Druckartikel: Gemeinde Ebenhausen hat kein Interesse am Bahnhof

Gemeinde Ebenhausen hat kein Interesse am Bahnhof


Autor: Thomas Mäuser

Ebenhausen, Freitag, 08. März 2013

Die Eigentümer-Holding will das Empfangsgebäude Ebenhausen loswerden. Die Gemeinde hat derzeit kein Interesse.
Der Bahnhof Ebenhausen steht zum Verkauf steht, die Gemeinde hat derzeit kein Interesse. Foto: Mäuser


Die Vertreterin des Immobilieninhabers gibt sich zugeknöpft. Sie vertritt die Holding, die derzeit den Bahnhof Ebenhausen an den Mann bringen will. Presseauskünfte gebe es nicht. Da zeigt sich Oerlenbachs Bürgermeister Siegfried Erhard offener. Der Gemeinde sei der Bahnhof zum Kauf angeboten worden. Dass die Kommune zuschlägt, sei aber eher unwahrscheinlich.

Eigentümer des Bahnhofs ist eine Holding mit Sitz in London und Hamburg, die das Ebenhäuser Empfangsgebäude - wie viele andere Bahnhöfe auch - Mitte des letzten Jahrzehnts von der Deutschen Bahn erworben hatte.
"Derzeit hat die Gemeinde kein Interesse," sagt Erhard, der dieser Tage Besuch von einer Vertreterin des Eigentümers hatte. "Was soll die Gemeinde mit dem Bahnhof anfangen?", fragt Siegfried Erhard. Die Gemeinde habe sich um andere Objekte zu kümmern wie das Schloss und möglicherweise angesichts der demographischen Entwicklung irgendwann ein leer stehendes Schulgebäude.

Heruntergekommen

Laut Erhard handelt es sich bei dem Verkaufsangebot nur um das Empfangsgebäude. Das sei nun über 150 Jahre alt, nichts sei saniert, es gebe keine Dämmung, da müsste man eine Menge Geld reinstecken.
Bürgermeister Erhard will dem Gemeinderat zwar nicht vorgreifen, steht einem Ankauf aber negativ gegenüber. Obwohl es ihm persönlich nicht egal ist, was aus dem für Ebenhausen geschichtsträchtigen Gebäude wird. Zum einen sei der Bahnhof eine Visitenkarte des Ortes, zum anderen habe er selbst als Fahrschüler oft im Bahnhof gesessen und auf den Anschlusszug gewartet. "Aber man muss Realist sein", resümiert der Bürgermeister.

Gesellschaft aus England

Mitte des vergangenen Jahrzehnts war der Bahnhof Ebenhausen zusammen mit zahlreichen weiteren deutschen Bahnhöfen an die britische First Rail Property verkauft worden. Die Wohnungen waren vermietet, und auch die Bahn nutzte noch Teile des Empfangsgebäudes, unter anderem den Stellwerksraum. Allerdings verkam das Gebäude immer mehr und bietet heute ein gammeliges Aussehen.

Kein Nutzen mehr

Verkauft wurden und werden Bahnhöfe, wenn die Gebäude für den Bahnbetrieb keinen Nutzen mehr bringen, so ein Sprecher der Deutschen Bahn. Noch dazu dann, wenn nur relativ wenige Fahrgäste den Bahnhof nutzen, die Umsteigezeiten kurz sind und Wetterhäuschen statt eines Wartesaales ausreichen.

Vor 15 Jahren habe die Bahn hochgerechnet, dass sie rund 30 Milliarden Euro in die Modernisierung ihrer Bahnhöfe hätte stecken müssen. Auch das sei mit ein Grund für die Verkäufe gewesen. Allerdings habe man sich von den Verkäufen mehr erhofft, zum Beispiel dass die Gebäude einer sinnvollen Nutzung zugeführt werden: "Es ist leider wenig passiert", sagt der Bahnsprecher. Und weiter: "Wenn heute Bahnhofsgebäude zum Verkauf stehen, gehen wir zuerst auf die Kommunen zu," das sei damals nicht überall der Fall gewesen. Auch die Gemeinde Oerlenbach war damals vom Verkauf überrascht worden.

Auch jetzt habe die Bahn noch Interesse daran, dass ein neuer Käufer etwas aus den ehemals ihr gehörenden Gebäuden macht. Doch Einflussmöglichkeiten habe man nicht, und ein Rückkauf komme keinesfalls in Frage, sagt der Bahnsprecher. Noch im Besitz der Bahn ist der "Parkplatz" zwischen dem Bahnhofsgebäude und der Straße. In einem Zustand, den Bürgermeister Siegfried Erhard als "katastrophal schlecht" bezeichnet. Auch dieses Areal möchte die Bahn nun verkaufen, "am Besten noch heuer", wie die Pressestelle in München wissen lässt. Ob der Vorplatz ausgeschrieben oder zuerst der Gemeinde angeboten wird, stehe noch nicht fest.

Längst kein großer Bahnhof mehr

Anschluss Ebenhausen erhielt 1871 mit der Fertigstellung der Strecke Schweinfurt - Bad Kissingen Bahnanschluss. 1874 gingen das Gleis zwischen Ebenhausen und Meiningen in Betrieb, Ebenhausen wurde damit zur Abzweig- und Umsteigestation.

Hochzeit Zur Zeit der Deutschen Reichsbahngesellschaft erlebte die Strecke Erfurt - Schweinfurt - Würzburg ihre Hochzeit. Der Sommerfahrplan 1939 wies sechs D-Zug-Paare aus, die am Bahnhof Ebenhausen hielten, unter anderem den D 13 (Rom-) Schaffhausen - Stuttgart - Halle - Berlin und den D 16 Berlin Anhalter Bahnhof - Halle - Erfurt -Stuttgart mit Kurswagen nach Bad Kissingen.

Lückenschluss Mit der Grenzziehung nach dem II. Weltkrieg wurde die Strecke unterbrochen und verlor ihre überregionale Bedeutung. Nach der Wiedervereinigung und dem Lückenschluss anno 1991 konnten die Strecke und der Bahnhof Ebenhausen nie mehr an ihre einstige Bedeutung anknüpfen.

Verkauft Schon lange arbeitet im Bahnhof Ebenhausen kein Eisenbahner mehr. Die Weichen und Signale werden vom Elektronischen Stellwerk in Bad Neustadt aus ferngesteuert. Das Empfangsgebäude war für die Bahn nutzlos geworden, wurde vor nicht ganz zehn Jahren verkauft. Der derzeitige Eigentümer versucht es nun wieder loszuwerden.