Druckartikel: Glücklich, aber zu billig

Glücklich, aber zu billig


Autor: Robert Huger

Bad Kissingen, Montag, 18. Mai 2015

Bayernweit produzieren immer weniger Betriebe immer mehr Schweine. Bauern wie Florian Büttner versuchen die Freilandhaltung als Alternative. Die ist jedoch nicht sehr ertragreich.
Florian Büttner ist immer gerne bei seinen Freilandschweinen. Wenn er Zeit hat, bekommen sie eine Streicheleinheit.  Fotos: Robert Huger


Einen Schwung Löwenzahn über den Elektrozaun geworfen und schon kommen die Schweine grunzend gelaufen. Sie haben einen schwarzen Kopf und ein schwarzes Hinterteil. Schwäbisch-Hällische Landschweine oder auch "Mohrenköpfle" werden sie genannt. Florian Büttner aus Oerlenbach hat derzeit 25 von ihnen in einem Freigehege.

Fleisch ist zu billig

"Das ist einfach was Wunderbares", schwärmt der

Agraringenieur, "es macht Spaß, wenn man sieht, dass es den Schweinen gut geht." Büttner ist überzeugt von der Freilandhaltung von Schweinen. Er möchte seine Tiere möglichst naturnah halten. Finanziell lohnt sich das allerdings nicht.

Der Landwirt hält seine Tiere im Freilandgehege, damit sie sich wohl fühlen und wegen der besseren Fleischqualität. Leisten kann er sich das nur, weil er die Schweinehaltung als Nebenerwerb betreibt. "Zum Glück muss ich nicht davon leben", sagt Büttner, "es bekommt nicht die Wertschätzung, die es verdient hätte." Seine Schweine verkauft er an eine Retzbacher Metzgerei. Dort bekommt er derzeit rund 3,10 Euro pro Kilo Schlachtgewicht. Bei einem konventionellen Betrieb sind es ungefähr 1,40 Euro.

Die Situation der Schweinehalter schätzt der Agraringenieur als schlecht ein. "Letztes Jahr war es besonders schlimm", erzählt er. Gerade zwischen Weihnachten und Ostern gebe es oft einen "Schweinestau", sprich keiner möchte Schweinefleisch kaufen. Das liege mitunter an der Fastenzeit, in der viele weniger Fleisch essen. Das betrifft alle Schweinehalter.

Schlechte Aussichten

Die neuesten Zahlen für die Schweinehaltung im Landkreis Bad Kissingen sind aus dem Jahr 2010. Zu diesem Zeitpunkt gab es 217 Mastschweinbetriebe. Im Jahr 1997 waren es noch 498. Herbert Krauß vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten glaubt, dass es in Zukunft noch weniger Betriebe geben wird: "Bei den Schweinehaltern ist die wirtschaftliche Situation nicht gerade rosig." Es gebe den Trend, dass vor allem die Zuchtsauen weniger werden.

Das Hauptproblem ist aber ein anderes: Pro Mastplatz bleibt immer weniger Geld übrig. Das heißt, dass die Landwirte mehr produzieren müssen, um diese Verluste auszugleichen. Auch Georg Scheuring vom Bayerischen Bauernverband kennt diese Problematik nur zu gut. "Tendenziell werden die Kleinbetriebe weniger", sagt er. Im Landkreis Bad Kissingen werden die überwiegende Zahl der Schweine von acht Betrieben gehalten. Insgesamt gebe es derzeit ungefähr 190 Betriebe, die zusammen gerechnet rund 1750 Tiere halten.

Aus eigener Herstellung

Ein Grund für den Rückgang bei Ökobetrieben ist laut Scheuring das relativ teure Futter. Gerade der Getreideanbau sei in der ökologischen Herstellung nicht billig. Eine wichtige Rolle spielt daher der Soja-Anbau. "Man ist darauf angewiesen, weil Ackerbohnen und Erbsen auch Bitterstoffe enthalten können, die die Nahrungsaufnahme beeinträchtigen", begründet Ge org Scheuring.

Florian Büttner hält stets so viele Schweine, dass das Futter optimal verwertet wird. Dafür baut er auch Sojabohnen an. "Das Problem ist, dass man sie nicht roh verfüttern kann", sagt er. Daher ist er gerade dabei, ein Getreidelager umzubauen, um dort eine Aufbereitungsanlage für Sojabohnen zu installieren. Die nächstgelegene Anlage gebe es nämlich erst in der Nähe von Augsburg.

Die 25 Freilandsauen von Florian Büttner leben in einem 1,5 Hektar großen Gehege. Schutz vor Hitze und Kälte finden sie in einigen Holzhütten, die teilweise mit Styropor isoliert sind. In der Regel kauft er seine Ferkel im Alter von drei Monaten von Höfen aus Euerdorf und Reichenbach. Mit ungefähr acht bis neun Monaten verkauft er sie dann an eine Metzgerei.

Die Preisentwicklung beim Scheinefleisch bereitet Büttner sorgen. "In Deutschland werden viel mehr Schweine produziert als gebraucht werden", sagt er. Dem müsse man einen Riegel vorschieben. Doch wie? Schweinehalter Siegfried Zink aus Elfershausen fordert eine bessere Aufklärung.