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Große Stimmen gratulierten Wagner und Verdi in Bad Kissingen


Autor: Thomas Ahnert

Bad Kissingen, Donnerstag, 11. Juli 2013

Die Sopranistin Ricarda Merbeth und der Tenor Klaus-Florian Vogt gratulierten Verdi und vor allem Wagner zum 200. Geburtstag.
Ricarda Merbeth und Klaus-Florian Vogt. Foto: Ahnert


Man rieb sich verwundert die Ohren. Was war im zurückliegenden Jahr nur mit dem Budapest Philharmonic Orchestra passiert? So gut wie am Mittwoch Abend bei der Operngala war das Orchester noch nie. Nicht nur was die begleitende Funktion betraf, sondern auch in den Instrumentalsätzen wie der Sinfonia zu Verdis "La forza del destino". Gerade weil das Intermezzo sinfonico aus Mascagnis "Cavalleria rusticana" so klar musiziert war, wurde deutlich, warum der Erfolg des Komponisten trotz 14

Opern sehr begrenzt war.

Wirklich perfekt musiziert war das für Streicher höchst empfindliche Vorspiel zum 1. Akt aus Wagners "Lohengrin". Nicht nur die Streicher überzeugten, auch die Bläser haben enorm zugelegt. Und so ein gutes Horquartett wie das der Budapester hatte in diesem Sommer nicht jedes Orchester. Vielleicht macht sich bemerkbar, dass die Budapester nach fünf Jahren Lücke seit kurzem wieder einen bestallten Chef haben. György Györiványi-Ráth scheint sich nicht nur als Dirigent, sondern auch als Orchestererzieher zu verstehen. Und eine ganze Reihe junger Gesichter konnte man auch entdecken. Erstmals gab's auch Bravos für das Orchester. Johan Arnell, der traditionell diese Operngalas im Großen Saal leitet, hatte an dem Abend leichtes Spiel.

Dass er das auch mit den Solisten haben würde, war zu erwarten. Die Sopranistin Ricarda Merbeth und der Tenor Klaus-Florian Vogt sind international gefragte Wagner-Interpreten mit einiger Bayreuth-Erfahrung. Und dem 200-Jährigen war ein Großteil des Programms gewidmet.

Der erste, kleinere Teil ging an den anderen Großjubilar Verdi. Ricarda Merbeth sang "Pace, pace, mio Dio" aus "La forza del destino" und "Tacea la notte placida" aus "Il trovatore", Klaus-Florian Vogt steuerte "Il foglio dunque? ... Quando le sere al placido chiaror d'un ciel stellato" aus "Luisa Miller" bei. Da präsentierten sich zwei große Stimmen, Ricarda Merbeth voll und stabil, Klaus-Florian Vogt mit seinem leichten Timbre, das ihn berühmt gemacht hat. Und trotzdem blieben Vorbehalte. Denn beide sangen auffallend sorgfältig, ein wenig buchstabierend, stark auf Sicherheit zielend. Oder anders gesagt: Sie gingen nicht aus sich heraus und verschenkten dadurch einiges aus der emotionalen Ebene.

Das war wesentlich lebendiger bei Wagner. Bei Vogts schon legendären "Winterstürme wichen dem Wonnemond" hätte man sich gewünscht, dass beide zusammen bis "Du bist der Lenz" weitergesungen hätten. Ricarda Merbeths hochdramatisch gesungene Ballade der Senta aus dem "Holländer" war allerdings eine ausgezeichnete Alternative.

Bei der "Lohengrin-Strecke" mit "einsam in trüben Tagen", der Brautgemachszene und der Gralserzählung waren die beiden, getragen vom Orchester, dann auch spielerisch-gestalterisch endgültig angekommen. Da konnte man die Dramatik der ausweglosen Situation wunderbar knistern hören - und trotzdem die Stimmen genießen.