Güttler und Kircheis spielten in der Erlöserkirche
Autor: Thomas Ahnert
Bad Kissingen, Dienstag, 25. Juni 2013
Ludwig Güttler und Friedrich Kircheis spielten in der Erlöserkirche Virtuoses und Tiefes.
Auch wenn man den Begriff "Urgestein des Kissinger Sommers" nicht gerne verwendet: Auf Ludwig Güttler trifft er wirklich zu. Der Trompeter aus dem Erzgebirge, der in Dresden lebt, war schon dabei, bevor sich zum ersten Mal der Vorhang vor dem Festival hob. Im Winter 1985 war er in der Stadt und im Landkreis unterwegs, um geeignetes Veranstaltungsräume zu suchen.
Und seitdem war er - mit einer Ausnahme - jedes Jahr da, mal mit seinen Virtuosi Saxoniae, mal mit seinem Blechbläserensemble, und ab und zu auch mit seinem "geborenen" Orgelpartner Friedrich Kircheis.
Etwa 50 Jahre sind die beiden jetzt in Sachen Musik gemeinsam "on the road". Das schweißt zusammen, schafft Routine, blindes Einverständnis. Die Sturm-und-Drang-Jahre sind in einige Ferne gerückt, es ist Ruhe eingekehrt. Und das merkt man auch an der Musik. Das Drängende, die kreative Ungeduld haben einer reifen, unaufgeregten Sicht auf die Dinge Platz gemacht; die Zurschaustellung der Virtuosität ist in den Hintergrund getreten. Sicher, Ludwig Güttler hat früher mehr zum Teil durchaus gewagte Verzierungen geblasen, aber er muss niemandem mehr etwas beweisen - wirklich nicht.
Und Friedrich Kircheis spielte früher ein bisschen treibender, hielt konstante Tempi auch wenn's turbulent wurde, wagte vielleicht auch öfter mal einen Registerwechsel. Andererseits: Wenn man bedenkt, wie souverän er die großartige, lange Pedalpassage in Bachs Toccata, Adagio und Fuge C-dur BWV 564 spielte, dann konnte man nur den Hut ziehen vor seiner Kondition und Beweglichkeit.
Es haben sich im Lauf der Jahre gewisse Konstanten gebildet, die die Gewichte verschoben haben. Die virtuosen Sonaten und Konzerte eines Loeillet, Vejvanowsky, Walther oder Purcell sind in den Hintergrund getreten; die können andere auch spielen. Aber die Choralvorspiele für Trompete oder Corno da caccia und Orgel oder nur für Orgel von Johann Sebastian Bach haben bei den beiden eine bezwingende Tiefe und Natürlichkeit erreicht. Wenn bei "Jesus bleibet meine Freude" Friedrich Kircheis einen swingenden Untergrund legt und Ludwig Güttler den meditativen Cantus firmus darüber legt, dann wird einem bewusst, was an diesen Konzerten wirklich wichtig geworden ist.