Fulda-Main-Leitung: Spannung im Kreis Bad Kissingen steigt
Autor: Benedikt Borst
Bad Kissingen, Montag, 18. Oktober 2021
Am Mittwoch stellt Netzbetreiber Tennet die detaillierten Pläne für die Fulda-Main-Leitung vor. Bad Kissingens Landrat Thomas Bold (CSU) kritisiert, dass die Rhön ohne Not überlastet wird.
Am Mittwoch will der Netzbetreiber Tennet den nächsten Schritt auf dem Weg zur umstrittenen Höchstspannungsstrecke P43 genannt, gehen. Die Fulda-Main-Leitung soll ab 2031 über eine Strecke von 130 Kilometern Strom vom Norden Deutschlands in den Süden transportieren und die Umspannwerke Mecklar und Dipperz in Hessen mit dem Umspannwerk Bergrheinfeld in Bayern verbinden. Auf dem Weg nach Bergrheinfeld soll die 380-Kilovolt Stromleitung mit 65 Meter hohen Masten und 70 Meter breiten Schutzstreifen im Westen durch den Kreis Bad Kissingen führen.
Am Mittwoch beantragt Tennet nach Auskunft von Pressesprecher Markus Lieberknecht die Bundesfachplanung für den Abschnitt von Dipperz nach Bergrheinfeld bei der Bundesnetzagentur und stellt seine Pläne vor. "Dafür müssen wir ein Korridornetz und einen bevorzugten Trassenkorridor benennen", erklärt er. Er betont, dass damit aber noch keine Vorentscheidung gefallen ist, wo die Stromtrasse einmal verlaufen wird. Die Bundesnetzagentur werde im weiteren Verfahren alle Trassenalternativen prüfen. Gleichzeitig wird es eine Öffentlichkeitsbeteiligung geben. Einwendungen die eingehen, werden in der Prüfung berücksichtigt.
Rhön von Strominfrastruktur überlastet
Kritiker fürchten massive Eingriffe in das Biosphärenreservat Rhön. Vergangene Woche untermauerten mehrere Bürgerinitiativen ihre Ablehnung gegen das Vorhaben, indem sie die "2. Rhöner Erklärung" unterzeichneten.
Landrat Thomas Bold (CSU) kämpft ebenfalls gegen die P43. Vergangenen Freitag hat er sich in einer umfassenden Stellungnahme an die Bundesnetzagentur gewandt. Seine Kernargumente: Der Landkreis Bad Kissingen wird bereits durch den geplanten Südlink enorm belastet und leistet damit gleichzeitig einen großen Beitrag zur Energiewende. "Wir wehren uns nicht grundsätzlich gegen Stromtrassen. Aber es kann nicht sein, dass das Ganze nur zu Lasten unserer Region läuft", sagt er. Wenn zum Gelingen der Energiewende neue Leitungen gebraucht werden, müssten die gerecht auf alle Regionen aufgeteilt werden.
Der Südlink teilt sich bei Oerlenbach auf, die Stammstrecke geht weiter nach Bergrheinfeld, der Abzweig führt westlich in Richtung Großgartach bei Heilbronn. Der Landkreis Bad Kissingen wird somit von einer Nord-Süd-Trasse sowie von einer Ost-West-Trasse der riesigen Windstromleitung durchquert. "Alleine durch den Südlink kommt ein Vielfaches der ursprünglich im Kernkraftwerk Grafenrheinfeld produzierten Strommengen in der Region an", argumentiert Bold. Dieser Strom müsse weiter verteilt werden. Dafür braucht es weitere Leitungen, die die Region zusätzlich belasten.
Hinzu kommt, dass sich laut Bold inzwischen Baden-Württemberg, Hessen, Schleswig-Holstein und Niedersachsen dafür einsetzen, die Südlink-Kapazität nochmals zu erhöhen, um eine zusätzliche Gleichstromleitung von Nord nach Süd durch diese Bundesländer zu vermeiden. Dass der Region ein vergrößerter Südlink plus die Fulda-Main-Leitung drohen, dürfe nicht sein. "Es gilt, die Region vor einer völligen Überlastung mit Strominfrastruktur zu schützen", fordert Bold.
Der Strom, der über die P43 fließt, wird nach Ansicht des Landrates vor allem im Rhein-Main-Gebiet gebraucht. Es wäre sinnvoller, die Strom direkt von Mecklar beziehungsweise Dipperz aus, dorthin zu leiten. Dafür müsste keine neue Leitung gebaut werden, sondern man könnte bestehende Leitungen nutzen, wenn sie entsprechend aufgerüstet werden. Bold: "Der verfolgte Zweck kann auch anderweitig und umweltschonender erreicht werden."