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Gemeinderat lehnt Kernzone ab


Autor: Sebastian Schmitt

Wildflecken, Mittwoch, 23. Januar 2013

Bürgermeister Alfred Schrenk und sein Stellvertreter stehen alleine mit ihrer Unterstützung für den Landkreis da: Die restlichen zehn Räte lehnen die Ausweisung des ehemaligen Standortübungsplatzes ab.
Das Gebiet oberhalb von Oberwildflecken soll als Kernzone ausgewiesen werden, der Landkreis würde die Fläche vom Bund kaufen, der Wildfleckener Gemeinderat stellt sich trotzdem quer. Foto: Ruppert


Mit zehn zu zwei Stimmen hat sich der Wildfleckener Marktgemeinderat gegen eine geplante Kernzone im ehemaligen Standortübungsplatz bei Wildflecken ausgesprochen. Nur Bürgermeister Alfred Schrenk (SPD) und sein Stellvertreter Gerd Kleinhenz (SPD) votierten für das 118 Hektar große Naturschutzgebiet in den Wäldern und Wiesen südlich von Oberwildflecken.

Die Ablehnung durch den Gemeinderat wird nach Ansicht von Schrenk die Pläne des Landkreises, ein neues Naturschutzgebiet sicherzustellen, kaum beeinflussen. Derzeitige Eigentümerin des betroffenen Geländes zwischen Guckaspass und ehemaliger Rhönkaserne ist die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. Es geht im wesentlichen um bewaldete Flächen.

Der Landkreis wird aber nur einen Teil des früheren Standortübungsplatzes für die Kernzone in Anspruch nehmen. Eine Pufferzone zwischen Oberwildflecken und dem geplanten Naturschutzgebiet soll weiterverkauft werden. Hierfür gibt es nach Auskunft von Schrenk bereits einen Interessenten. Wolfgang Illek (CSU) sprach seine Bedenken aus, dass der neue Jugendzeltplatz in unmittelbarer Nähe zur Kernzone nicht mit den Belangen und Einschränkungen eines Naturschutzgebietes in Einklang zu bringen ist. Schließlich könne man den Jugendlichen kaum verbieten, in der Umgebung zu wandern.

Bevölkerung steht nicht hinter dem Projekt

Hansi Heil (CSU/PWG) vertrat die Ansicht, dass die Bevölkerung nicht hinter dem Projekt Kernzone steht. "Wir sind von allen Seiten eingeschränkt und in unserem Entwicklungspotenzial beschnitten. Eine weitere Einschränkungen brauchen wir wirklich nicht", sagte Heil. Gemeinderat Heiko Fuchs (SPD/PWW) forderte, dass man auch an die Daseinsvorsorge für künftige Generationen denken müsse. Je weniger Flächen bewirtschaftet und genutzt werden können, umso unattraktiver werde die Region für die Einheimischen.

Thomas Helfrich (CSU/PWG) machte darauf aufmerksam, dass in einer Kernzone Mountainbike-Touren und Sportveranstaltungen wohl nicht mehr möglich seien. Und Fraktionskollege Herbert Nowak lenkte den Blick auf die Vermarktung des Gewerbeparks am Kreuzberg. Seiner Ansicht nach würden Betriebe von einer wenige hundert Meter entfernten Kernzone eher abgeschreckt. Denn heute könne niemand mit Sicherheit sagen, welche Auflagen in einer Kernzone in Zukunft noch gemacht werden. Eine Neuansiedlung von Gewerbebetrieben werde durch ein neues Naturschutzgebiet also eher erschwert. Nowak wies zudem auf die zahlreichen geschotterten Wege in dem betroffenen Areal hin. Sollten diese Wege in einer Kernzone nicht mehr nutzbar sein, wäre dies ein herber Verlust für die Bevölkerung.

Bold bedauert Entscheidung

Schrenk pflichtete bei, dass den Wegen und der ehemaligen Panzerstraße eine große Bedeutung zukomme. Daher müssten Fahrbahnen natürlich von der Kernzone ausgenommen werden. Auch die Belange der Gemeinde in Sachen Wasserversorgung müssten sichergestellt sein. Schrenk zeigte sich zuversichtlich, dass dies bei der Ausweisung der Kernzone im Interesse der Gemeinde berücksichtigt werden wird. Dass die Kernzone kommen wird, steht für Schrenk außer Frage. Die Marktgemeinde habe in dieser Sache wenig Entscheidungsbefugnis, denn ihr gehört das Gelände nicht.

Landrat Thomas Bold (CSU) hat prompt auf die Entscheidung der Wildfleckener reagiert. Der Kreistag des Landkreises Bad Kissingen habe 2012 beschlossen, den ehemaligen Standortübungsplatz zu erwerben, "um damit die Wunschfläche für den Jugendzeltplatz zu bekommen, zugleich eine Fläche von 118 ha als Kernzonengebiet für das Biosphärenreservat einbringen zu können und zudem noch eine Pufferfläche für das angrenzende, noch erweiterbare Gewerbegebiet zu schaffen", teilte Bold mit. Die Einbringung der 118 ha Kernzonenfläche setze eine Sicherung dieser 118 ha durch Ausweisung eines Naturschutzgebietes voraus. Bold: "Bis zur endgültigen Ausweisung nach Erwerb und Anerkennung der Fläche als Kernzone wäre die vorläufige Sicherstellung als Naturschutzgebiet ein wichtiger Schritt für die Realisierung des Gesamtprojekts."

Die bisherigen Kaufverhandlungen des Landkreises mit der Bundesanstalt für Immobilien (BIMA) hätten sich auf eine Gesamtfläche von 148 ha bezogen, inklusive der Fläche für den Jugendzeltplatz. "Ein ausschließlicher Erwerb der für den Jugendzeltplatz benötigten Flächen wird seitens der BIMA nicht befürwortet. Falls diese Fläche aus dem Gesamtgelände des Standortübungsplatzes nicht isoliert herausgekauft werden kann, sind der Bau des Zeltplatzes und damit auch die bereits bewilligten Fördergelder gefährdet." Er bedauere deshalb die Entscheidung des Marktgemeinderates. Die Errichtung des Jugendzeltplatzes sei vom Kreistag als wichtiger Baustein der Konversionsbemühungen des Landkreises für den Markt Wildflecken erachtet worden.