Druckartikel: Gesang und Mimik begeisterten

Gesang und Mimik begeisterten


Autor: Gerd Schaar

Waizenbach, Montag, 01. Oktober 2012

Die Gruppe "amacord" überzeugte bei ihrem Auftritt mit einer herausragenden Leistung. Die Sänger stammen aus dem berühmten Leipziger Thomanerchor.
Martin Lattke, Frank Ozimek, Wolfram Lattke und Daniel Knauft (v.l.) verleihen der Gruppe "amacord" ihre Stimme. Foto: Gerd Schaar


Einmal im Jahr öffnet das adelige Damenstift die Pforten seines Wasserschlosses für die Konzertreihe "Musik in fränkischen Schlössern". Rund 100 Besucher lauschten den fünf Sängern der Gesangsgruppe "amacord". "Es hat sich mehr als gelohnt, hierher zu kommen", betonte Zuhörer Klaus Wilm. Der lebendige Gesang begeisterte ihn.
Eine Besuchergruppe aus Bamberg nahm sogar eine Anreise von rund 100 Kilometern in Kauf, nur um das Konzert zu hören. "Und es hat sich gelohnt", unterstrich einer der Oberfranken. "Diese Sänger sind Weltklasse", meinte auch Gerhard Bornkessel. Er habe den Weg von Heckmühle in das Waizenbacher Wasserschloss nicht bereut.
Die fünf "amacord"-Sänger stammen aus dem berühmten Leipziger Thomanerchor: Wolfram und Martin Lattke (beide Tenor), Frank Ozimek (Bariton), Daniel Knauft und Holger Krause (beide Bass).
"Mordlust und andere Lebenslagen", hieß das Hauptthema für diesen Liederabend der besonderen Art. "Es geht in unserem Konzert um Mord und Totschlag, um Liebe und Eifersucht", erläuterte Knauft die spezielle Auswahl der Stücke für diesen Abend. Von der italienischen Renaissance über die deutsche Romantik bis hin zur Moderne reichte der Fundus der zwei Dutzend Vorträge.
Die Zuhörer waren nicht nur von den meisterlichen Stimmen fasziniert, sondern auch von der Mimik und Gestik, die den Vortragenden oft erheblichen Körpereinsatz abverlangten. Mitunter hatte es gar die Wirkung übertriebener Komik, die aber stimmig zu den Themen passte. Allen voran verrenkte sich Tenor Wolfram Lattke über alle Maßen zur Freude des Publikums.

Magische Wirkung


Auch nach zwei Stunden Gesang hörte die magische Wirkung der Gruppe nicht auf. Klar, dass da noch eine Zugabe fällig war.
"Werwölfe, Geister, Morde, Ehebrecherinnen, Suizide", zog Knauft die thematische Bilanz des Konzertabends. Scheidungen vor 450 Jahren auf italienisch, die Warnungen für den gehörnten Ehemann aus jener Zeit, schmerzliche Madrigale und die Jagd des Adels nach der schönen Frauenkatze ließen die Gegenwart vergessen.
In einem Abschiedslied wurde der erhängte Mann besungen - die Ehefrau folgt ihm in den Tod, um in der Hölle ihren Mann weiterhin zu quälen. Die Zuhörer schauten betroffen.

Durch Können geadelt


Der musikalische Bogen spannte sich über Instrumental-Imitationen eines Orchesters und Triviallieder eines verliebten Schneiders bis hin zum "Waltzing Matilda", Australiens bekanntestes Volkslied. Alles was die Sänger auf die Notenpulte legten, wurde durch ihr Können geadelt. Die hohe Qualität des 1012 gegründeten Thomanerchors schimmerte auch bei den "amacord"-Sängern durch.