Druckartikel: Graben in Bad Kissinger Geschichte

Graben in Bad Kissinger Geschichte


Autor: Ralf Ruppert

Bad Kissingen, Dienstag, 29. November 2016

Archäologen untersuchen das Grundstück, auf dem der Anbau für das Landratsamt entstehen soll. Aufgetaucht sind Reste einer Schmiede und des Baches.
Archäologin Karen Schröder dokumentieren das Ergebnis der Sondage. Foto: Ralf Ruppert


Bevor es in die Höhe geht, graben sich Archäologen erst einmal in die Tiefe: An dem Platz, an dem ab Frühjahr der Erweiterungsbau für das Landratsamt entstehen soll, laufen aktuell archäologische Voruntersuchungen. "Auf dem Gelände des Landratsamtes stand früher eine Mühle, wir sind hier auf die Überreste einer alten Schmiede gestoßen", fasst Archäologe Marcel Günther die ersten Ergebnisse zusammen. Mit seiner Kollegin Karen Schröder hat er Mauern, Pflastersteine und die Sohle des früheren Mühlbachs freigelegt.


Suche in den Archiven

Vor den Arbeiten draußen suchten die Archäologen der Schwebheimer Firma "Ausgrabungen Specht" zunächst im Archiv: Lagepläne aus dem Jahr 1889 waren die Grundlage für die insgesamt fünf Sondagen, die in Absprache mit dem Landesamt für Denkmalpflege vorgesehen sind. Knapp einen Meter unter der Oberfläche stießen die Archäologen auf die ersten Befunde: Eine Sandsteinmauer und Sandstein-Pflaster einer alten Durchfahrt dürften aus dem 19. Jahrhundert stammen.


Bis ins 16. Jahrhundert zurück

Diese Flächen wurden fotografiert und alle Details zusätzlich abgezeichnet. Danach ging die Suche tiefer: "An einigen Stellen haben wir unter das dokumentierte Planum abgegraben", berichtet Marcel Günther, und: "In Altstädten kann man nie so genau sagen, wie mächtig die einzelnen Siedlungsschichten sind." An der Stelle des Landratsamtes waren es weitere 60 Zentimeter bis zur nächsten Schicht aus kleinteiligem Sandstein-Pflaster.
"Das können wir noch nicht datieren, weil wir keine weiteren Funde hatten", berichtet der Archäologe. Ein Loch weiter kam unter dem Pflaster lediglich Bauschutt und ein "Faulschlamm-Horizont mit organischen Resten" zu Tage. Noch ein Loch weiter dagegen finden sich kreisrunde Gruben, in denen die Archäologen Keramikteile gefunden haben, die sie nach einer ersten Analyse auf das 16. Jahrhundert datieren. Welchem Zweck die Gruben dienten, sei aber schwer zu sagen.


Reste des alten Mühlbachs

Weiter südlich stießen die Archäologen wie erwartet auf Reste des früheren Mühlbachs, der heute in Betonrohren mitten durch das Grundstück fließt. "Wir sind auf eine betonierte Sohle gestoßen, darüber liegen Reste des Ziegelgewölbes", beschreibt Marcel Günther das Ergebnis. Wie geht es jetzt weiter? "Wir schildern die Befundsituation dem Landesamt für Denkmalpflege, dann wird dort entschieden, wie es weiter geht", sagt der Archäologe.


Baubeginn für Ende März geplant

Der zuständige Referent beim Landesamt für Denkmalpflege, Dr. Matthias Merkl, will nun zunächst die Dokumentation oder zumindest einen vorläufigen Abschlussbericht der Voruntersuchung abwarten. Dann werde das weitere Vorgehen festgelegt und zunächst mit dem Bauherrn, also dem Landkreis Bad Kissingen, besprochen.
"Die archäologischen Sondagen wurden im Zeitplan so eingetaktet, sodass es zu keiner Bauverzögerung kommen wird", kommentiert das Landratsamt die Grabungen auf Nachfrage. Die Kosten dafür belaufen sich voraussichtlich auf rund 12 000 Euro. Etwa 2000 Euro übernehme der Bezirk Unterfranken im Rahmen der Förderung der Denkmalpflege, den Rest muss der Bauherr tragen.
Wenn keine weiteren Ausgrabungen mehr dazwischen kommen, sollen die Arbeiten am Erweiterungsbau Ende März starten. "Derzeit läuft die Ausführungsplanung", teilt das Landratsamt, außerdem werde die Ausschreibung für die Ausführung der Bauarbeiten vorbereitet. Für das neue Verwaltungsgebäude ist eine Bohrpfahlgründung vorgesehen: 44 Pfähle mit einem Durchmesser von rund 80 Zentimetern und einer Tiefe von rund acht Metern sollen für eine stabile Gründung sorgen. Die aktuellste Kostenberechnung beläuft sich auf 7,8 Millionen Euro. Das Bürogebäude für 60 Mitarbeiter und einer Grundfläche von 400 Quadratmetern soll Ende 2018 bezugsfertig sein.