Ganz gute Noten für Schule daheim
Autor: Steffen Standke
LKR Bad Kissingen, Montag, 13. April 2020
Endlich Ferien! So hätten die meisten Schüler (und manche Lehrer) reagiert, wäre der finale Schulgong erklungen. Corona-bedingt hingen sie aber drei Wochen lang daheim fest. Keine richtige Schule, aber auch keine Ferien. Das fand nicht jeder gut.
Bei Familie Bauer aus Ebenhausen besuchen gleich drei Kinder die Schule. Moritz (10 Jahre) und Felix (13) nehmen den kurzen Weg nach Oerlenbach in die Mittelschule; Niklas (15) fährt den langen zum Humboldt-Gymnasium in Schweinfurt.
Normalerweise. Denn in den vergangenen drei Wochen lernten und arbeiteten alle drei im heimischen "Schooloffice". Während der Große seine Aufgaben weitgehend alleine erledigte, brauchten die beiden Jüngeren Unterstützung. Und konnten dabei auf Mutter Julia Bauer bauen. Dass die Mama überhaupt zu Hause blieb, lag daran, dass ihr Hauptarbeitgeber - die Kissalis-Therme - Kurzarbeit fährt. Bauers Mann Hans arbeitet ganz normal.
Anfangs, berichtet Julia Bauer, hatte sie "große Bedenken", ob Schule daheim gerade bei ihrem Fünft- und dem Sechstklässler funktioniert. Heute sagt sie: "Von der Organisation her war das sehr gut. Von Moritz' Lehrerin haben wir die Aufgaben per Mail am Abend für den nächsten Tag bekommen und auch die Lösungen vom Vortag." Felix' Lehrerin habe die Materialien immer am Morgen geschickt. Außerdem hatten Bauers Söhne schon vor der Schulschließung viele Arbeitsblätter mitbekommen.
Und so setzten sich die Schüler jeweils an den Wochentagen nach dem Frühstück - meistens gegen 9 Uhr - hin und tüftelten an ihren Aufgaben. Wo es nötig war, half die Mutter. "Die ersten eineinhalb Wochen waren sie sehr motiviert, zumal sie mit den Aufgaben schneller fertig waren, als wenn sie sechs stunden in der Schule sitzen würden", berichtet Julia Bauer aus der Erfahrung. Danach habe die Begeisterung etwas nachgelassen.
Was gefehlt habe, seien unmittelbare Erklärungen der Lehrer zum Unterrichtsstoff und den Aufgaben. "Das ist etwas anderes, wenn sich die Mama da erst reinlesen muss." Dennoch lobt Bauer die Lehrkräfte. Sie hätten bei Fragen stets innerhalb einer Stunde per Email geantwortet. "Für sie war es sicher auch hart."
Moritz, der jüngste der drei Brüder, fand die Schulwochen daheim "eigentlich okay". Der Stoff und die Aufgaben hätten ihm "nicht viele Probleme" bereitet. Er empfand die Zeit mehr als Ferien. Trotzdem: "Ich vermisse die Schule ein bisschen, weil es zu Hause langweilig wurde. Und ich kann meine Freunde aus der Schule nicht richtig sehen."
Sein großer Bruder Niklas äußert sich ähnlich. Auch ihm fehlen in Ebenhausen die Freunde, die er vom Gymnasium in Schweinfurt kennt. Die jetzt begonnenen Ferien "fühlen sich nicht als solche an, weil man wegen der Ausgangssperre wenig machen kann". Seine Aufgaben bekam Niklas anfangs per Mail, weil die offizielle Lernplattform Mebis die ersten Tage nicht funktioniert habe. Danach lief sie reibungslos. Aber auch dem 15-Jährigen fehlten manchmal Erklärungen, wie Lehrer sie im Schulunterricht anbieten.