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Großenbrach fürchtet die Abschottung


Autor: Ellen Mützel

Großenbrach, Montag, 24. Oktober 2022

Die Menschen in Großenbrach sorgen sich um die geplante Sperrung der Brücken um ihren Ort, die das Staatliche Bauamt saniert. Einige Wege lassen sich danach gar nicht mehr nutzen.Wenn die Pläne so bleiben, formiert sich wohl Protest.
Die Saaleflutbrücke zwischen Großenbrach und Hausen, an die sich die Saalebrücke aus Beton anschließt. Beide werden in den kommenden Jahren saniert und dabei voll gesperrt. Ellen Mützel


Es stellen sich viele Fragen, wenn die Großenbracherinnen und Großenbracher an die geplanten Brückensanierungen in den kommenden Jahren denken. Zum einen soll von März bis November 2023 die Brücke nach dem Aschacher Kreisel Richtung Großenbrach saniert werden. Eine halbseitige Sperrung ist laut Bürgermeister Andreas Sandwall (CSU) nicht möglich, dazu sei die Brücke nicht breit genug.

In den folgenden drei Jahren bis Ende 2026 sollen die Bogenbrücke und die Betonbrücke zwischen Großen- und Kleinbrach sowie die Bogenbrücke von Kleinbrach nach Hausen in einem Arbeitsgang saniert oder neu errichtet werden. Dabei soll die Straße zwischen Großenbrach und Bad Kissingen voll gesperrt sein.

Gespräch mit Wasserwirtschaftsamt, Bauamt, Bold und Kirchner

"Was da passieren soll, macht mich nicht glücklich", so Sandwall. Aber er sagt auch: "Es muss gebaut werden, das steht fest. Aber die Art und Weise geht einfach nicht." Am Mittwoch habe er auf seinen Wunsch ein Gespräch mit Landtagsabgeordnetem Sandro Kirchner (CSU), Landrat Thomas Bold (CSU), dem Staatlichen Bauamt und dem Wasserwirtschaftsamt gehabt und ihnen die Sorgen der Unternehmen und Privatleute erklärt.

Die Beteiligten würden die Belange des Marktes ernst nehmen: "Sie haben die Pläne erst mal auf Eis gelegt. Uns wurde versprochen, es werden neue Varianten geprüft", berichtet der Bürgermeister.

Kommt der Krankenwagen schnell genug?

Bestätigen will das Konstantin Arnold, im Staatlichen Bauamt Schweinfurt zuständig für den Straßenbau in Bad Kissingen, noch nicht. In den kommenden Tagen werde es aber eine Pressemitteilung dazu geben. Neben der Ablehnung des Gemeinderates hätten laut Sandwall auch Bold und Kirchner dazu beigetragen, dass die Pläne überdacht werden.

Großenbracher Mario Hümpfer regt an, dass Rettungskräfte dann auch nicht mehr von Bad Kissingen aus in das Dorf kämen. Heribert Hein fragt sich, wie die Hilfeleistungsfrist von 12 Minuten eingehalten werden kann, wenn der Weg von Bad Kissingen ins Dorf gesperrt sei.

Auch sorgt er sich um die drei Lebensmittelmärkte in der Gemeinde: "Bei der letzten Bürgerversammlung hieß es, es fahren täglich 7000 Autos durch Großenbrach. Wenn die nicht mehr da sind, kann der Penny zumachen."

"Ich bitte euch, seid laut."

Jörg Rumberg kann den Gedankengang der Planung, "eine ganze Kommune von der Stadt abzuschotten", nicht nachvollziehen. Er befürchtet einen starken Verkehr über die engen und unsicheren Flurwege und appellierte an den Bürgermeister, da dranzubleiben.

"Ich bitte euch, seid laut. Da brauche ich euch. Wer keine Musik macht, wird nicht gehört", entgegnet Sandwall. Es werde eine Plattform geben, in der Unternehmen wie Private ihre Bedenken loswerden könnten. Die Vorstellung der Pläne soll im Kursaal stattfinden.

Aschacher Brücke: Kein Platz für's Fahrrad

Zur Brückensanierung neben Aschach fragt Alina Metz, ob dort wenigstens Platz für den Rad- und Fußverkehr sei. Nein: Sie müssten über den Bauersteg oder über Aschach ausweichen, entgegnet Sandwall. Auch habe ihm das Bauamt gesagt, dass der Radweg Richtung Wiesenweg wegkomme, weil das gar kein offizieller Radweg sei.

Geschäftsleiter Thomas Beck berichtet zudem: Der Weg, der vor der Brücke rechts Richtung altes Schwimmbad führt, wird mit Leitplanken zugemacht.

Ob ein Rad- und Fußweg auf der Brücke möglich ist, hatte das Staatliche Bauamt geprüft. "Wir haben das beleuchtet, die Statik gibt das nicht her", sagt Statiker Joachim Dietz auf Nachfrage der Redaktion.

"Um das Ganze abzuschließen", beendet Sandwall die Diskussion in der Bürgerversammlung zur Brücke. "Wir werden wohl noch das Dampferle aus Bad Kissingen holen müssen, damit wir am Mäander einen Einstieg machen und am Rewe aussteigen."

Außerdem in der Bürgerversammlung diskutiert

  • Hundekotbeutel Braucht der Ort mehr Tüten, Abfalleimer zu den Tüten, oder nichts davon? Ob sie genutzt werden oder die Tüten in der Wiese landen, sei nicht sicher.
  • Geschwindigkeit Aus den Daten der Tempoanzeigen ergibt sich: 85 Prozent der Autos fahren korrekt. Ein Blitzer bestätigt: Bei knapp 800 Fahrzeugen sei niemand verwarnt worden. Tempo 30 sei bei der Staatsstraße nicht einfach durchzusetzen.
  • Internet Bis an jedes Haus verlegt die Telekom in den kommenden zwei bis vier Jahren kostenlos Glasfaser.
  • Schlaglochoffensive Auch Gehwege aufzubessern, muss warten: Für die Glasfaser müssten diese sonst erneut aufgerissen werden.
  • Energie Matthias Farnung fragt nach einer Energiegenossenschaft. Sandwall berichtet, er arbeitet an einem Konzept, an dem die Bürgerinnen und Bürger profitieren.
  • Friedhof Die Gemeinde ist offen für Ideen, was sie auf dem Friedhof anpflanzen kann. Über den Blumenschmuck an den Urnen beschwerte sich Harald Neugebauer.
  • Penny Die Bäckerei Schmitt schließt. Noch steht offen, wer folgt.
  • Kirche Eine Verschönerung des Vorplatzes liegt in Hand der Kirche.
  • Feuerwehrhaus Harald Neugebauer wünscht Photovoltaik auf dem Dach. Das müsse jedoch mit der Wärmeversorgung zusammengedacht werden. Außerdem schlägt er schallschluckende Decken in den Räumen vor.
  • Straßenbeleuchtung Mit der LED-Umrüstung und Dimmen von 1 bis 3 Uhr spart die Gemeinde 70 Prozent. Daher bleibt das Licht nachts an.
  • Grünflächen Die Gemeinde prüft auf Bitte von Bernd Heilmann, ob Eigentümerinnen und Eigentümer Paten der kleinen Grünflächen vor ihren Grundstücken werden können.
  • Ackerbrand Mario Hümpfer bedankt sich für die Hilfe aller beim Brand seines Ackers.