Druckartikel: Gedenkstein erinnert in Oerlenbach an Johann Ziegler

Gedenkstein erinnert in Oerlenbach an Johann Ziegler


Autor: Stefan Geiger

Oerlenbach, Montag, 15. August 2016

Mit 100 Gästen enthüllten die politische Gemeinde und die Jagdgenossenschaft auf dem alten Rathausplatz an der Hauptstraße in Oerlenbach einen Gedenkstein.
Die frühere Ortsmitte an der Hauptstraße in Oerlenbach erlebte neues Leben, als mit Musik und Festbetrieb ein Gedenkstein eingeweiht wurde. Bürgermeister Franz Kuhn (hinten Mitte) erinnerte an die Geschichte des Platzes und dankte den Jagdgenossen, die den Stein spendierten.


Initiatoren waren die Jagdgenossen, die aus dem Erlös der Jagdpacht dieser Bereicherung finanzierten.
Bürgermeister Franz Kuhn lobte das Engagement der Jagdgenossen für das Dorf. Beispielsweise sorgten sie dafür, dass ein Gebetsstein nach der Auflösung des alten Friedhofs einen würdigen Platz am Eingang des neuen Gottesackers erhielt.

Auf der zum "Douvres-Park" umgestalteten Fläche des alten Friedhofs ließen die Jagdgenossen eine Edelstahltafel mit den wesentlichen Daten zur Vergangenheit fertigen. "Schade ist, dass vor kurzem diese Erinnerung vermutlich Vandalismus zum Opfer fiel. Die Tafel wurde entwendet. Wir erstatten Anzeige, bislang aber ohne Erfolg. Es ist sehr schade, dass solches Fehlverhalten hingenommen werden muss", verlieh der Bürgermeister seiner Entrüstung Ausdruck.


Mit 36 Jahren Schultheiß

"Froh sind wir aber, dass sich die Jagdgenossenschaft nicht entmutigen ließ und den früheren Rathausplatz mit Gedenkstein und Tafel ergänzte. Die Nachwelt erfährt, welche Geschichte sich mit dieser Stätte verbindet", sagte der Bürgermeister. An dieser Stelle stand einst das Rathaus, dessen Bau 1683 von der Mehrheit der damals 22 Haushaltsvorstände unter Schultheiß Johann Ziegler beschlossen wurde. Zuvor gab es als öffentliche Einrichtungen ein Hirten- und ein Waaghäuschen, aber noch keine Schule. Johann Ziegler, das erforschte Dorfchronist Dr. Andreas Werner, erlebte noch den 30-jährigen Krieg mit und besuchte den Unterricht beim Schulmeister in Pfersdorf. Damals konnten die meisten Bewohner nicht lesen und schreiben. Mit 36 Jahren wurde Ziegler zum Dorfschultheiß gewählt. Er versuchte, die Kriegswunden zu heilen und mit fortschrittlichem Geist die Belange der Mitbürger zu fördern. Er kannte die Nöte, war doch sein Vater schon Bürgermeister, und hatte für jedes private Anliegen ein Ohr. 15 Jahre dauerte es, bis er an sein eigentliches Lebenswerk herangehen konnte, nämlich den Bau des Rathauses, der Kirche und der Schule. Die Kirche vor allem war sein ganzer Stolz. Seine letzten Lebensjahre trübte die Tatsache, dass die Weihe der Kirche hinausgeschoben wurde, doch er durfte sie noch erleben. 17 Monate später mussten ihn seine dankbaren Mitbürger zu Grabe tragen.
Zurück zum Rathaus: Das einfache Gebäude war neun Meter lang und 6,5 Meter breit. Es war auf einem Steinsockel aus Holz und Lehm errichtet, musste wiederholt ausgebessert werden, ehe es baufällig wurde und 1838 einem Neubau an gleicher Stelle wich. "Die älteren Bewohner kennen noch den Bau mit Schmiede, Backofen und Milchsammelstelle im Erdgeschoss sowie Sitzungs- und Bürgermeisterzimmer im Obergeschoss. Die Räume waren klein, reichten aber für das damals kleine Dorf aus. 1965 wurde der Bau abgerissen, nachdem ein neues Ortszentrum entstand. Dank euch, den Jagdgenossen, dass ihr die Daten unseren Nachkommen erhalten habt", erinnerte der heutige Bürgermeister an vergangene Zeiten.