Druckartikel: Für den perfekten Klang

Für den perfekten Klang


Autor: Julia Raab

Bad Brückenau, Dienstag, 17. Mai 2016

50 Jahre lang gibt es bereits die Jagdhornbläser Bad Brückenau. Im Juni organisiert die Jagdhornbläsergruppe eine große Feier in der Georgi-Kurhalle.
Hornmeisterin Sandra Hornung (vorne) und ihre Jagdhornbläsergruppe Bad Brückenau schauen positiv in die Zukunft.  Foto: Julia Raab


Was in Gründungszeiten reine Männersache war, begann sich in den 1990er Jahren allmählich zu ändern: Hornmeisterin Sandra Hornung war Vorreiterin. Sie begann schon im Jahr 1977 mit dem Jagdhornblasen und trat Anfang der 1980er Jahre als einzige Frau in die Gruppe ein. Sie begleitete ihren Vater zur Jagd und interessierte sich mehr und mehr für die Männerdomäne.

"Es war nicht immer fluffig", erzählt sie lachend, doch sie verfolgt ihren Weg bis heute.
Die Gruppe um die heutige Hornmeisterin wurde 1966 von Wilhelm Löhr in Oberleichtersbach gegründet. Unter der Leitung von Günther Lamp wurde sie 40 Jahre lang geführt, bis sie zum damaligen Jubiläum im Jahre 2006 offiziell an Hornung überging. Der letzte aktive Bläser aus der Gründungsgruppe, Ernst Wald, ist heute 86 Jahre alt und Ehrenmitglied.
Heute verschwinde das Jagdhornblasen allerdings immer mehr in einer Nische, sagt sie. Bis vor wenigen Jahrzehnten waren die Jagd und das Hornblasen unzertrennlich. Alle Jagden wurden mit Hörnern geleitet, und sie waren der Dreh und Angelpunkt. Ohne diese war die Jagd kaum möglich. Dabei verständigten sich die Jäger untereinander und gaben sich über die Distanz durch Leitsignale, die immer gleich sind, zu verstehen, was passiert.


Am Ende das Todessignal

Der "Wagenruf", der "Hunderuf" und der "Hahn in Ruh" beispielsweise ließen alle Jäger wissen, was heute genauso schnell über das Handy vermittelt wird. Am Ende gab es das Todessignal, für jedes Tier ein anderes. Jahrhundertelang gehörte es zum Brauchtum der Jäger dazu. Aufzeichnungen aus dem 17. Jahrhundert über die Jagd von König Ludwig XIII., der begeisterter Falkner war und eine große Falknerei besaß, deuten bereits auf die Verbindung hin. Doch es wird vermutet, dass schon viel früher - im 14. Jahrhundert - zur Jagd Hörner verwendet wurden. Im Laufe der Zeit wurde die Herstellung der Jagdhörner vielfältiger, und es entstanden verschiedene Bauarten, so dass die Töne bunter wurden. Sie wurden schließlich nicht mehr nur zur Jagd, sondern auch in der Orchestermusik eingesetzt. Die Jagd war dabei etwas sehr Höfisches, denn es war Tradition, dass der Adel prunkvoll zu Pferde zur Jagd ging. "Auch heute werden bei Gesellschaftsjagden die Hörner eingesetzt, sie sind in diesem Größenumfang besser zur Abstimmung untereinander geeignet als die moderne Technik", erklärt Hornung.


Von Weber und Haydn

Künstlerisch beschäftigten sich beispielsweise Carl Maria von Weber ("Der Freischütz") und Joseph Haydn ("Die Jahreszeiten") mit den Jagdhörnern. Sie überliefern bis heute jahrhundertealte Tradition. Und es gibt auch aktuelle Stücke aus dem 21. Jahrhundert, die auf den verschiedenen Hörnern geblasen werden. Konzertante Stücke wurden nach und nach in die Bad Brückenauer Bläsergruppe unter der Leitung von Hornung integriert. "Doch das Bild des Jägers ist in der heutigen Gesellschaft nicht mehr so anerkannt", ist sich Hornung sicher. Der Kreislauf der Natur, das Sterben der Tiere werden heute thematisch oft ausgegrenzt und vielen Kindern sei nicht bewusst, woher das Fleisch auf ihren Tellern kommt. Deshalb sei die Aufklärung darüber so wichtig, welche Aufgaben ein Jäger noch hat.


Wild aus heimischen Wäldern

Am 5. Juni findet die Jubiläumsveranstaltung in der Georgi-Halle statt. Bereits am Samstag gibt es um 18 Uhr eine Vorabendmesse in der Pfarrkirche St. Peter und Paul in Oberleichtersbach, die von der Bläsergruppe gestaltet wird. Am Sonntag gibt es Mittagessen an der Freilichtbühne der Georgi-Kurhalle - natürlich mit Wildspezialitäten für die Hungrigen.
Der Nachmittag wird musikalisch gestaltet durch Vorträge der befreundeten Bläsergruppen aus Schlüchtern, Bad Kissingen, Schweinfurt, Bad Neustadt und Hammelburg. Ein Programmpunkt des Nachmittags ist die Falknerschau, bei der die älteste Jagdform vorgestellt wird. Auch stehen Waldpädagogen Rede und Antwort, und der Bayerischen Jagdverband ist vor Ort. Der Abend klingt mit handgemachter Rhöner Unterhaltungsmusik von Spilk aus.


20 Aktive

Von den 20 aktiven Mitgliedern der Bad Brückenauer Jagdhornbläser sind sieben Frauen. Das ist ein guter Schnitt. Mit Augenzwinkern erklärt Hornung, dass ja auch die Jagdgöttin Diana eine Frau sei.

Samstag, 4. Juni 18 Uhr Vorabendmesse Pfarrkirche St. Peter und Paul, Oberleichtersbach

Sonntag, 5. Juni Georgi-Kurhalle mit Freilichtbühne: 13 Uhr Blasen aller Jagdhornbläsergruppen und Festansprache; 14 bis 17 Uhr Vorträge der Gastbläsergruppen und Ehrungen; 15 Uhr Falknerschau; ab 17 Uhr Musik mit "Spilk".