Für benachteiligte Schüler
Autor: Christian Dijkstal
Bad Kissingen, Mittwoch, 21. November 2012
Man könnte ins Grübeln kommen, wenn ein Stadtrat in den Räumen der Lernhilfe Gutscheine für kostenlose professionelle Nachhilfe erhält. Doch Grund zur Besorgnis -etwa, dass Bad Kissingens Stadtrat seine Hausarbeiten verbesserungswürdig schlecht gemacht hätten- bestand nicht - im Gegenteil.
Die drei Gutscheine, die Stadtrat Otto Funck (Freie Wähler) in Vertretung des Oberbürgermeisters in Empfang nahm, sollen Schülern zugute kommen, die sich diese Nachhilfe sonst nicht leisten könnten.
15 Jahre nämlich gibt es den Studienkreis Bad Kissingen, der Schülerinnen und Schülern hilft, ihre Noten zu verbessern. An der Jubiläumsfreude sollen, fanden Studienkreisleiterin Karin Reinshagen, die das Institut seit vier Jahren leitet, und Gebietsleiterin Barbara Glaser, auch die Schüler, die einer Förderung bedürfen, teilhaben. Darum hat der Studienkreis Gutscheine im Wert von rund 2000 Euro ausgestellt und der Stadt überreicht, die nun die Aufgabe hat, drei Kinder zu finden, die - wie Funck formulierte - "es wirklich brauchen können". Sechs Monate lang werden die ausgewählten Schüler zwei Mal wöchentlich 90 Minuten in Fächern, bei denen es hakt, qualifizierte Nachhilfe erhalten.
"Es ist ein
Kleine Lernverbände
"Es ist Hilfe zur Selbsthilfe", ergänzt Reinshagen, die darauf hinweist, dass eine gewisse Eigenmotivation des Schülers notwendig ist. Sie hat allerdings beobachtet: "Es gibt viele, die wollen sich verbessern."
Die Schüler, die sich hier in deutlich kleineren Lernverbänden als in der Schule treffen, spüren, dass sie mit ihren Problemen nicht alleine stehen. Das steigert das Selbstwertgefühl.
Es kommen übrigens auch Schüler zum Studienkreis, die eigentlich gut in der Schule sind, in einzelnen Fächern aber nachhängen. Manchmal gibt Nachhilfe einfach auch die "letzte Sicherheit".
Etwa 50 Schüler besuchen die Lernhilfe derzeit. Seit 2009 ist die Arbeit des Studienkreises Bad Kissingen vom TÜV als "Qualitätsvolle Nachhilfe" zertifiziert. Das Prädikat ist an bestimmte Vorraussetzungen geknüpft: Die Kinder müssen individuell gefördert werden. Fachkompetenz, ein Händchen für Kinder und besondere Schulungen sind außerdem erforderlich. Und es gehört dazu, dass die Lerngruppen klein sind: Maximal fünf Kinder sollen es sein.
Jedem, der es braucht, sollte Hilfe beim Lernen zuteil werden, ist Karin Reinshagens Auffassung. "Das ist nichts Elitäres." Doch nicht für jeden ist sie problemlos erreichbar. "Familien können zwar inzwischen unter bestimmten Vorraussetzungen staatliche Hilfe in Anspruch nehmen", sagt Reinshagen. "Aber die Bedingungen hierfür sind sehr strikt formuliert." Der Studienkreis möchte mit den Bildungsgutscheinen darum vor allem Schüler fördern, die sonst leer ausgingen.
Die drei Stipendien an die Richtigen zu vergeben, ist nun Sache der Stadt, die, wie Otto Funck bei der Gratulation sagte, sich "glücklich schätzen" könne, "dass es den Studienkreis in Bad Kissingen gibt". Denn die Stadt bemühe sich sehr um den Schulstandort. "Wir haben ein breites Angebot an Schulen und geben sehr viel Geld für die Schulen aus."
Über die Jubiläumsgabe des Studienkreises freute er sich sehr. "Wir werden Gespräche mit den Rektoren der Schulen führen, um an entsprechende Schüler zu kommen", sagte der Stadtrat bei der Übergabe der Gutscheine. Auf eine Schulform (Hauptschule, Realschule oder Gymnasium) beschränkt ist die Vergabe nicht. "Auch für uns ist das eine erstmalige Sache."