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Fünf Millionen Euro für Bahnhof Ebenhausen


Autor: Benedikt Borst

Bad Kissingen, Montag, 16. Oktober 2017

Die Bahn will den Bahnhof Ebenhausen für 4,6 Millionen Euro barrierefrei ausbauen. Investitionen in Bad Kissingen und Münnerstadt sind nicht geplant.
Die Deutsche Bahn will den Umsteigebahnhof in Ebenhausen für 4,6 Millionen Euro barrierefrei ausbauen. Foto: Benedikt Borst


Der Bahnhof in Ebenhausen gehört zu den wichtigsten im Landkreis. Hier läuft nicht nur der gesamte Verkehr in Richtung Schweinfurt und Würzburg durch, er ist vor allem der Umsteigebahnhof für Bahn Kissingen, für alle, die mit Zügen aus Meiningen/Erfurt kommen oder in diese Richtung wollen. Ebenhausen ist gut frequentiert, von Fernreisenden über Berufspendler bis hin zu Schülern und Senioren, die schnell zum Einkaufen nach Oerlenbach oder in die Große Kreisstadt fahren. Dabei ist die bauliche Verfassung des Areals alles andere als ideal. "Es wird auf Bürgerversammlungen öfters angesprochen, dass es kein Vorzeigeort ist. Der Bahnhof befindet sich in einem sehr schlechten Zustand ", findet Ortsreferent und Gemeinderat Benedikt Kessler (FWG). Verschlammte Parkflächen, eine marode und nicht barrierefreie Unterführung, fehlende Toilettenanlagen. Die Anlage vermittelt einen heruntergekommenen Eindruck.

Größtes Problem ist dabei die Barrierefreiheit. Ebenerdig ist nur das erste Gleis zu erreichen. "Der Bahnbetrieb spielt sich aber nur auf den Gleisen zwei, drei und vier ab. Jeder muss durch die Unterführung durch", sagt Kessler. Die langen, steilen Treppenabgänge sind für Reisende mit viel Gepäck und für Menschen, die nicht gut zu Fuß sind, eine Zumutung. Für Gehbehinderte sind sie "eine Katastrophe". Der Ortsreferent erinnert sich an Szenen, als Passagiere auf den mittleren Gleisen quasi gestrandet waren und ohne Hilfe nie durch die Unterführung gekommen wären.


Ausbau für 4,6 Millionen Euro

Seit vielen Jahren warten die Ebenhäuser darauf, dass die Deutsche Bahn etwas unternimmt. Im nächsten Jahr soll es endlich soweit sein. "Für den Bahnhof Ebenhausen ist der barrierefrei Ausbau bis Ende 2019 vorgesehen", teilt ein Sprecher der Bahn auf Anfrage dieser Zeitung mit. "Nach derzeitigem Stand beginnen die Bauarbeiten im April 2018 und dauern bis Mitte 2019", heißt es weiter. Die Baumaßnahme ist im mit dem Freistaat Bayern vereinbarten "Bayern Paket I" enthalten. Rund 4,6 Millionen Euro Kosten sind dafür geplant.

Die Bahn stößt mit ihren Plänen auf Zuspruch. "Ich bin froh, dass sich endlich etwas tut. Die Ebenhäuser wünschen sich, dass der Bahnhof dadurch wieder ein schönes Bild bekommt", sagt Keßler. Auch im Rathaus ist man grundsätzlich froh. "Ich denke, es wird eine Verbesserung für den Bahnkunden sein", meint Werner Rauh, Geschäftsleiter der Oerlenbacher Verwaltung. Er berichtet, dass der Gemeinde seit kurzem die Planfeststellung von Seiten des Eisenbahnbundesamtes vorliegt. Sprich: Für den Umbau besteht gültiges Baurecht.

Das Rathaus hat gegen die Pläne keine Einwände vorgebracht, dafür aber zwei Anregungen an die Bahn herangetragen. "Wir wünschen, dass ein paar Parkplätze in einem vernünftigen Zustand mit eingeplant werden", sagt Rauh. Außerdem benötige der Bahnhof wieder eine öffentlich zugängliche Toilettenanlage. Hier warte man noch auf Rückmeldung.


Keine weiteren Investitionen geplant

Barrierefreiheit ist auch an anderen Bahnhöfen im Landkreis ein Thema, in Münnerstadt und der Großen Kreisstadt zum Beispiel. "Ich bin bereits darauf angesprochen worden, dass es keine Behindertentoilette am Bahnhof gibt", berichtet Bernhard Schlereth (CSU), Behindertenbeauftragter des Kissinger Stadtrats und selbst Rollstuhlfahrer. Die Bahnsteige in Bad Kissingen und Münnerstadt sind stufenfrei, aber eben nicht barrierefrei erreichbar. Stufenfrei bedeutet dabei, dass alle Reisenden ohne fremde Hilfe zum Bahnsteig gelangen können. Barrierefreiheit bedeutet hingegen, dass die gesamte Reisekette so organisiert ist, dass Rollstuhlfahrer, Blinde und Gehörlose den Zug allein benutzen können.

Schlereth habe sich bei der Bahn dafür eingesetzt, dass auch der Bahnhof in Bad Kissingen behindertengerecht gestaltet wird, allerdings leider erfolglos. Für einen Kurort wie Tourismus sei das schlecht, vor allem, weil der Zug für Menschen mit Behinderungen ein wichtiges Verkehrsmittel darstelle. Der Behindertenbeauftragte lobt dafür den Mobilitätsservice der Bahn, über den Gehbehinderte Ein-, Um- und Ausstiegshilfen wie zum Beispiel elektrische Hebebühnen, bestellen können. "Das klappt sehr zuverlässig", sagt er.

Während der Hammelburger Bahnhof seit 2013 barrierefrei ist und Ebenhausen es ab 2019 sein soll, haben Zugreisende in Bad Kissingen und Münnerstadt das Nachsehen. "In den aktuell laufenden Programmen von Bund und Freistaat konnten die beiden Bahnhöfe leider aus finanziellen Gründen nicht berücksichtigt werden", teilt der Bahnsprecher weiter mit. In den vergangenen zehn Jahren habe die DB rund 800 Millionen Euro in den barrierefreien Ausbau von größeren und Umsteigebahnhöfen investiert. Grundsätzlich werden die zur Verfügung stehenden Gelder so investiert, dass möglichst viele Reisende davon profitieren. Das heißt, dass große und mittlere Bahnhöfe sowie Umsteigebahnhöfe Priorität haben. Der barrierefreie Ausbau könne daher nur Schritt für Schritt erfolgen. "Mittelfristig sehen wir daher keine Chance, dass Bad Kissingen und Münnerstadt barrierefrei ausgebaut werden können", schreibt er weiter.


Barrierefreie Bahnhöfe in Bayern

Fortschritte Derzeit erreichen laut DB rund 80 Prozent der Reisenden in Bayern und damit täglich über eine Million Menschen barrierefrei die Bahnsteige. Rund 400 Bahnhöfe im Freistaat sind barrierefrei ausgebaut. Bis 2021 kommen weitere 115 dazu.