Gesangverein Garitz: Es hätte so schön werden können
Autor: Thomas Ahnert
Garitz, Sonntag, 28. November 2021
Geprobt haben sie mit Abstand, gefreut haben sich die Sänger und Sängerinnen und ihr Publikum. Über die Absage des Weihnachtskonzerts herrscht große Enttäuschung
Eigentlich hätte alles so schön werden können und sollen: das Weihnachtskonzert des Gesangvereins Garitz mit zwei Auftritten, am dritten Advent in der St.-Georgskirche in Wittershausen und eine Woche später in der Garitzer Elisabethkirche. Dann hätte Weihnachten kommen können. So war's geplant. Jetzt kommt es ganz anders.
Natürlich haben sich noch vor drei Wochen Chorleiter Guy Ramon und Vorsitzender Manfred Simon Gedanken und auch Sorgen gemacht, ob alles so laufen kann wie geplant, denn es zogen schon wieder dunklere Coronawolken über den Himmel. Manfred Simon: "Wir haben uns überlegt, dass alles passieren kann, wenn wir die beiden Chorkonzerte in dem Jahr noch durchziehen wollen. Wir haben sie offiziell bei der Stadt angemeldet. Wir können ein Nein kriegen von der Politik, wir können ein Nein kriegen aus dem Chor selbst, wenn viele so viel Angst kriegen, dass sie sich nicht trauen, was ich allerdings nicht glaube, denn alle waren guten Mutes."
"Hunger" des Publikums sei groß
Dass das Publikum nicht kommt, davon gehen beide nicht aus. Guy Ramon weiß aus eigener Konzerterfahrung der letzten Zeit, "dass der Hunger der Leute nach solchen Veranstaltungen riesig ist. Die fahren 50 Kilometer, um so etwas zu erleben. Und die Konzerte sind ausverkauft, auch wenn die 2G-Regel gilt." Die, die wollen, werden kommen, "und sie werden Spaß haben an dem kleinen Programm, das wir erarbeitet haben. Wir haben als Chor einen Kulturauftrag zu erfüllen, und dieser Kulturauftrag darf jetzt stattfinden, wir dürfen ihn ausüben - noch."
Schwieriger würde es, wenn die 2Gplus-Regelung käme - wovon Guy Ramon und Manfred Simon allerdings nicht ausgehen wollten: "Wir geben unsere Konzerte. Es sei denn, zwei Faktoren würden eintreten: Die Landesregierung untersagt jede Veranstaltung in geschlossenen Räumen oder im Freien, wovon nicht auszugehen ist im Moment. Denn irgendwann geht das Gespenst der Inzidenz auch wieder runter." Im Moment ist das Gespenst stärker als je zuvor am Klettern.
Die Vorbereitungen für das Konzert waren in der Anfangsphase alles andere als einfach oder routiniert. "Wir hatten ja keine regelmäßigen Proben, nur zweimal im Frühjahr, im Sommer drei OpenAir-Proben an der Oberen Saline", sagt Guy Ramon. Und Manfred Simon ergänzt: "Im Frühsommer haben wir vor allem Stimmbildung gemacht, um den Chor nicht auseinanderfallen zu lassen. Das war ganz wichtig. Und es hat wohl funktioniert, denn es sind immer sehr viele zu den Proben gekommen, was mich sehr gefreut hat. In der Kürze der Zeit war das eine große Freude für mich, so mit dem Chor arbeiten zu können und ihn auch stimmtechnisch ein gutes Stück voranbringen zu können."
Wichtig sei das auch aus einem anderen Grund gewesen: "Es ist ja schon für den Profi tödlich, kein Ziel vor Augen zu haben, zu vertrocknen. Aber für einen Laien, der kommt, um einen schönen Abend mit Gleichgesinnten zu verbringen und auch noch etwas mitzunehmen für sein Seelenheil, für den, denke ich, ist das mindestens genauso schlimm, wenn gar nichts mehr geht. Nur dass das für den Laien ein bisschen anders ist, denn er hat seinen Beruf, in dem er steht." Deshalb, so Manfred Simon, "war es für uns wichtig, dass wir ein Ziel hatten. Deshalb waren wir auch dankbar, als wir die beiden Adventskonzerte in Wittershausen und Garitz verabredet haben."
Probe mit Abstand stärkte die Stimmen
Die Proben der letzten Zeit waren relativ wenig durch die Coronaverordnungen beeinträchtigt. Eine Zeitlang probten Männer- und Frauenchor im Wechsel. Aber dann wurde auch wieder das Plenum möglich. "Wir haben uns an die Hygieneverordnungen gehalten. Aber wir haben die Freiheiten auch genutzt, zumal wir alle geimpft sind. Da haben wir uns dann auch mal ein bissel enger zusammengesetzt, um uns besser zu hören und am Klangbild zu arbeiten." Das vorherige Proben mit Abstand hatte für Guy Ramon auch etwas Positives: "Plötzlich war jeder auf sich gestellt und musste wirklich singen, konnte sich nirgendwo mehr anlehnen. Das hat zur Stärkung des Klangvolumens erheblich beigetragen. Das ist schon ein anderer Klang."