Die Waldinventur des Forstbetriebs Hammelburg der Bayerischen Staatsforsten zeigt die Entwicklung der vergangenen Jahre auf. So hat zum Beispiel der Anteil an Totholz deutlich zugenommen.
Mehr ältere Wälder, mehr stärkeres Holz, mehr Totholz und damit mehr Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten - der auch für weite Teile des Main-Spessart-Kreises zuständige Forstbetrieb Hammelburg ist mit den Ergebnissen der Waldinventur sehr zufrieden.
An rund 4250 Messpunkten wurden im vergangenen Jahr die wichtigsten Walddaten für den Forstbetrieb erhoben, wird in einer Pressemitteilung informiert.
Mehrere Inventur-Trupps suchten mittels GPS und Metalldetektor mit Magneten versehene Messpunkte im Wald auf. Dann wurde an jedem Probekreis die Baumart, deren Alter, Höhe und Durchmesser festgehalten. Bereits vor zehn Jahren wurden an exakt denselben Messpunkten die Walddaten erfasst.
Ausgeklügeltes Verfahren Aus dem Vergleich zur jetzigen Aufnahme lassen sich die Veränderungen beispielsweise im Holzvorrat, der Baumartenverteilung, Umfang und
Zusammensetzung der Verjüngung, Wildschäden und Totholzvorrat bestimmen. Diese in einem ausgeklügelten Stichprobenverfahren erhobenen Daten sind die Basis für die neue derzeit laufende Forsteinrichtung und damit für die Waldbewirtschaftung der kommenden zehn Jahre.
Obwohl der Orkan Kyrill im Januar 2007 dem Forstbetrieb große Sturmholzmengen bescherte, konnte durch entsprechende Zurückhaltung beim Einschlag in den Folgejahren der Gesamtholzvorrat mit 293 Festmeter pro Hektar gehalten werden. Zwar hat sich die Höhe des Vorrates damit nicht geändert, wohl aber dessen Struktur und Zusammensetzung.
Während Fichte und Kiefer vor allem sturmbedingt rund zehn Prozent ihrer Fläche und ihres Vorrates eingebüßt haben, sind Eiche und Lärche die Gewinner unter den Baumarten.
Diese erfreuliche Entwicklung sei auch dem ständigen Begünstigen dieser beiden lichthungrigen Baumarten im Wege von Durchforstungen zu verdanken. Gerade die Eiche stabilisiert mit ihrem tiefreichenden Wurzelwerk unseren Wald.
Besonders bemerkenswert ist die Zunahme starker Eichen mit einem Durchmesser von mehr als 60 Zentimeter um rund 47 000 Festmeter und Buchen des gleichen Kalibers um rund 44 000 Festmeter. Waren vor zehn Jahren erst 2797 Hektar älter als 140 Jahre, sind es heute 3435 Hektar.
Gleichzeitig ist aber für Nachwuchs gesorgt: auf 27 Prozent der Gesamtfläche wächst im Schatten des Altholzes bereits eine neue Waldgeneration heran.
In diesen Verjüngungen versucht der Forstbetrieb möglichst viele Mischbaumarten zu sichern, da die Auswirkungen der prognostizierten Klimaänderung auf die einzelnen Baumarten noch weitgehend ungewiss sind.
Eine sehr wichtige Rolle spielt dabei die Regulierung der Schalenwildbestände. Zwar konnte das Ausmaß an Wildschäden durch Verbiss und Schälen reduziert werden, aber in Teilbereichen des Betriebes besteht noch immer Handlungsbedarf.
Verzicht auf Brennholzgewinnung Der für viele Pilz-, Käfer- und Vogelarten wichtige Anteil an Totholz hat in der letzten Dekade deutlich zugenommen. Mit knapp 20 Kubikmeter Totholz pro Hektar liegt er weit über dem bayerischen Durchschnitt.
Dieser hohe Wert konnte nur erreicht werden, indem stellenweise auf die Aufarbeitung von Kronenholz zur Brennholzgewinnung bewusst verzichtet wurde.
Obwohl ein jährlicher Gesamtholzzuwachs von 131 000 Festmeter ermittelt wurde, wird der jährliche Hiebssatz von derzeit 118 000 Festmeter zurückgehen.
Dies liegt zum einem in der Ausweisung von 460 Hektar im Neuwirtshauser Forst als Kernzone des erweiterten Biosphärenreservates Rhön begründet. Hier werden außer der Entnahme standortwidriger Nadelhölzer keine Nutzungen mehr erfolgen.
Zum anderen werden in ähnlicher Flächengröße eine Reihe alter Buchenbestände über 180 Jahren ebenfalls aus der Nutzung genommen.
Sie werden als Spenderflächen und Trittsteine für zahlreiche seltene, auf ältere Wälder und Totholz angewiesene Tier- und Pflanzenarten dienen.
Die zukünftige, jährliche Nutzungsquote wird auf jeden Fall deutlich unter dem jährlichen Zuwachs liegen und damit die Nachhaltigkeit der forstlichen Nutzung garantieren. "Nutzen und Schützen sind die beiden Säulen für eine auch zukünftig gesellschaftlich akzeptierte Forstwirtschaft", betont Adolf Herr, der Leiter des Forstbetriebes Hammelburg, als Resümee der Inventur.
Joachim Spies