Hammelburg: Die Angst vor Putins Krieg wächst
Autor: Redaktion
Hammelburg, Montag, 30. Mai 2022
Die Bundeswehr will die Zahl ihrer Reservisten steigern. Dieses Ziel wurde schon vor Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine ausgegeben. In Hammelburg werden sie ausgebildet.
Die Hitze bringt die Luft über dem Betonboden auf dem Truppenübungsplatz Hammelburg zum Flimmern. "Habt ihr alles verstanden?", ruft der Ausbildungsleiter. Ein lautes einstimmiges "Jawohl!" schallt zwischen Schussgeräuschen zurück. Es ist Ausbildungstag Nummer drei für die angehenden Reservisten - sie werden auch als Jäger bezeichnet.
Die Sonne strahlt an diesem Tag von einem wolkenlosen Himmel hinab auf das große Übungsfeld der Bundeswehr. "Sonnencreme und Kaltgetränke dürfen bei so einer Hitze natürlich nicht fehlen", sagt Truppenübungsleiter Major Christian H. Die beiden Jäger Maximilian K. und Nielson V. stehen bereits in voller Montur vor dem Eingang des Schießsimulator-Raums. Schweiß tropft den Rekruten die Wangen runter. Sie bewegen sich nicht, warten auf Anweisungen.
Die Ausbildung ist Teil des Projekts "Ungediente für die Reserve" des Landeskommandos Hessen auf dem Truppenübungsplatz in Hammelburg. Die Reserve unterstützt die Bundeswehr bei den verschiedensten Aufgaben. Dabei können die Reservisten Spezialkenntnisse aus dem zivilen Berufsleben miteinbringen, wie die Bundeswehr auf ihrer Internetseite schreibt.
"Es bietet deutschen Staatsbürgern die Möglichkeit, noch einmal in die Bundeswehr aufgenommen zu werden, um dann in der Reserve unterzukommen", erklärt Truppenübungsleiter H. weiter.
74 Rekrutinnen und Rekruten haben dieses Mal teilgenommen, davon 58 aus Hessen. Auch bei Frauen sei das Interesse gewachsen: 15 Rekrutinnen sind demnach diesmal Teil der Ausbildung. Menschen ohne Erfahrung in der Truppe werden hier innerhalb von drei Wochen statt drei Monaten in mehreren Modulen für die Reserve ausgebildet. Bundesweit leisten laut Bundeswehr derzeit etwa 29.000 Reservisten ihren Dienst in Übungen - bei einem Bedarf von rund 60.000.
"Gesellschaftlich ist es so, dass das Interesse deutlich gestiegen ist im Vergleich zur Vergangenheit", sagt H. "Wir haben aus verschiedenen Bereichen der Gesellschaft kommende Menschen, die gerne einen Beitrag leisten möchten - und das auch im Rahmen der Bundeswehr." Auch der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine spiele eine tragende Rolle, weshalb das Interesse an der Reserve gestiegen sei, sagt der Major.
Mit dem Krieg in der Ukraine ist die deutsche Armee ohnehin wieder verstärkt in den öffentlichen Fokus gerückt. Die Bundesregierung will die Bundeswehr mit dem Sonderprogramm von 100 Milliarden Euro stärken und damit Ausrüstungslücken schließen.