Gemüse des Monats: Tomaten - von wegen treulos!
Autor: Carmen Schmitt
Maria Bildhausen, Montag, 27. August 2018
Rot werden erlaubt: Unter den Dächern der Klostergärtnerei wächst die Früchte-Vielfalt. Das Ziel: Aroma-Explosion!
Einen halben Zentner wird Ruth Schneider heute ernten. Durchschnitt in der Saison. Rot, gelb, spitz, dick, oval, prall und in jedem Gramm eine ordentliche Portion Aroma. "Yellow Submarine", "Berner Rose", "Tica", "Ochsenherz": die Ausbeute hat klangvolle Namen. 20 verschiedene Sorten reifen unter den Dächern der Gärtnerei - und unter den Augen der Chefin. Ruth Schneider umsorgt mit ihrer Gärtner-Mannschaft im Kloster Maria Bildhausen kernige Gewächse. Als Verfechterin der Vielfalt ist sie immer auf der Suche nach der nächsten Geschmacks-Explosion. Kein Grund, rot zu werden!
Wem hier nicht das Wasser im Mund zusammenläuft, hat garantiert Tomaten auf den Augen. Die Geschmäcker fallen aber ganz unterschiedlich aus, meint Ruth Schneider. Sie hat den Einruck: Männer mögens sauer. Verkaufsschlager bleiben aber die Tomaten-Sorten mit einem ausgewogenen Süße-Säure-Verhältnis - wie die Ruthje. Was die Kloster-Gärtnerei erntet, landet auf dem Teller von privater Kundschaft, in den Regalen von Naturkostläden oder in der Küche des Klostergasthofs. Hinter der Gärtnerei steckt eine lange Tradition in Maria Bildhausen.
Früher haben die Schwestern im Kloster als Selbstversorger die Beete bewirtschaftet. Heute beschäftigt die Klostergärtnerei zwölf Menschen mit Behinderung. Die Frauen und Männer können kreativ sein, sie sind draußen und arbeiten selbstverantwortlich. "Das entspricht unserem ganzen Konzept: Nachhaltigkeit", sagt Benjamin Schmitt vom Kloster. Die Tomaten-Stöcke in der Gärtnerei sind sogenannte samenechte Sorten. Was geerntet wird, ist "Bio". Die Kundschaft kauft Pflänzchen, Stückware oder hat gleich ein Abo für eine "Grüne Kiste" vollgepackt mit frischem Saisongemüse. Von dem Paradiesapfel liegen da gleich mehrere Exemplare drin - ein spezielles "Förderprogramm" der Gärtnermeisterin.
"Unser Essen ist so arm. Kinder kennen oft nur noch eine Sorte. Das ist eigentlich traurig", sagt Ruth Schneider. Sie windet sich zwischen den Stöcken, bückt sich, reckt sich, schleppt die den Korb vom Folienhaus in die Gärtnerei. Rot, grün, gelb - alles dabei. Jetzt noch für die Kundschaft herrichten. Sie selber genießt die roten Früchtchen am liebsten ganz einfach auf einem Butterbrot. Ihr Tipp: ein bisschen Knobi-Schnittlauch drüber, Thymian oder Basilikum, und das Schmankerl ist perfekt. Ein Tomaten-Salat aus verschiedenen Sorten: für sie eine Aroma-Explosion.