Für ein attraktives Münnerstadt
Autor: Björn Hein
Münnerstadt, Sonntag, 08. Sept. 2013
Der Altstadtverein hat den elften Mürschter Nagel verliehen. Er würdigt so die Bemühungen der Familie Petsch. Sie hat ihr historisches Anwesen vorbildlich hergerichtet.
Der Altstadtverein Münnerstadt ist ausgesprochen rührig. Zahlreiche Projekte wurden von ihm schon verwirklicht. So fanden auch zum "Tag des Offenen Denkmals" wieder zahlreiche Aktionen statt. "Unser Verein kümmert sich um die Altstadt. Sie liegt uns sehr am Herzen" sagt Oliver Schikora, einer der drei Vorsitzenden.
Die Mitglieder wollen das Leben in Münnerstadt lebenswerter und attraktiver machen. Vieles hat man bereits erreicht: So wurde der Novizengarten durch die Initiative des Altstadtvereins der Bevölkerung wieder zugänglich gemacht - tagelange Arbeit sei notwendig gewesen. Der Obst- und Gartenbauverein habe dabei sehr geholfen. Kreuzwegstationen wurden saniert, neue Bänke aufgestellt, die zum Verweilen einladen.
"Für uns ist der heutige "Tag des offenen Denkmals" so etwas wie ein Feuertag, drückt er doch genau das aus, was uns wichtig ist", sagt Oliver Schikora. Sinnigerweise lautet das Motto "Jenseits des Guten und Schönen: unbequeme Denkmale". Das ist es, was Denkmale manchmal sind: unansehnlich, da man sich nicht um sie kümmert und sie in tiefem Schlaf liegen.
Von Bürgern für Bürger
Dem will sich der Altstadtverein entgegenstellen und sie aus ihrer Ruhe holen. Aus diesem Grund verleiht er auch in jedem Jahr den "Mürschter Nagel" in Anerkennung um die Erhaltung und Bewahrung der bestehenden Bausubstanz. Die Auszeichnung ging in diesem Jahr an die Familie Harald Petsch, die ihr historisches Anwesen Am Kirchplatz 10 in vorbildlicher Art und Weise hergerichtet hat.
"Insgesamt haben wir den "Mürschter Nagel" schon elf Mal verliehen, was uns sehr freut", sagt Schikora begeistert. Wichtig sei ihm, dass der Verein seine Aktionen "von Bürgern für Bürger" ausführt und so das Bürgerengagement fördert. Nachhaltigkeit sei für die Mitglieder ein großes Thema, man wolle, dass die Gebäude in Münnerstadt wieder in neuem Glanz erstrahlen. "Die Familie Petsch ist hierfür ein gutes Beispiel: durch ihr großes Engagement bei der Renovierung zeigt sie auf, wie historische Gebäude aussehen können und sollten."
Sonderausstellung
Für drei Tage rückt die Innenstadt und die historischen Gebäude in den Fokus: Mit Ausstellungen und Denkmaleinweihungen zeigt der Altstadtverein, was ihm wichtig ist. Fehlen darf dabei auch der Mürschter Abend nicht, der vor drei Jahren ins Leben gerufen worden ist. "Wir hatten sehr positive Rückmeldungen, weshalb wir ihn auch jedes Jahr wiederholen", sagt der Vorsitzende. Mit einem Unterhaltungsprogramm und einem besonderen Mahl lädt er Bürgerinnen und Bürger ein.
Etwas ganz besonderes war in diesem Jahr geboten. Bei der Sonderausstellung "Gelebet", die Fotografien von Oliver Schikora zeigt, geht es ihm um Gebäude, die kurz vor dem Verfall stehen. Er zeigt sie aus ungewöhnlichen Perspektiven. "Ich will damit zum Nachdenken anregen", sagt Schikora. Manches Gebäude liege im Dornröschenschlaf, obwohl es - renoviert - ein echter Hingucker wäre.
Mit dem jüdischen Leben in Münnerstadt beschäftigt sich die Sonderausstellung "Ein Blick zurück - Jüdisches Leben in Münnerstadt". Hans Petsch und Sabine Scheuble haben mit Engagement und Herzblut Unterlagen und Dokumente zusammengetragen, die dieses Kapitel der Historie vertiefen.
Am Freitag wurde außerdem an der Kelterhalle ein Gedenkstein der Öffentlichkeit übergeben, der darauf hinweist, dass an diesem Ort einst das jüdische Leben blühte, bis dann während der Pest die jüdischen Mitbürger vertrieben wurde. Erst im 19. Jahrhundert ist mit der Familie Gutmann wieder jüdisches Leben eingekehrt, das die Nationalsozialisten zerstört haben.
Besonders für die Jüngeren
Dazu war Margarete Tom, die Tochter des ehemaligen Bürgermeister Gutmanns, gekommen. Gemeinsam mit Ehemann Siegbert Tom war sie extra aus Berlin angereist, um der Enthüllung des Gedenksteins beizuwohnen. Auch Ingeborg Lehmann, eine von Olga Gutmann adoptierte Tochter war anwesend. Passend zur Veranstaltung wurden jiddische Volkslieder gespielt - von einem jüdischen Chor, bei dem Siegbert Tom mitsingt. "Ich bin katholisch, mir gefallen aber die jiddischen Lieder. Und der Zusammenhalt in unserem Chor ist sehr gut", sagt der Berliner.
"Wir wollen mit unserer Ausstellung auch den jüngeren Mitbürgern die Geschichte von Münnerstadt zeigen und sie so für historische Zusammenhänge interessieren", erklärt Sabine Scheuble. Pfarrer Joachim Pennig erläuterte, wie wichtig der jüdische Ritus für das Christentum war und immer noch ist. Anhand zahlreicher Beispiele zeigte er die vielen Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Bekenntnissen auf.
Bürgermeister Helmut Blank (CSU) freut sich über das Engagement des Vereins. Die Beschäftigung mit der Geschichte der Stadt liegt ihm am Herzen. "Wir haben Verantwortung gegenüber der heranwachsenden Generation, die die Ereignisse der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts nur noch aus den Geschichtsbüchern kennt."