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Gesunde Städte-Netzwerk: Sattel dein Dienstrad


Autor: Benedikt Borst

Bad Kissingen, Mittwoch, 24. Februar 2016

Bad Kissingen sagt der Bewegungsarmut den Kampf an und sammelt Ideen, um möglichst viele Einwohner vom Kind bis zum Rentner, mobil zu machen.
Bad Kissingens Pressesprecher Mario Selzer legt den Dienstweg zum Servicebetrieb per Rad zurück.  Foto: Borst


Ausreichend Bewegung gehört zu einem gesunden Lebensstil, die Bewegungsarmut in industrialisierten Ländern nimmt aber stetig zu. Dazu kommen häufig noch ungesunde Ernährung und Überlastung im Beruf. Die daraus entstehenden Folgen reichen von Übergewicht und Diabetes bis zu seelischen Erkrankungen. Bad Kissingen will dieser Entwicklung als Mitglied des Gesunde Städte-Netzwerks entgegenwirken und sich für die Gesundheit seiner Bewohner einsetzen.

Die Stadt nimmt seit 2012 an der WHO-Kampagne teil.

Konkret geht es jetzt um das Problemfeld Bewegungsarmut. Dazu haben sich Vertreter aus Verwaltung, Bildung, Gesundheitswesen und Wirtschaft zu einem ersten Workshop getroffen. Sie haben Ideen gesammelt, wie Menschen vom Kleinkind bis zum Rentner dazu gebracht werden können, sich mehr zu bewegen. "Was man feststellt ist, dass es in Bad Kissingen bereits viele Angebote gibt", sagt Dr. Joachim Galuska, Geschäftsführer der Heiligenfeld Kliniken. Manche Betriebe stellen ihren Angestellten Dienstfahrräder zur Verfügung, andere bieten Yogakurse im Rahmen betrieblicher Gesundheitsvorsorge an. In den Heiligenfeldkliniken sind an den Fahrstühlen Schilder angebracht, die den Mitarbeitern raten, die Treppen zu benutzen.

Die Angebote sind gut und richtig, findet Galuska, haben aber eine Schwäche. "Sie werden nur von denjenigen wahrgenommen, bei denen sowieso ein Bewusstsein vorhanden ist", erklärt er. Jemand, der in seiner Freizeit Marathon läuft, braucht solche Angebote nicht so dringend wie einer, dem schon die 20 Meter vom Auto zum Schreibtisch zu viel sind. "Wie erreicht man die, die sich nicht bewegen?", fragt Galuska. Antwort: über Aufklärung. Den Menschen müsse bewusst sein, wie wichtig ein ausreichendes Bewegungs- und Sportpensum für den Körper ist. Außerdem müssten vorhandene Angebote besser vernetzt werden.

Ziel ist es also, möglichst viele Menschen in jeder Lebensphase anzusprechen. Kinder können über Aktionen in Kindergärten und Schulen noch vergleichsweise einfach zu fördern. "Man muss auf Natürlichkeit und Spaß an der Bewegung setzen", findet Allgemeinmediziner und Notarzt Dr. Ralph Brath. Kinder verfügen ohnehin über einen großen Bewegungsdrang. Im Erwachsenenalter wird es schwieriger, die breite Masse und nicht nur die Sportaffinen zu erreichen. "Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr", meint Thorn Plöger, Leiter der Hescuro Klinik. Es sei wichtig, mehr Bewegung in den Arbeitsalltag zu integrieren, etwa über bewegte Pausen. Am Computer ploppt nach einer gewissen Zeit ein Fenster auf, das den Mitarbeiter erinnert, kurz vom Schreibtisch aufzustehen.

Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD) findet es wichtig, dass Bad Kissingen sich der Prävention widmet. "Wie glaubwürdig ist eine Stadt, die Gesundheit exportiert, sich aber nicht um die Gesundheit seiner Bürger kümmert?" Die Ideen aus dem Workshop werden jetzt von einem Expertenrat unter Leitung Blankenburgs ausgewertet. Anschließend sollen Aktionen angeregt werden.