Abenteuerliche Reise auf zwei Rädern
Autor: Winfried Ehling
Hammelburg, Freitag, 22. Februar 2019
Allein machte sich der Hammelburger Philip Uebel mit seinem Motorrad auf den Weg zum Nordkap und er hat viel daraus gelernt.
Das Nordkap ist begehrtes, touristisches Reiseziel, das Reisende im Rahmen einer Kreuzfahrt, mit ehemaligen Postschiffen, dem Wohnmobil, Auto oder Motorrad - und sogar mit dem Fahrrad entdecken. Den "nördlichsten Punkt Europas" umweht ein Hauch mythisch-mystischen Abenteuers. Eingefleischte Wanderer sind sogar schon auf Schusters Rappen angekommen.
Auch wenn der dort stilisierte Globus auf dem 71. Grad nördlicher Breite nicht das absolute Ende Europas in Richtung Norden darstellt - "dahinter" liegen noch Orte und Inseln wie zum Beispiel Spitzbergen - ist schon der Weg eine von spannender Erwartung geprägte Aktion, auch wenn es auf die bequeme Tour rauskommt.
Diese schlug der Hammelburger Philip Uebel jedoch aus. Er wollte das Ziel auf dem außerordentlich langen Landweg erreichen ohne die Vorzüge weicher Betten und Drei-Gänge-Menüs. Im Juli vergangenen Jahres schwang er sich auf sein Motorrad, eine BMW 1150 GS Adventure mit 84 PS und fuhr los in Richtung Polen. Er wollte Polen und das Baltikum durchkreuzen und quer durch Finnland nach Norwegen.
Mit Zelt, Schlafsack, Gaskocher, Essgeschirr und Proviant ausgestattet, plante er 24 Tage für diesen Trip ein - so alles gut geht. Die Hindernisse begannen bereits im polnischen Nachbarland. "Es gab hier, wie auch in Estland, viele Baustellen und gesperrte Straßen. Manchmal musste ich wieder ein Stück zurückfahren", erinnert sich Philip. Sobald es dämmerte baute er sein Zelt auf und kochte sich ein Essen, meist Nudeln, Kartoffeln und Gemüse.
Bei den "Dumpingpreisen" in einem polnischen Gasthaus konnte er nicht widerstehen und erstand ein warmes Essen für umgerechnet 3,50 Euro. Zudem gab es hier günstig Benzin, denn das Bike hatte schließlich auch Durst. "Gelegentlich holte ich mir eine Mahlzeit an der heißen Theke eines Supermarkts", erinnerte er sich.
Rentiere auf der Straße
Was trieb den Motorrad-Fan eigentlich zu seiner "Nordland-Tour?" "Reine Abenteuerlust. Ich fahre gerne Motorrad und wollte mal alleine weit weg", gibt der Hammelburger unverblümt zu. Das erfüllte sich. Die ersten Rentiere und Elche liefen über die Straße. "Die Tiere haben meist einen Besitzer und sind nicht scheu. Doch sie kennen auch keine Verkehrszeichen und Hindernisse und kreuzen die Straße, wo sie wollen. Auto- und Motorradfahrer werden deshalb um Vorsicht gebeten", schildert Philip.
Das Baltikum hinter sich lassend, erreichte er die estnische Hauptstadt Tallinn. Ohne Visum für Russland blieb ihm nichts anderes übrig als hier die Fähre nach Helsinki zu nehmen, um weiterzukommen. In der finnischen Hauptstadt winkte die letzte Etappe über Oulu - "nur noch" etwas mehr als 1000 Kilometer. Unterwegs traf Uebel anere Biker, mit denen er fachsimpelte und von denen er Tipps bekam.