sowie den damaligen Missernten. Bereits im Jahr 1741 wird in der Oberthulbaer Gemeinderechnung vermerkt, das einem Pater aus dem Kloster Altstadt für seine Begleitung drei Pfund und zehn Pfennig "verehrt" wurden. Ausgesetzt wurden diese Wallfahrten zu Beginn des 19. Jahrhunderts.
Die Gründe waren den Unterlagen nach Viehseuchen und auch der Durchzug der Franzosen, der Russen und der Kaiserlichen.
Erst als im September 1837 die königliche Genehmigung wieder vorlag, durfte mit den Wallfahrten erneut begonnen werden.
Natürlich mit Musik
Die Gemeinde hatte damals eine Gebühr für gottesdienstliche Verrichtungen an die Franziskaner zu zahlen. Auch schon eine große gemeinschaftliche Wallfahrt mit Aura und Euerdorf gab es im Jahr 1945 nach dem Zweiten Weltkrieg. Es war verständlich, dass diese Bittgänge musikalisch begleitet werden sollten, deshalb schloss 1879 die Gemeinde Oberthulba mit den Musikern des Ortes einen Vertrag "dass sie beim Wallgang auf den Kreuzberg gute harmonische, erbauende Musik (das heißt, dass sie auch 'Unheiliges' unterwegs spielten) stellen müssen und dass sie für bisher schon bekannten Leistungen eine Entschädigung von 60 Mark erhalten". Am Samstag, 9. Mai, ist es wieder soweit. Nach der Messfeier um 6.30 Uhr in der Oberthulbar St.
Johanneskirche gibt es den priesterlichen Wallfahrtssegen. Danach ziehen die Oberthulbaer beim Lied "Beim frühen Morgenlicht" von der Kirche weg und nehmen ihre Wallfahrtsstrecke bei Gebet und Gesang über Schlimpfhof nach Burkardroth auf.
Zur Stärkung eine Suppe
Vor etwa zwei Jahrzehnten war diese Strecke geändert worden. Bis zu dieser Zeit führte der Wallfahrtsweg über die Staatsstraße Hassenbach nach Burkardroth. Doch der zunehmende Verkehr und die damit verbundene Unfallgefahr war Anlass für diese Änderung.
Von Burkardroth geht es dann nach Premich und von dort weiter nach Waldberg zur Mittagsrast. Hier wurde in früheren Jahren immer wieder die Wallfahrtssuppe zur Stärkung angeboten. Aber auch mitgebrachte Brotzeiten sorgen für das leibliche Wohl.
Am Weißen Kreuz am Fuß des Kreuzberges geht es nach Fürbitten ohne Gebete und Musik die bekannte Kniebreche mit ihren besonderen Schwierigkeiten hoch. Oben sammeln sich alle Wallfahrer und ziehen dann gemeinsam am Kreuzberg ein, wo sie mit Weihwasser und dem Segen Gottes von den Franziskaner Patern empfangen werden.
Reiner Herold gibt Amt ab
Als Kreuzträger fungiert seit Jahren Wallfahrtsführer Reiner Herold. So wird es auch diesmal sein. Schon viele Wochen vorher ist er mit der Organisation beschäftigt. Es muss für die Fahnenträger, wie auch die Vorbeter gesorgt werden.
Der Gepäckwagen, immer ein Fahrzeug der Marktgemeinde, muss bereit stehen und auch das Rote Kreuz ist gefordert, denn es soll schnell für Blasen, Verletzungen und sonstigen auftretenden gesundheitlichen Schwierigkeiten gesorgt werden können. Am Kreuzberg wird es eine Änderung geben, dann will der jahrelange Wallfahrtsführer sein Amt in jüngere Hände abgeben. Auch Ehrungen sind vorgesehen.