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Fußball-EM: Mit Herz und Rückennummer 3


Autor: Paul Ziegler

Bad Brückenau, Freitag, 24. Juni 2016

Wenn morgen bei der EM Deutschland gegen die Slowakei spielt, drückt dem deutschen Gegner einer ganz besonders die Daumen: Pavol Tkac.
Pavol Tkac mit seinem Trikot, auf dem sein Name steht, und die Nummer 3. Mit dieser Rückennummer verbindet er besondere Erinnerungen.  Foto: privat


Pavol Tkac ist Geschäftsführer des Bayerischen Kammerorchesters Bad Brückenau. Sein Herz schlägt für die Musik und die Kultur. Kulturell interessierte Menschen sind - so ein Vorurteil gibt es ja - nicht unbedingt sportinteressiert.

Bei Pavol Tkac ist das ein bisschen anders. Er mag Fußball und nicht nur er, auch seine 13-jährige Tochter mag Fußball und spielt sogar aktiv in einer Mannschaft.

Allein seine Frau (sie stammt aus Nordrhein-Westfalen) hat mit Fußball eher weniger am Hut. Aber am Sonntag um 18 Uhr wird auch sie vor dem Fernseher sitzen, mit Mann und Tochter: Bei der Fußball-EM spielt Deutschland im Achtelfinale gegen die Slowakei ... und Pavol Tkac ist Slowake.


Sogar die Mama schaut Fußball

"Das ist ein historischer Erfolg", so Pavol Tkac, "dass unsere Nationalmannschaft bei der EM so weit gekommen ist. Sogar meine Mutter sitzt jetzt vor dem Fernseher", sagt er uns in einem Gespräch. Als er von der Spielpaarung gegen Deutschland am Sonntagabend erfahren hat, hat er zuerst auf seinen Terminkalender geschaut.

"Normalerweise ist am Wochenende immer alles voll, aber ausgerechnet an diesem Sonntag haben wir keine Termine", freut er sich über den Umstand, das Spiel gegen die höher eingeschätzte deutsche Mannschaft live verfolgen zu können. Entweder geschieht das zuhause oder vielleicht auch bei Freunden bei einer Grillparty im Garten. Und wie rechnet er, geht das Spiel aus. "Tja", sagt er auf die Frage noch überlegend, "die Vernunft sagt 2:0 für Deutschland, aber mein Herz sagt ,Elfmeterschießen‘".


Bisher schon ein Riesenerfolg

Erst mal ist das Ergebnis gegen die Deutschen noch zweitrangig. Es überwiegt noch immer die Freude, dass die slowakischen Fußballer es überhaupt so weit bei der Europameisterschaft geschafft haben. Besonders das 0:0 gegen England im letzten Spiel der Vorrunde sei "eine wahre Abwehrschlacht" gewesen, erinnert sich Pavol Tkac. Die Männer um Trainer Ján Kozák hätten aber Großartiges geleistet. Wie damals 1980, bei der Fußball-EM in Italien. Daran erinnert sich Pavol nämlich noch ganz genau, obwohl er damals gerade in die erste Klasse ging.


Ein Idol und die Nummer 3

Damals gab es noch keine Slowakei, sondern eine gemeinsame Tschechoslowakei. Dieses Team war sehr erfolgreich. Mit dabei war ein Spieler Namens Ladislav Jurkemik, er trug das Trikot mit der Rückennummer 3. Und Ladislav Jurkemik war der Lieblingsspieler von Pavol Tkac. Deshalb musste ihm seine Mutter, erinnert er sich, aus einem Stoff eine Nummer 3 ausschneiden und auf sein eigenes Fußballtrikot nähen. Damit ging es dann raus zum Fußballspielen.

Mit dem Fan-Trikot geht das heutzutage etwas leichter als vor 36 Jahren. Pavol Tkac hat sich nämlich eins besorgt, ein slowakisches, na logisch. Diesmal steht sein Name drauf, Pavol, und natürlich die Nummer 3. Und dieses Trikot wird er am Sonntagabend anziehen, wenn "seine" Mannschaft gegen den amtierenden Weltmeister spielt. Und wenn alles klappt, wiederholt sich das Wunder von der EM 1980. Damals hat die Tschechoslowakei das Achtelfinale überstanden und im Spiel um Platz 3 gegen Gastgeber Italien gewonnen. Damals hieß es 9:8 im Elfmeterschießen. Wie war das mit Herz und Verstand?