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Grundschule wird noch flexibler


Autor: Ralf Ruppert

Premich, Freitag, 19. Juni 2015

Das Kultusministerium hat die Einrichtungen in Motten und Burkardroth als Flexible Grundschulen ausgezeichnet. Beide haben seit Jahren die Jahrgangsmischung, jetzt kommen Tests, Lernentwicklungsgespräch und Begleitung dazu.
Bereits 2011 hat die Grundschule Burkardroth die Jahrgangsmischung in der 1. und 2. Klasse eingeführt. Die Lehrerinnen Christiane Middel (links) und Rosi Schmitt (rechts) machen in manchen Fächern keinen Unterschied zwischen den Klassen: Bei der Zucht von Kartoffeln etwa haben (von links) Elisa, Moritz und Elena aus der 2. Klasse mit Cora, Titian und Maximilian aus der 1. Klasse zusammengearbeitet. Foto: Ralf Ruppert


Es ist geschafft: Die Grundschulen Motten und Burkardroth reihen sich ab Herbst in die Reihe der dann 188 Flexiblen Grundschulen in Bayern ein. Die Mottener Schulleiterin Sabine Storch-Leibold und die stellvertretende Schulleiterin der Grundschule Burkardroth, Christiane Middel, haben gestern im Kultusministerium die entsprechenden Urkunden persönlich entgegen genommen.
"Neu ist für uns, dass am Beginn des Schuljahres die Lernausgangslage individuell getestet wird", nennt Middel

als eine der Änderungen. Zudem gibt es fachliche Beratung für die neuen Profilschulen. Insgesamt ändere sich jedoch wenig, weil die Mottener Schule bereits seit 2010, die Schulen in Lauter und Premich seit 2011 die Jahrgangsmischung haben.

Grundlegende Kenntnisse testen

Bei dem neuen Test werden mit dem Computer grundlegende Kenntnisse abgefragt. Über die ersten beiden Schulwochen hinweg würden die Übungen immer wieder eingestreut. "Da geht es drum, welche Wörter bekannt sind, ob das Kind schon ganze Sätze lesen kann oder in welchem Zahlenraum es bereits rechnet", so Christiane Middel.
"Wir haben die Jahrgangsmischung damals nicht eingeführt, weil wir zu klein waren, sondern aus pädagogischen Gründen", berichtet der Burkardrother Schulleiter Roland Schmidt. Die Schule habe seit Jahren konstant drei 1. Klassen, seit 2011 werden sechs Jami-Klassen aus 1. und 2. Klasse gebildet. Mit diesen Zahlen plant Schmidt auch in Zukunft. Aus seiner Sicht ist die Jahrgangsmischung die sinnvollste Fortführung der Erziehung in der Kindertagesstätte, in der ja auch Mädchen und Jungen aus mehreren Jahrgängen gemeinsam lernen und spielen.

Ansprechpartner und Helfer

"Die Bewerbung als Flexible Grundschule ist aus meiner Sicht die logische Konsequenz", sagt Roland Schmidt. Den größten Vorteil durch die Jami-Klassen sieht er für die Erstklässler, die von Anfang an andere Schüler als Ansprechpartner und Helfer an der Seite haben. "Bei mir sitzen immer ein Erst- und ein Zweitklässler nebeneinander", berichtet Lehrerin Rosi Schmitt. Die Partnerarbeit klappe wunderbar. In manchen Fächern bekommen die Kinder unterschiedliche Aufgaben, in anderen gebe es einen zweijährigen Lehrplan: "In Heimat- und Sachkunde machen eigentlich immer alle das gleiche", berichtet Rosi Schmitt und nennt die Zucht von Kartoffeln in Eimern im Schulhaus als Beispiel.

Offener Unterricht kommt an

"Wir praktizieren schon seit Jahren einen modernen und offenen Unterricht", sagt Schulleiter Roland Schmidt. Das komme auch bei den Eltern gut an. Dass die Kinder nun ein, zwei oder drei Jahre Zeit haben, die neue Eingangsstufe zu durchlaufen, sieht er als großen Vorteil an: "So müssen zum Beispiel auch Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf nicht mehr den Klassenverband wechseln", nennt er als Beispiel.

Dialog statt Zeugnis auf Papier

Bereits beim jüngsten Elternsprechtag wurde zudem der Ersatz der Zwischenzeugnisse durch so genannte Lern-Entwicklungsgespräche vorbereitet. Statt eines offiziellen Dokumentes gibt es also in Zukunft einen intensiven Dialog mit den Eltern und dem Kind. "Wir haben bereits versucht, Zielvereinbarungen gemeinsam mit den Kindern zu formulieren, das wird dann im kommenden Jahr weitergeführt", berichtet Christiane Middel.
Georg Eisenreich, seit 2013 Staatssekretär im Bayerischen Ministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst, verlieh gestern in München die Urkunden an 37 neue Profilschulen, die die Flexible Grundschule ab dem Schuljahr 2015/16 zusätzlich zu den bestehenden 151 Profilschulen neu anbieten werden. "Mit einer flexibel organisierten Eingangsstufe wird die bayerische Grundschule jedem einzelnen Kind noch besser gerecht. Jedes Kind soll genau die Zeit bekommen, die es braucht, um sich die elementaren Kulturtechniken wie Lesen, Schreiben und Rechnen anzueignen. Das bietet ein solides Fundament für den weiteren schulischen Weg", sagte der Staatssekretär.