Druckartikel: Gemeinsam gegen die Kriminalität

Gemeinsam gegen die Kriminalität


Autor: Stefan Geiger

Oerlenbach, Mittwoch, 04. November 2015

Eine Ausbildungsgruppe der rumänischen Grenzpolizei besuchte das Aus- und Fortbildungszentrum Oerlenbach. Angestrebt sind gemeinsame Ausbildungsnormen.
Bürgermeister Franz Kuhn überreichte dem stellvertretenden Leiter der rumänischen Grenzpolizeischule Vasile Domut eine Uhr als Erinnerung.  Fotos: Stefan Geiger


Die internationale Zusammenarbeit der Polizei ist in Zeiten von Terror und Kriminalität unerlässlich. Dazu kommt aktuell das Flüchtlingsproblem, das weitere Herausforderungen bringt. Mit den wichtigen Aufgaben können sich die Sicherheitsbeamten nicht früh genug vertraut machen und das Miteinander fördern. Diesem Zweck dient aktuell der Besuch einer Ausbildungsgruppe der rumänischen Grenzpolizei bei ihren deutschen Kollegen im Aus- und Fortbildungszentrum der

Bundespolizei (BPOLAFZ) in Oerlenbach.
Vor ein paar Monaten besuchten 20 Anwärterinnen und Anwärter zusammen mit einigen Lehrkräften des BPOLAFZ die rumänische Ausbildungsstätte in Oradea in Ostrumänien an der Grenze zu Ungarn. "Es war kein Problem, 20 Freiwillige aus dem zweiten Dienstjahr zu finden, die diese Zusatzaufgabe auf sich nahmen. Wir hatten sogar mehr Bewerber, aus denen wir nach Auswahlverfahren die Teilnehmer benennen mussten. Kriterien waren gute Englischkenntnisse und Zwischenprüfungsergebnisse", blickte Polizeihauptkommissar Markus Klüber als Leiter der Ausbildung zurück. In Südosteuropa sei man sehr gut aufgenommen worden und habe erlebt, wie dort die jungen Kräfte auf ähnlichem Niveau wie in Deutschland ausgebildet werden. Allerdings umfasse dort der Dienst nur den Schutz der Grenze, während in Deutschland die Bundespolizei in vielen weiteren Bereichen wie Bahn und Flughäfen gefordert ist.


Empfang im Rathaus

Die rumänische Gruppe mit ihren deutschen Kolleginnen und Kollegen empfing Bürgermeister Franz Kuhn im Rathaus in Oerlenbach. "Wir sind hier in der Mitte Deutschlands nahe dem Industriezentrum Schweinfurt und dem Weltbad Bad Kis singen. Unsere Gemeinde mit 5000 Einwohnern umfasst vier Ortsteile, die lange landwirtschaftlich geprägt waren. Heute arbeiten die Bewohner in Industrie, Gewerbe, Handwerk und Dienstleistungen im Ort und der Umgebung", schickte Kuhn als Einblick in die Struktur voraus und hob hervor, dass Bundesgrenzschutz beziehungsweise Bundespolizei nicht wegzudenken seien: "Wir pflegen seit der Niederlassung 1962 ein intensives, partnerschaftliches und freundschaftliches Verhältnis. Viele Beamte wohnen in unserer Gemeinde und engagieren sich in Kommune und Vereinen. Sie gehören einfach zu uns, sind Stützen unserer Gemeinde." Den Gästen wünschte er neben beruflichen Einblicken Zeit, um Land und Leute kennenzulernen und das Gefühl der Verbundenheit mit nach Hause mitzunehmen.


Positive Eindrücke

Vasile Domut, stellvertretender Leiter der Polizeischule in Oradea, erinnerte an die Begegnung im letzten Jahr, als er schon mit 25 Auszubildenden für zehn Tage in Oerlenbach weilte. "Wir waren sehr beeindruckt und reden oft von Ihrer Gemeinde. Auch diesmal dürfen wir wieder viele positive Eindrücke mitnehmen. Viel können wir von unseren deutschen Kollegen lernen, und wir wollen das internationale Miteinander weiter ausbauen", versicherte er. Polizeidirektor Thomas Lehmann, Leiter des BPOLAFZ, lobte die Gemeinde für die Begegnung mit kleiner leiblicher Stärkung. "Frontex als Agentur für europäische Zusammenarbeit führt hin zu gemeinsamen Ausbildungsnormen, strebt die gemeinsame Bekämpfung von Kriminalität an und fördert die gegenseitige technische und operative Unterstützung. Diese Ziele greifen die Treffen der Ausbildungsgruppen auf und wollen zu mehr Sicherheit und Vertrauen beitragen", ergänzte Lehmann.


Vergleich der Ausbildungen

Während der zehn Tage in Oerlenbach können die Polizeianwärter die Ausbildung in Deutschland und Rumänien vergleichen. Darunter fallen Themen wie Menschenrechte, Grenzkontrollen und Schießübungen. Besuche führen nach Bad Kissingen, Würzburg, zum Flughafen Frankfurt und an die ehemalige innerdeutsche Grenze zum "Point Alpha".
Unter den Gästen sind Teodora Straut und Radu Sod. Beide sind im zweiten Ausbildungsjahr. In Rumänien gibt es nur eine Schule für künftige Grenzpolizisten im mittleren Dienst. Voraussetzung für den Eintritt sind Abitur und gute Englischkenntnisse. "Mir gefällt es anderen zu helfen. In Uniform fühle ich mich wohl und habe keine Angst vor schwierigen Situationen", erklärt Teodora Straut ihre Motivation für ihren künftigen Beruf. Oerlenbach sei nach ersten Eindrücken klein, aber schön. Sie freue sich auf Fahrten in die Region, um noch mehr zu sehen.
"Ich nahm gerne den Wunsch meiner Eltern an, dass ich Polizist werden soll. So kann ich meinem Land und meinen Mitbürgern dienen", geht Radu Sod auf seinen beruflichen Weg ein. Die deutschen Kollegen würden sehr gut ausgebildet, seien immer freundlich und hilfsbereit und erfüllten alle Wünsche, sagt er.
Am 11. November reisen die Gäste ins 1300 Kilometer entfernte Oradea zurück. Für ihre Oerlenbacher Kollegen heißt es, den Unterrichts- und Ausbildungsstoff, der wegen der gemeinsamen Arbeit mit den rumänischen Gästen zurückgestellt werden musste, nachzuholen, um wieder auf dem Laufenden zu sein.