Alte Fotos, Feldpost und Kreuze
Autor: Gerd Schaar
Wartmannsroth, Freitag, 26. Sept. 2014
Werner Ziegert trägt für eine Ausstellung über den Ersten Weltkrieg in Wartmannsroth historische Dokumente zusammen. Briefe über den Tod junger Soldaten gehen auch heute noch zu Herzen.
Werner Ziegert hat schon einen ganzen Karton voll alter Fotos, Postkarten und Feldpost. Und täglich bringen ihm die Männer und Frauen aus den Dörfern der Gemeinde weitere Dokumente. Auch alte Wilhelmkreuze waren schon dabei, die er als Leihgabe erhalten hat. "Für Treue und Tapferkeit" steht auf ihnen zu lesen.
Auf einem der Fotos ist der spätere Bürgermeister von Völkersleier, Ludwig Koberstein, als junger Soldat zusammen mit seinem Kameraden zu sehen. "Es ist ein Stück Zeitgeschichte zum Anfassen", unterstreicht Ziegert und ist sicher, dass die Ausstellung im November - der genaue Termin steht noch nicht fest - große Resonanz finden wird.
Im ehemaligen Sitzungssaal des alten Rathauses sollen die Fotos und Briefe auf Stellwänden sowie in Bilderrahmen und Vitrinen zu sehen sein. "Wenn dieser Platz nicht ausreicht, dann stehen dort noch weitere Räume zur Verfügung", sagt Ziegert. Er legt großen Wert darauf, alle eingereichten Dokumente komplett zu präsentieren. Mitsamt der zugehörigen Kommentare und Übersetzungen der alten Sütterlin-Schriften. Denn die können die wenigsten Besucher heutzutage noch lesen.
Fachreferent gesucht
"Außerdem halte ich Ausschau nach einem geeigneten Fachreferenten, der über die Zeit des Ersten Weltkrieges aus der Sicht unserer heimatlichen Region berichten kann", erläutert Ziegert. So war zum Beispiel in Lager Hammelburg vor hundert Jahren eine bedeutsame Ausbildungsstätte für die Soldaten des Ersten Weltkrieges. Das besagte Foto von Ludwig Koberstein ist 1917 auf dem Truppenübungsplatz des Lagers entstanden. Dort gab es 1918 auch einen Granatwerferkurs, wie aus einem weiteren Foto hervorgeht.
Über 50 Fotos, Postkarten und Briefe sind mittlerweile bei Ziegert im Rathaus eingetroffen. "Das Entziffern der alten Schriften braucht sehr viel Zeit", hat er festgestellt. Nicht nur wegen der alten Sütterlin-Schrift, sondern auch, weil die alten Handschriften nach einem Jahrhundert mittlerweile recht blass geworden sind. "Um den gesamten Platz auszunutzen, haben die Schreiber von Feldpostkarten auch noch in verschiedene Richtungen geschrieben", erklärt Ziegert. Da hilft oft nur der Griff zur Lupe, um alles sinnvoll zusammenzufügen.
Zu Herzen gehen auch heute noch jene Briefe, die den Tod von jungen Soldaten auf so genannten Erkundungs-Patrouillen dokumentieren. "Der Besucher dieser Ausstellung sollte den Zeitgeist vor hundert Jahren einatmen und ins Grübeln kommen", umschreibt Ziegert den Hintergrund seiner umfangreichen Bemühungen.