Druckartikel: Geheimnisvolles Ehrenamt

Geheimnisvolles Ehrenamt


Autor: Stefan Geiger

Ebenhausen, Mittwoch, 23. April 2014

"Tue recht, fürchte Gott und scheue niemand!" Dieser Losung folgen seit Jahrhunderten die Feldgeschworenen. Am Samstag, 26. April, feiert der "Bruderbund Schweinfurt-Nord", der in Ebenhausen gegründet wurde und zu dem landkreisübergreifend 33 Orte zählen, 125-jähriges Bestehen.
Wie Feldgeschworene einen Stein setzen, zeigten Rottershäuser Siebener beim Heimatfest 2013. Fotos: Stefan Geiger


"Am 3. Februar 1889 traf sich ein großer Teil der Feldgeschworenen hiesiger Gegend, um einen Feldgeschworenenverein zu gründen", heißt es in Aufzeichnungen der Gemeindeverwaltung Ebenhausen. Oberstes Ziel sei es gewesen, einen Statutenentwurf zu erarbeiten und zu billigen sowie einen Vorstand, seinen Stellvertreter und einen Kassier zu wählen. Alle drei Posten blieben mit Georg Meißner, Georg Endres und Georg Seufert im Ort.

Fairer Umgang

Für die erste Versammlung fiel das Los auf Wirmsthal. Doch die Nachbargemeinde verzichtete, nachdem alle anwesenden Feldgeschworenen sich für Ebenhausen als Ausrichter des Treffens bereits für den 26. Februar ausgesprochen hatten. Wirmsthal folgte im Jahr darauf.
Das Feldgeschworenenwesen reicht weit in die Vergangenheit zurück. Longin Mößlein hat als Heimatpfleger des Landkreises Schweinfurt die Geschichte in seinem Buch "Die Siebener" im Jahr 1994 und in einer heimatgeschichtlichen Beilage zum amtlichen Schulanzeiger vom Dezember 1999 zusammengetragen. Der Autor verweist auf Anfänge in Ägypten mit Feldvermessungen und bei den Römern mit Abmarkungsgesetz.
"Grenzen gehören zum Wesensmerkmal des Menschen", schreibt Mößlein. Schon in der Jungsteinzeit , als die Menschen sesshaft wurden und Ackerbau betrieben, kannten sie Einfriedungen. Später fand das Bedürfnis nach Abgrenzung in Mauern und Türmen seinen Ausdruck.

Nur angesehene Bürger

Mößlein fand in der ersten Würzburger Markbeschreibung, dass im Jahr 779 achtzehn freie Franken die Gemarkung, eine sogenannte "Landleite", abschritten. Mehr und mehr hätten sich so die Dorfordnungen entwickelt. Darüber wachten Gerichte mit dem Dorfschultheiß (Bürgermeister) an der Spitze und Schöffen als "ehrbare, aufrechte, angesehene und weise Bewohner".
Im Hochstift Würzburg entstanden im 13. Jahrhundert Mark- und Feldgerichte, die Grenzen abmarkten, Grenzstreitigkeiten schlichteten oder Verstöße bestraften. Im 16. Jahrhundert erließ Fürstbischof Julius Echter eine einheitliche Siebenerordnung, die bis 1868 galt.

Partner des Vermessungsamts

Heute gilt das Bayerische Abmarkungsgesetz von 1981. Darin ist geregelt, dass die Feldgeschworenen Partner der Vermessungsämter und des Amtes für Ländliche Entwicklung sind. Sie erhalten für ihre Dienste eine geringe Aufwandsentschädigung und unterstehen der Rechtsaufsicht der Landratsämter und der Fachaufsicht der Vermessungsämter.
Zurück zur Gründung des Bruderbundes Schweinfurt - Nord: Die Siebener aus 19 Dörfern trafen sich in Ebenhausen als damaligen Markt- und Gerichtssitz. Sie verabschiedeten eine Vereinssatzung: Dem Feldgeschworenendienst sollen gegenseitige Belehrungen und Besprechungen dienen. Dazu findet jährlich eine Versammlung einschließlich Gottesdienst für die verstorbenen Mitglieder statt.
Jahresbeitrag war damals 25 Pfennig (heute fünf Euro), die Unkosten für Jahrestagung, Verwaltung und Trauerbezeugungen zu decken.
Gemäß den Statuten findet alljährlich eine Versammlung des Bruderbunds statt. In der NS-Zeit allerdings waren die Treffen verboten.
Besonders feierten die Siebener den 100. Geburtstag des Bruderbunds 1989 in Ebenhausen. Der damalige Schriftführer Rudolf Beck aus Eltingshausen - er begleitete dieses Amt 37 Jahre lang - schildert umfassend den Festtag. Beim Festzug trug damals Manfred Greubel - bereits mit 22 Jahren zum Feldgeschworenen vereidigt - in Begleitung der Ehrendamen Ute Albert, Ilonka Lenz, Martina Deisinger, Silke Wenzel, Christiana Herterich, Sonja Niedergesäß und Daniela Lisson die Siebenerkrone. 1993 wählten ihn die Mitglieder zum Vorstand des Bruderbundes, den er bis heute führt. Bei ihm laufen auch die Fäden für die 125-Jahr-Feier zusammen. Die Anwohner der Ramsthaler, Henneberg- und Kirchstraße werden gebeten, mit Fahnen und Blumenschmuck den Festtag zu bereichern.

Der Name Ursprünglich umfasste die Gruppe der Feldgeschworenen sieben Personen, vier sollten es heute mindestens sein.

Das Amt Siebener Wahl durch die Siebener, Bestätigung durch die Gemeinde, Eid im Rahmen der Jahrestagung, Amtsdauer bis zum Lebensende (nimmt das Geheimnis mit ins Grab) .

Siebenergeheimnis Die Feldgeschworenen graben am Grenzpunkt etwas ein und setzen darüber einen Grenzstein. Geheimnis ist nicht, dass ein Zeichen und welches eingegraben wird, sondern wie das geschieht. Dass im Zeitalter von GPS heute Magnete verwendet werden, steht außer Frage.

Die Zahl Schon immer hat die Sieben eine besondere Rolle gespielt. Beispiele sind in der Antike die sieben Plagen sowie sieben fette und sieben magere Jahre in Ägypten. Rom ist auf sieben Hügeln gebaut, Hydra hat sieben Köpfe. Sieben Stufen führen zum Tempel der Weisheit. Die Welt wurde in sieben Tage erschaffen. Es gibt das Buch mit sieben Siegeln, das verflixte siebte Ehejahr und das Märchen von Schneewittchen und den sieben Zwergen.

Festprogramm 8.30 Uhr: Abmarsch von der Turnhalle zur Kirche , 9 Uhr: Festgottesdienst mit Pfarrer Balthasar Amberg, anschließend Totenehrung am Ehrenmal auf dem Schlossplatz und Festzug zurück zur Turnhalle, 11 Uhr: Feldgeschworenentagung mit Festansprache, Grußworten und Ehrungen , Nachmittag: Führung durch den Altort Ebenhausen mit Bürgermeister Siegfried Erhard. khw