Am Anfang war das Wirtshaus von Neuwirtshaus
Autor: Arkadius Guzy
Neuwirtshaus, Donnerstag, 25. Juli 2019
Stophel Bohlig bekommt im Jahr 1719 die Genehmigung, östlich von Schwärzelbach ein Haus mit Wirtschaft zu bauen. Er begründet damit einen neuen Ort.
So manche Geschichte nimmt ihren Anfang im Wirtshaus. Diese hier beginnt mit einem Wirtshaus, einem neuen Wirtshaus. Mit diesem entstand vor 300 Jahren eine neue Ortschaft: Neuwirtshaus.
"Die, die hier aufgewachsen sind, haben einen starken Bezug zum Ort", sagt Kurt Hornung. Er, Lothar Bold und einige weitere Mitstreiter wollen die Ortsgeschichte zum Jubiläum in Erinnerung rufen. So bereiten sie eine kleine Ausstellung und eine Feier vor. Und Brenner Bold verkauft 300 Flaschen eines speziellen Jubiläumsbrands aus Roggen, dem Getreide, das schon immer in der Gegend angebaut wurde, wie er erklärt.
Wann die Feier stattfindet, soll allerdings nicht in der Zeitung stehen. Die heutigen und früheren Neuwirtshäuser wollen bei dem Fest mit den Schwärzelbachern unter sich bleiben und keinen Besucheransturm erleben. Schließlich hat das Dorf, Haupt- und Zweitwohnsitze zusammengenommen, nur etwa 100 Einwohner. "Zu meiner Jugendzeit in den 1970er Jahren waren es noch etwa 160 Einwohner", sagt Bold. Ihm und Hornung ist es dennoch wichtig, dass die Öffentlichkeit zum Jubiläum zumindest von der Geschichte von Neuwirtshaus erfährt.
Denn Neuwirtshaus - heute wohl am ehesten ein Begriff durch den Hühnerhof der Familie Vogler oder das Sägewerk Baier - hatte für seine Größe einst doch einiges zu bieten. Es gab mehrere Handwerksbetriebe wie Schreinerei und Schmiede. Auch einen Laden zählt Hornung auf, und sogar eine Tankstelle, da früher viel Verkehr durch den Ort zog.
Bis zum Bau der Autobahn Ende der 1960er Jahre lag Neuwirtshaus auf der Hauptachse zwischen Hammelburg und Fulda. Als Kind habe er 70, 80 Autos ohne Unterbrechung zählen können, erzählt Bold. Mit der Eröffnung der Autobahn waren die weg - und der Lärm. Weil das so ungewohnt war, habe man die ersten paar Nächte nicht schlafen können.
Einmal im Jahr bekommt Neuwirtshaus heute noch kurz großen Zulauf: Es hat eine sehr lange Tradition, dass die Walldürn-Wallfahrer aus Fulda dort Station machen bei Kaffee und Kuchen.
Viel Trubel gab es auch 1971 und 1991 bei den Gauschützenfesten zum Jahrestag des 1921 gegründeten Schützenvereins Almrausch Neuwirtshaus. Der Verein ist 1978 nach Schwärzelbach gezogen. Dort hat er seine Schießanlage.