Fußgängerzone bleibt vorerst Asphaltpiste
Autor: Ralf Ruppert
Bad Kissingen, Montag, 03. November 2014
Die Stadt plant derzeit mehrere Großprojekte, aber weder in der Fußgängerzone, noch in der Erhardstraße geht es bald los. Die Einzelhändler hoffen auf verlässliche Vorgaben.
Nichts hält länger als ein Provisorium: Im Februar 2013 ließ die Stadt die durch den Frost gelockerten Platten in der Fußgängerzone durch ein Asphaltband ersetzen. "Übergangslösung" lautete der Arbeitstitel. Wie lange sich die graue Rennpiste aber durch die Marktstraße ziehen wird, ist noch offen: Das Projekt "Neue Altstadt" lässt auf sich warten. "Die Weichen werden in den Haushaltsberatungen 2015 gestellt", bleibt Rathaus-Sprecher Thomas Hack vage.
Auch bei einem weiteren Millionen-Projekt tut sich heuer nichts mehr: In der Erhardstraße, einer der Hauptverkehrs adern der Stadt, sollen 4,4 Millionen Euro verbaut werden. Vor allem der 50 Jahre alte Kanal muss erneuert werden. Immerhin: "Der Ring wird wahrscheinlich nicht betroffen sein", hofft Hack, dass die Kreuzung am Ostring nicht gesperrt werden muss.
Gleichzeitig plant das Staatliche Bauamt für die westliche Hauptzufahrtsstraße eine Großbaustelle: Eigentlich sollten die Unterlagen für das Planfeststellungsverfahren zur Garitzer Kreuzung im Januar fertig sein, aber: "Wir müssen noch einige Untersuchungen zur Befahrbarkeit des Kreisels in Garitz mit bestimmten Fahrzeugen anstellen", berichtet Matthias Wacker vom Staatlichen Bauamt. Deswegen verschiebe sich die Fertigstellung auf Ende des ersten Quartals 2015.
Noch heuer Anlieger informieren
Bei der Erhardstraße ist die Stadt schon weiter: "Es gibt zwar noch keine Aussagen zu Details, aber wir wollen nach Möglichkeit noch heuer in einer Anliegerversammlung über die Maßnahme informieren", berichtet Hack. Den Baubeginn für die "erhebliche Maßnahme" erwarte er "eher in der zweiten Jahreshälfte". Vermutlich werde mit der Ausschreibung bis zur Haushaltsberatung gewartet.
So weit ist die Stadt bei der Fußgängerzone offenbar noch nicht: "Die Planungen laufen auf Hochtouren", sagt Hack, und: "Das ist sehr komplex, schließlich geht es um das Fundament unserer Stadt." Damit meint er weniger die Tragfähigkeit des Bodens, sondern die Heilquellen darin: Seit Jahren würden Fließrichtungen und Mineralisierung des Grundwassers sowie mögliche Auswirkungen von Erdaushub und -verdichtung untersucht. Schließlich liegen Kanäle tiefer als Haus-Fundamente. "Der Aufwand ist gewaltig", kommentiert Hack die Planung. In der jüngsten Stadtratssitzung kündigte die Verwaltung an, dass Anfang 2015 ein Antrag auf Städtebauförderung gestellt wird: Eine Million von förderfähigen vier Millionen Euro Baukosten erhofft sich die Stadt als Zuschuss.
Anregungen aus anderen Städten
Auf die Ergebnisse der Tiefbau-Abteilung wartet auch Wirtschaftsförderer Michael Wieden. "Wenn ich weiß, wo wann was steht, werde ich loslegen", kündigt Wieden an. Etliche Ideen hat er bereits: Illusionsmalerei an Hauswänden oder Wasserspiele stellte er im Bauausschuss vor. "Ich habe mir auch schon Anregungen in anderen Städten geholt." Sobald der Zeitplan für das Projekt "Neue Altstadt" stehe, werde er auch Gassen-Stammtische einberufen und sich mit Einzelhändlern und Gastronomen zu Einzelgesprächen treffen: Je nach der Behinderung durch die Baustelle sollen Kunst-Events und vieles mehr zur Belebung beitragen.
Auch Heiko Grom, Vorsitzender der Bad Kissinger Werbegemeinschaft, hofft auf ein gutes Baustellen-Marketing. "Das kann man auch gut vermarkten", ist er sich sicher. Mindestens genauso groß wie die Sorge um die Sanierung der Fußgängerzone ist seine Sorge um Probleme mit den Zufahrten oder fehlenden Parkplätzen: "Wenn die Leute gar nicht in die Stadt reinkommen, hätten wir ein Problem", sagt Grom, und: "Es geht nicht um die Stammkunden, sondern um die Impulskunden." Gerade die Laufkundschaft mache den Unterschied: "Zehn oder 15 Prozent rauf oder runter können heutzutage schon tödlich sein."
"Viele Infos kommen bisher nicht rüber", würde sich Grom vor allem einen genauen Zeitplan wünschen. Natürlich habe er Verständnis dafür, dass genau gearbeitet werden müsse, um die Quellen zu schützen, aber: Der Einzelhandel brauche mindestens ein halbes Jahr Vorlauf, um den Einkauf auf weniger Kunden einzustellen. Und noch mehr: Bereits 2013 besetzte Grom eine Ausbildungsstelle nicht mehr, weil er sich auf die Baustelle einstellte. Jetzt ist er unsicher: "Vielleicht hätte ein Lehrling schon ausgelernt, bevor es überhaupt los geht."