Gedenken nur durch Aufarbeitung schützen
Autor: Peter Rauch
Bad Kissingen, Donnerstag, 02. November 2017
Auch in Reiterswiesen wurde am Mittwoch der Toten und Vermissten beider Weltkriege mit einer Kranzniederlegung am Kriegerdenkmal gedacht.
Während Pfarrer Matthias Karwarth darauf verwies, dass mit dieser Feierstunde die Toten und Gefallenen geehrt werden, erinnerte er gleichzeitig daran, dass alles getan werden müsse, damit Hunger und Kriege auf der Welt ein Ende nehmen. Bürgermeister Toni Schick, der namens der Stadt einen Kranz niederlegte, holte da etwas weiter aus: Wer heute durch Unterfranken, durch Deutschland oder Europa reise, dem falle es oft schwer in den schönen Dörfern und lebendigen Städten die Schauplätze der Kriege und der totalitären Diktaturen des 20. Jahrhunderts zu entdecken.
Doch tatsächlich gibt es kaum einen Ort, der nicht Schauplatz von Krieg, Gewalt, Terror und Mord war, von Leid und Trauer - aber auch von Verdrängen und Verleugnen. So setzte in den 1920er Jahren das Gedenken an die Opfer des Ersten Weltkrieges ein, nach 1945 aber sollte es noch Jahrzehnte dauern, bis der von Deutschland betriebene Völkermord zu einem wesentlichen Bestandteil der deutschen und gar der europäischen Erinnerungskultur wurde. Mit dem Ende der kommunistischen Diktaturen rückten nach 1989 zugleich deren Opfer in Ostdeutschland und Osteuropa ins öffentliche Bewusstsein. Und so wurde es zur Herausforderung, auch für diese Opfer einen angemessenen Platz in der deutschen und europäischen Erinnerungskultur zu finden.