Gewaltorgie an der Hauptschule landet vor Gericht
Autor: Benedikt Borst
Burkardroth, Freitag, 26. Oktober 2012
Das Jugendschöffengericht verurteilte zwei junge Männer, die im Januar 2010 in die Hauptschule einstiegen und eine Gasflasche aufdrehten.
Es ist das Ende einer unrühmlichen Geschichte, die vor gut drei Jahren ganz Burkardroth beschäftigte: In der Nacht vom 21. auf den 22. Januar 2010 brachen zwei Jugendliche aus dem Landkreis in die Hauptschule ein und ergingen sich "in einer Gewaltorgie ohne jegliches Beispiel", wie es der Richter in der Sitzung des Jugendschöffengerichtes Bad Kissingen nannte. Die damals 17- und 19-Jährigen zerstörten Mobiliar und technische Geräte, beschmierten die Stühle und Wände mit Senf, Ketchup, Öl und Farbe und steckten außerdem einen Papiercontainer in Brand. Es hätte noch viel mehr passieren können: Die Täter drehten eine Fünf-Kilogramm-Propangasflasche auf und ließen sie einfach stehen. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn es zu einer Explosion gekommen wäre.
Insgesamt richteten die Jugendlichen einen Schaden von rund 25.000 Euro an. Der Richter verurteilte die heute 20 und 22 Jahre alten Angeklagten zu Haftstrafen von jeweils einem Jahr und drei Monaten. Die Strafe setzte er für drei Jahre zur Bewährung aus. Zudem müssen sie 1200 beziehungsweise 500 Euro Wiedergutmachung an die Schule zahlen und jeweils 40 Arbeitsstunden für Gemeinde und Schule leisten. Des Weiteren stehen noch zivilrechtliche Forderungen von Seiten der Versicherungsfirma aus, die zunächst für den Schaden aufgekommen war.
Erste Schätzungen über 50.000 Euro
Die Schäden zu beheben, wäre eigentlich noch teurer als 25.000 Euro gewesen, sagte Schulleiter Wolfgang Halbig. "Anfangs gingen die Schätzungen von 50.000 Euro aus." Einige Reparaturen wurden allerdings im Zuge einer ohnehin geplanten Sanierung erledigt. Erst ein halbes Jahr später konnten die Täter durch die Kriminalpolizei Schweinfurt ermittelt werden, legten dann aber beide Geständnisse ab. Man sei vorher in einer Diskothek gewesen, habe danach zuhause noch ein Bier getrunken und sich dann erst entschlossen, in die Schule einzusteigen. "Für den Kick", hatte der Ältere bei der Polizei angegeben.
"Eigentlich wollten wir nichts kaputt machen", sagte der Zweite vor Gericht. Beide waren früher in dieser Schule, Frust auf Lehrer oder Mitschüler habe jedoch keine Rolle gespielt. Man habe sich hineingesteigert, jeder wollte den Unfug des anderen toppen. So flogen zunächst nur Büroklammern, dann wurde das Lehrerzimmer, der Computerraum verwüstet, der Physiksaal mit Gas geflutet und ein Papiercontainer angezündet. Es handle sich um weit mehr als um Streiche von dummen Jungs, sagte der Staatsanwalt. Leib und Leben anderer seien gefährdet worden. Nicht umsonst laute die Anklage auf versuchte Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion.
Alles hätte in die Luft fliegen können
"Wenn es blöd gelaufen wäre, hätte das ganze Ding in die Luft fliegen können", sagte der Staatsanwalt und verwies damit auf ein Gutachten des Landeskriminalamtes. In diesem wurde bestätigt, dass das ausgetretene Gas im Physiksaal derart konzentriert war, dass bereits ein kleiner elektrischer Schlag eine Katastrophe hätte auslösen können. Eine Detonation wäre laut Gutachten imstande gewesen, das Gebäude stark zu beschädigen, wenn nicht gar teilweise zum Einsturz zu bringen.
Die Angeklagten, die beide eine Ausbildungsstelle gefunden und eine positive Sozialprognose haben, beteuerten, dass ihnen die Gefahr nicht bewusst war. Der Vorsitzende meinte, es sei nicht nachvollziehbar, wie man so seinen Verstand ausschalten könne. "So ganz neben der Spur könnt ihr aber nicht gewesen sein, weil ihr sehr vorausschauend agiert habt", sagte er mit Blick darauf, dass sich die jungen Männer vor der Tat mit einem Brecheisen sowie Gummihandschuhen und Haarnetzen zum Spurenvertuschen ausstatteten. Er befand sie in allen drei Anklagepunkten für schuldig und verurteilte sie wegen versuchter Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion, Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch.