Hammelburg: Truppe muss mit Bestand arbeiten
Autor: Ralf Ruppert
Hammelburg, Montag, 31. Oktober 2022
Im Bericht der Wehrbeauftragten Eva Högl taucht auch die Saaleck-Kaserne auf. Laut dem Staatlichen Bauamt ist der Planungsprozess für Bundeswehr-Liegenschaften "über weite Teile dynamisch".
Seit 2020 ist Eva Högl Wehrbeauftragte des deutschen Bundestages. Jede Soldatin und jeder Soldat kann sich an die SPD-Politikerin wenden, einmal im Jahr fasst die Wehrbeauftragte alle Beschwerden und Auffälligkeiten in einem schriftlichen Bericht zusammen. In der jüngsten Ausgabe geht es unter anderem um langwierige Bauvorhaben, konkret wird eine neue Schwimmhalle in der Hammelburger Saaleck-Kaserne genannt: "Die Entwurfsplanung für die Halle gibt es seit 2005, deren Fertigstellung ist nach jetzigem Stand 19 Jahre später, also 2024, vorgesehen", heißt es darin.
Zudem spricht Högl weitere Projekte auf dem Lagerberg an: Zwei Unterkunftsgebäude würden seit 2012 geplant und sollen zwischen 2024 und 2025 fertig werden. Beim neuen Wirtschaftsgebäude dauere es ebenfalls 20 Jahre vom ersten Plan bis zur geplanten Inbetriebnahme. Die Redaktion hat bei der Bundeswehr und dem Staatlichen Bauamt Schweinfurt nachgefragt, warum das so ist.
Ein großes Problem sei die hohe Auslastung der Staatlichen Bauämter.
Geplant wird von den Bundesländern
Das Problem: Bei Bundeswehr-Liegenschaften zahlt zwar der Bund die Baukosten, geplant und koordiniert werden die Baumaßnahmen jedoch von den Bundesländern, in denen die Kaserne oder der Truppenübungsplatz liegen. Alleine für die beiden Standorte Hammelburg und Wildflecken belaufe sich der "zu realisierende infrastrukturelle Gesamtbedarf" aktuell auf rund 540 Millionen Euro. Allein für die Saaleck-Kaserne gebe es derzeit 17 große Baumaßnahmen mit zu erwartenden Kosten von jeweils mehr als sechs Millionen Euro und weiteren 22 Projekten mit geringeren Kosten. "Eine gleichzeitige Realisierung aller Baumaßnahmen ist nicht umsetzbar", stellt das Staatliche Bauamt Schweinfurt klar.
"Die Priorisierung der Baumaßnahmen kann sich für den Nutzer geändert haben", kommentiert die Behörde zudem den Bericht der Wehrbeauftragten. Deshalb gebe es eine jährlichen Priorisierungsbesprechung mit der Bundeswehr und dem Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr. Dabei seien Projekte vorgezogen worden, die "zwingend für die Ausbildung benötigt werden", für die es aber bisher keine Möglichkeiten gebe.
Zudem soll durch den regelmäßigen Bauunterhalt ältere Infrastruktur länger nutzbar bleiben.
Für die Baumaßnahmen auf dem Lagerberg verantwortlich ist bei der Bundesweswehr in erster Linie der Standortälteste Oberst Stefan Josef Leonhard. Ihm sei der aktuelle Planungsstand bekannt, betont Leonhard auf Nachfrage, schränkt aber auch ein: "Nutzerseitig sind die Möglichkeiten der Einflussnahme, um Baumaßnahmen zu beschleunigen, stark begrenzt." Der Standortälteste verweist zudem darauf, dass sich im Laufe der Planungen Bestimmungen ändern und deshalb immer wieder Anpassung erforderlich seien, als Beispiel nennt das Staatliche Bauamt Regelungen zum Brandschutz. Bis dahin müsse die Bundeswehr mit dem auskommen, was vorhanden ist. Allerdings hätten in der Saaleck-Kaserne bereits größere Baumaßnahmen begonnen oder ein Baubeginn stehe "kurz bevor".