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137 Geweihe zierten den Saal


Autor: Gerd Schaar

Thulba, Montag, 14. April 2014

Die Waidleute der Hegegemeinschaft "Bayerische Rhön" trafen sich zur traditionellen Hegeschau in der Thulbatalhalle. Der "König des Waldes", der Rothirsch, braucht Fürsprecher.
Begutachtung der Geweihe: Christoph Frucht, Leiter der Rotwild-Hegegemeinschaft, würdigte die ausgestellten Trophäen.  Foto: Gerd Schaar


Geweihe, soweit das Auge reichte. Das prächtigste war ein ungerader 14-Ender aus einem Revier bei Bischofsheim. "Der Abschussanteil der drittklassigen Hirsche ist im westlichen Teil der durch die A7 getrennten Hegegemeinschaft überproportional hoch", bedauerte Christoph Frucht, Leiter der Gemeinschaft. Im Jagdjahr 2013/2014 wurden 525 Stück Rotwild erlegt, davon 142 Hirsche, 112 Alttiere, 80 Schmaltiere und 191 Hirschkälber. "Auffällig ist, dass es im Ostteil der Hegegemeinschaft einen weit größeren Anteil der höherwertigen Geweih-Wertungsklassen gegeben hat", stellte Frucht fest.
Jäger Peter Gleisner aus Oberthulba meinte, "im Westteil herrschen doch die gleichen Waldstrukturen wie im Ostteil" und wies auf höhere Verbissschäden im Westteil trotz Erfüllung des Abschussplans hin. Gunther Hahner vom Forstbetrieb Hammelburg regte eine intensivere Zusammenarbeit von Freistaat und Privatwaldbesitzern an, um bessere Lebensbedingungen für das Rotwild zu schaffen.

Sorgen wegen Stromtrasse

Alfred Rützel, stellvertretender Reviergruppensprecher aus Gemünden, will auch das Würzburger Juliusspital ins Boot holen. Hierin wähnt sich schon längst Freifrau Christine von Thüngen. 2. Bürgermeister Manfred Manger meinte, "eine Regelung der Balance von Wald und Wild auf Bundesebene wäre gut". Sorgen macht sich Manger um die Lebensqualität von Tier und Mensch wegen der geplanten Stromtrasse, die das Gebiet des Marktes Oberthulba streift.
Ähnliche Bedenken äußerte die stellvertretende Landrätin Magdalena Dünisch (FW/CBB). Die Jagd sei unersetzbar, wenn es um das ökologische Gleichgewicht gehe. "Insbesondere für den Rothirsch, den König des Waldes", so Dünisch.
"Es ist an der Zeit, nicht immer an den Wildschwein-Beständen gemessen zu werden", betonte Enno Piening, Vizepräsident des unterfränkischen Jagdverbandes, die Bedeutung des Rotwilds. Da war er sich mit Hegegemeinschaftsleiter Frucht einig: "Es gibt Schwarzwildberater sowie Lobbys für Wolf und Wildkatze - aber noch keinen einzigen Rotwildberater."
Piening appellierte an die Kommunen, den Tourismus abseits der Wanderwege nicht ausufern zu lassen. Störend für das Rotwild könnten auch nächtliche Fackelwanderungen im Wald, Biker, Geo-Chaching oder Schrittzähler-Akrobatik im übertriebenen Ausmaß sein.

Unruhe schadet Tieren

"Die angemessene Verteilung des Lebensraumes Wald ist für mich wichtiger als die Bestandszahlen", setzte sich Thomas Habermann, Landrat des Kreises Rhön-Grabfeld, für die bessere Lebensqualität des Rotwildes ein. Auch er stimme für eine überörtliche Kooperation, um sinnvolle Konzepte zu erstellen.
Dass die durch Menschen verursachte Unruhe unter dem Rotwild - besonders im Winter - dem Stoffwechsel der Tiere schade, war an Fehlentwicklungen mancher Geweihe in der Hegeschau zu sehen. Im Sinne besserer Lebensbedingungen für die Hirsche sollte der Mensch öfters mal über den Tellerrand, sprich Waldrand, schauen, empfahl Frucht. "Wo gibt es noch unberührte Auenwälder?", blickte er auf längst vergangene Zeiten zurück.