Druckartikel: Ganz nah an den Künstlern

Ganz nah an den Künstlern


Autor: Sigismund von Dobschütz

Nüdlingen, Sonntag, 08. Sept. 2019

Das erste Kleinkunstfestival in Nüdlingen startet am 21. September in der Gemeindebücherei. Zu jeder Veranstaltung werden in der Bücherei die Regale an die Wände gerollt, so gibt es Platz für 50 Personen.
Bezirksrat Stefan Funk (CSU; von links), Hubert Ziegler, Leiter der Gemeindebücherei, und Bürgermeister Harald Hofmann (CSU) laden zur "Nüdlinger Herbstzeit" ein. Foto: Sigismund von Dobschütz


Der Sommer ist kalendarisch zwar noch nicht vorbei. Doch in Nüdlingen sind die Verantwortlichen schon mitten in den Vorbereitungen zur ersten "Nüdlinger Herbstzeit", dem neuen Kleinkunstfestival in der Gemeindebücherei.

Offizielle Eröffnung ist am Samstag, 21. September, um 19.30 Uhr mit der Ausstellung "Quer-Schnitte" des mit dem Kulturförderpreis seiner Heimatstadt ausgezeichneten Scherenschnitt-Künstlers Wolfgang Müller aus Bamberg. Für sanfte Jazzklänge sorgen an diesem Abend Timo-Jan Deen (Percussion) und Florian Kirchner (Keyboard), beide früher Mitglied bei den Percussion Allstars der Städtischen Musikschule Bad Kissingen.

Schon seit Eröffnung der Gemeindebücherei im Jahr 2011 schwebt deren Leiter Hubert Ziegler (56) vor, das Angebot dieser öffentlichen Einrichtung im ersten Obergeschoss des Rathauses zu erweitern und aus dem "Rathaus" ein "Arthaus" zu machen. "Man muss mehr als Bücher anbieten", ist Ziegler überzeugt. "Ich habe schließlich einen Bildungs- und Kulturauftrag." Heute wird schon ein Drittel aller Medien online ausgeliehen. "Wir müssen uns also etwas einfallen lassen, um die Einwohner ins Haus zu holen."

Mit diesem ersten von ihm organisierten Kleinkunstfestival "Nüdlinger Herbstzeit 2019" will er es schaffen und nach bisherigem Anmeldestand scheint es zu gelingen. Nicht nur für die kostenfreie Eröffnungsveranstaltung am 21. September haben Gäste zugesagt, sondern auch für die anderen drei Veranstaltungen schon Tickets gekauft.

Zu jeder Veranstaltung werden in der Bücherei einfach die Regale an die Wände gerollt und Platz für maximal 50 Personen geschaffen. "Kultur mittendrin" lautet das Motto des Festivals. Nicht nur liegt der Veranstaltungssaal mitten im Ort, sondern die Besucher sitzen auch mittendrin, ganz nah an den Künstlern. "Niemand muss weit fahren, und keiner braucht ein Opernglas", wirbt Ziegler für die Nüdlinger Kleinkunstreihe, für die er monatlich bis Dezember jeweils an einem Samstagabend Künstler unterschiedlicher Genres verpflichtet hat.

Von Kabarett bis Krimi

Für alle Interessen und jedes Alter soll möglichst etwas dabei sein. Deshalb wird nach der Premiere am 21. September, für deren Teilnahme trotz freien Eintritts Ziegler um vorherige Anmeldung bittet, am 5. Oktober der fränkische Liedermacher Siggi Juhasz aus Schwebenried (Main-Spessart) unter dem Motto "Dahöm und Daus" mit kleinen Geschichten und eigenen Songs zur Gitarre und Mundharmonika zu erleben sein.

Am 23. November folgt dann der mit dem Erdinger Kabarettpreis ausgezeichnete Comedian Jonas Greiner, mit 2,07 Metern Länge "größter Kabarettist Deutschlands", mit seinem Programm "Das Leben ist zu schön, um kurz zu sein". Am vierten und letzten Abend servieren dann bei "Meuchelmord und Lavendellikör" die Münchner Schauspieler Eleonore Daniel und Jürgen Wegschneider kulinarische Mordgeschichten. Sie verraten dann auch, wie Schlagerstar Heino einen Mörder zur Strecke bringt.

"Ein Rathaus als Kulturstätte ist auch nicht gerade alltäglich", macht Nüdlingens Geschäftsleiter Stefan Funk auf die Besonderheit aufmerksam und freut sich über die schon jetzt gute Resonanz seit Bekanntwerden des Programms. Auch in seiner Funktion als Bezirksrat Unterfrankens und Mitglied im Kulturausschuss des Bezirkstages unterstützt er dieses Festival, das die Gemeinde mit einem Deckungsbeitrag von 3000 Euro im Haushalt abgesichert hat, von denen der Bezirk Unterfranken 800 Euro aus Mitteln der Unterfränkischen Kulturstiftung übernimmt. Funk: "Wir müssen Kultur dort anbieten, wo die Menschen leben, um die Attraktivität des Ortes zu steigern und die Bewohner im Ort zu halten."

Obwohl noch nicht einmal die Premiere war, wissen die Verantwortlichen schon jetzt, dass es im nächsten Jahr eine Fortsetzung geben wird. Vielleicht könnte dann auch mal "eine größere Veranstaltung mit einem größeren Namen" dabei sein, denkt Organisator Ziegler laut. "Das Festival ist in gewisser Weise unsere Vorarbeit für die Unterfränkischen Kulturwochen 2022", ergänzt Bezirksrat Funk. Denn daran will sich auch Nüdlingen im Rahmen der kommunalen Allianz Kissinger Bogen mit den drei anderen Mitgliedsgemeinden Bad Bocklet, Burkardroth und Oberthulba beteiligen.