Händler wollen für mehr Leben in Stadt sorgen
Autor: Markus Reeh
Hammelburg, Donnerstag, 17. Oktober 2013
Die Hammelburger Geschäftsleute machen sich Gedanken, wie sie mehr Kunden ins Zentrum locken können. Ein besonderes Augenmerk richtet sich auf die Probleme in der Bahnhofstraße.
Volker Wedde machte den Einzelhändlern Mut. "Es ist riesig, klein zu sein. Denn Läden mit Seele haben Zukunft." Unter diesem Leitgedanken ist er in Schweinfurt und Würzburg erfolgreich mit dem Projekt "Qualitätsroute". Das ist ein Zusammenschluss des inhabergeführten Fachhandels in der Innenstadt, den Wedde, Bezirksgeschäftsführer des Handelsverbandes Bayern, initiiert hat.
Dafür gab es vor drei Jahren sogar den Bayerischen Stadtmarketingpreis.
Im Rahmen des Projektes wurde zum Beispiel ein Booklet erstellt. Hierin präsentieren sich die Händler, und auf dem dazugehörigen Stadtplan ist markiert, wo sie zu finden sind. "Die meisten Kunden behalten dieses Booklet und haben es auch bei ihren Einkäufen dabei", berichtete Wedde am Mittwochabend bei der Info-Veranstaltung des Vereins für Wirtschaft und Stadtmarketing (VWS).
Eine weitere Neuerung war die Einstellung eines Stadthausmeisters. Der kümmert sich ständig um Ordnung und Sauberkeit und hilft den Kunden auch mal, sich im Zentrum zurechtzufinden. Gut angekommen ist ebenso der Herbstbasar, bei dem die Händler Waren aus ihrem Angebot zu Gunsten sozialer Projekte verkaufen.
Bewährt hat sich zudem ein neutraler Ansprechpartner für die Kunden. "Hier trauen sie sich auch eher, sich zu beschweren, und durch die Reklamationen können die Händler viel lernen", weiß Wedde. Für Aufmerksamkeit sorgt stets die Aktion "Das getauschte Schaufenster", bei dem die Geschäftsleute eine Auswahl ihrer Artikel auch in anderen Läden der "Qualitätsroute" präsentieren können.
Zum Nulltarif sind solche Aktionen freilich nicht zu haben. Wedde bezifferte die Jahresbeiträge der Händler in Schweinfurt und Würzburg auf 370 beziehungsweise 530 Euro. Erforderlich sei die Einrichtung einer Stelle, "wo die Fäden zusammenlaufen", hierfür wurde eine Aushilfskraft eingestellt.
Wedde appellierte an die Hammelburger, ihre Stärken in den Vordergrund zu stellen. Im Ambiente einer fränkischen Kleinstadt bummeln zu gehen, sei ein Vergnügen, das viele größere Städte nicht zu bieten hätten, unterstrich er.
Dialog mit Kunden suchen
Alfred Jeurink, Vorsitzender des Vereins Tourismus Fränkisches Saaletal Hammelburg (TFSH), betonte, der Dialog mit den Kunden sei wichtig. Ein vermeintliches "Schnäppchen" in Schweinfurt sei meist keines, weil ja auch noch Fahrtkosten anfielen. Das müsse den Kunden klar gemacht werden.
Jeurink regte auch an, dass sich VWS, Stadt und Geschäftsleute zusammenschließen, um etwas gegen die Leerstände im Zentrum zu tun. Die Bahnhofstraße werde aber vermutlich keine reine Einkaufsstraße mehr, es sollten sich auch Dienstleister ansiedeln können.
Bürgermeister Ernst Stross informierte, dass er in Kürze einen Termin habe mit Edeka wegen des leer stehenden Kupsch-Marktes. Er wolle klären, ob die Räumlichkeiten für kulturelle Zwecke genutzt werden könnten. Mit Stellwänden ließen sich zum Beispiel ohne großen Aufwand Ausstellungen einrichten. Der Verantwortliche habe sich bereits grundsätzlich aufgeschlossen gezeigt. Die künftige Nutzung der Immobilie sei aber nach wie vor unklar.
"Wir haben auch schon versucht, andere Märkte in der Bahnhofstraße anzusiedeln, wie zum Beispiel dm, uns aber viele Absagen geholt", machte Stross deutlich, dass die Stadt sich um eine Belebung bemüht.
Der Inhaber von "Xara" gehe nach der Schließung seine Ladens in Hammelburg offenkundig "nach Euerdorf zurück", um dort ein größeres Modegeschäft zu eröffnen. Auch hier sei die weitere Nutzung des Gebäudes offen.
Rita Schubert von der Falken-Apotheke erklärte, ein Rückgang der Kundenzahl in der Bahnhofstraße sei zu spüren. Sie befürchtet, dass sich dieser Trend nach der "Xara"-Schließung weiter verstärkt.
Von Wolker Wedde wollte sie wissen, wie lange es dauere, bis eine "Qualitätsroute" spürbare Auswirkungen habe. Der Fachmann erklärte: "Die Neugierde der Kunden ist schnell da. Aber bis sich positive Effekte für die Händler einstellen, muss mindestens ein Jahr lang immer wieder Arbeit in das Projekt investiert werden."
"Viele ins Boot holen"
Sportgeschäft-Inhaber Dieter Hohmann hält die Idee der "Qualitätsroute" grundsätzlich für gut, möchte aber "möglichst viele ins Boot" holen. Daher hat er Bedenken, den Kreis auf den inhabergeführten Fachhandel zu beschränken, wie es in Schweinfurt und Würzburg der Fall ist.
VWS-Vorsitzender Sebastian Hose dankte Volker Wedde für die Impulse. Bei einem der nächsten Treffen solle diskutiert werden, ob die "Qualitätsroute" auch eine Alternative für Hammelburg darstellt.